Gedichte. Rainer Maria Rilke
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Название: Gedichte

Автор: Rainer Maria Rilke

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783849633981

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СКАЧАТЬ dich mit Gestalt.

      Ich weiß: Du bist der Rätselhafte,

      um den die Zeit in Zögern stand.

      O wie so schön ich dich erschaffte

      in einer Stunde, die mich straffte,

      in einer Hoffahrt meiner Hand.

      Ich zeichnete viel ziere Risse,

      behorchte alle Hindernisse, –

      dann wurden mir die Pläne krank:

      es wirrten sich wie Dorngerank

      die Linien und die Ovale,

      bis tief in mir mit einem Male

      aus einem Griff ins Ungewisse

      die frommste aller Formen sprang.

      Ich kann mein Werk nicht überschaun

      und fühle doch: es steht vollendet.

      Aber, die Augen abgewendet,

      will ich es immer wieder baun.

      So ist mein Tagwerk, über dem

      mein Schatten liegt wie eine Schale.

      Und bin ich auch wie Laub und Lehm,

      sooft ich bete oder male

      ist Sonntag, und ich bin im Tale

      ein jubelndes Jerusalem.

      Ich bin die stolze Stadt des Herrn

      und sage ihn mit hundert Zungen;

      in mir ist Davids Dank verklungen:

      ich lag in Harfendämmerungen

      und atmete den Abendstern.

      Nach Aufgang gehen meine Gassen.

      Und bin ich lang vom Volk verlassen,

      so ists: damit ich größer bin.

      Ich höre jeden in mir schreiten

      und breite meine Einsamkeiten

      von Anbeginn zu Anbeginn.

      Ihr vielen unbestürmten Städte,

      habt ihr euch nie den Feind ersehnt?

      O daß er euch belagert hätte

      ein langes schwankendes Jahrzehnt.

      Bis ihr ihn trostlos und in Trauern,

      bis daß ihr hungernd ihn ertrugt;

      er liegt wie Landschaft vor den Mauern,

      denn also weiß er auszudauern

      um jene, die er heimgesucht.

      Schaut aus vom Rande eurer Dächer:

      da lagert er und wird nicht matt

      und wird nicht weniger und schwächer

      und schickt nicht Droher und Versprecher

      und Überreder in die Stadt.

      Er ist der große Mauerbrecher,

      der eine stumme Arbeit hat.

      Ich komme aus meinen Schwingen heim,

      mit denen ich mich verlor.

      Ich war Gesang, und Gott, der Reim,

      rauscht noch in meinem Ohr.

      Ich werde wieder still und schlicht,

      und meine Stimme steht;

      es senkte sich mein Angesicht

      zu besserem Gebet.

      Den andern war ich wie ein Wind,

      da ich sie rüttelnd rief.

      Weit war ich, wo die Engel sind,

      hoch, wo das Licht in Nichts zerrinnt –

      Gott aber dunkelt tief.

      Die Engel sind das letzte Wehn

      an seines Wipfels Saum;

      daß sie aus seinen Ästen gehn,

      ist ihnen wie ein Traum.

      Sie glauben dort dem Lichte mehr

      als Gottes schwarzer Kraft,

      es flüchtete sich Lucifer

      in ihre Nachbarschaft.

      Er ist der Fürst im Land des Lichts,

      und seine Stirne steht

      so steil am großen Glanz des Nichts,

      daß er, versengten Angesichts,

      nach Finsternissen fleht.

      Er ist der helle Gott der Zeit,

      zu dem sie laut erwacht,

      und weil er oft in Schmerzen schreit

      und oft in Schmerzen lacht,

      glaubt sie an seine Seligkeit

      und hangt an seiner Macht.

      Die Zeit ist wie ein welker Rand

      an einem Buchenblatt.

      Sie ist das glänzende Gewand,

      das Gott verworfen hat,

      als Er, der immer Tiefe war,

      ermüdete des Flugs

      und sich verbarg vor jedem Jahr,

      bis ihm sein wurzelhaftes Haar

      durch alle Dinge wuchs.

      Du wirst nur mit der Tat erfaßt,

      mit СКАЧАТЬ