Die Abenteuer des Schwarzen Gerard. Karl May
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Название: Die Abenteuer des Schwarzen Gerard

Автор: Karl May

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

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isbn: 9783849609566

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СКАЧАТЬ ich sicher. Ich mache Euch jedoch darauf aufmerksam, daß ich nur fünf Minuten für Euch übrig habe.« – »Das ist mir lieb«, lachte der Offizier. – »Und daß Ihr dann eine Leiche sein werdet.« – »Papperlapapp!« – »Scherzt Euch immerhin in den Tod hinein, ich habe nichts dagegen. Doch sagt mir zunächst, ob Ihr mich kennt!« – »Nein, ich habe nicht die Ehre!« – »Nun, so erlaubt, daß ich mich vorstelle! Man nennt mich den Schwarzen Gerard.«

      Als der Gefangene diesen Namen hörte, erbleichte er. Der Kläger aber fuhr fort:

      »Wenn ein Gefangener in die Hände der Franzosen fällt, wird er ohne Barmherzigkeit erschossen, obgleich Präsident Juarez Eure Kameraden, die er gefangennimmt, gütig behandelt hat. Ich gehöre zu Juarez, und Ihr seid mein Gefangener. Was wartet also Eurer? Der Tod!« – »Señor! Ich bin Offizier!« brauste der Kapitän auf. – »Ihr habt Euch nicht als Offizier betragen, werdet also auch nicht als solcher behandelt. Weiter, der zweite Anklagepunkt: Das Auge, das die Reize von Señorita Resedilla gesehen hat, darf nichts mehr sehen. Also: Tod!« – »Wer gibt diese Gesetze? Ihr seid ein Teufel!« – »Das mag Gott entscheiden. Ferner: Ihr seid als Spion zu den Komantschen gegangen, um sechshundert Krieger zu holen – also: Tod!«

      Der Gefangene erbleichte. Er widersprach nicht. Gerard fuhr fort:

      »Ihr wolltet in fünf Tagen mit Eurer Kompanie das Fort Guadeloupe überfallen, also: Tod! Diese Gründe sind genug; die anderen, die ich noch habe, will ich fallenlassen. Habt Ihr an jemand etwas auszurichten?«

      Gerard griff zu seiner Büchse, und nun erst sah der Gefangene ein, daß es vollständig ernst sei mit dem Urteilsspruch.

      »Ihr werdet mich doch nicht töten!« rief er. – »Ich werde unerbittlich sein! Ihr habt meine letzte Frage nicht beantwortet. Ich habe keine Zeit mehr. Betet ein letztes, lautes Vaterunser!« – »Wenn du mich tötest, so bist du nicht ein Richter, sondern mein Mörder!« – »Pah! Ein jeder Franzose, der sich jetzt in Mexiko befindet, ist ein Mörder!« – »Wer gibt dir das Recht, mich zu töten?« – »Das Präriegesetz. Du vergißt, auf welchem Boden wir uns befinden. Du hast gestern die Waffe nach mir gezückt; dein Leben ist also mein Eigentum, auch ohne die Gründe, die ich vorhin nannte. Bete!« – »Ich mag nicht«, erwiderte der Kapitän trotzig. »Du wirst es nicht wagen, mir das Leben zu nehmen.« – »Du wirst sofort das Gegenteil erfahren. Da du nicht beten willst, so mag Gott deiner armen Seele gnädig sein. Eins – zwei – drei!«

      Bei »drei« krachte der Schuß; die Kugel fuhr dem Gefangenen mitten durch die Stirn; er, der gestern noch so lebenslustig war, sank als Leiche nieder.

      Jetzt untersuchte Gerard die Kleider des Toten. Er fand weder eine Brieftasche, noch sonst Geschriebenes, wohl aber Uhr, Börse und Ringe; das alles ließ er stecken. Nun betete er ein stilles Vaterunser, gab das Pferd des Toten frei, sprang auf das seinige und brauste davon. Sein Gewissen machte ihm nicht den geringsten Vorwurf.

      Dieser einstige Schmied war im Laufe der Jahre ein ausgezeichneter Präriemann geworden. Er saß auf seinem Pferd bis gegen Mittag, dann fing er sich von der ersten besten Herde, an der er vorüberkam, ein anderes ein. Und so ging es immer im Galopp fort, bis er am nächsten Tag, kurz vor Anbruch des Abends, Chihuahua vor sich liegen sah.

      Er durfte sich weder bei Tag in die Stadt wagen, noch des Abends offen durch die ausgestellten Posten gehen, sondern mußte sich mit Lebensgefahr einschleichen. Darum band er sein Pferd im Wald fest und wartete die Dunkelheit ab. Dann näherte er sich der Stadt, in welcher er jedes Haus und jeden Schlich kannte.

      5. Kapitel.

      Nur einem solchen Mann wie Gerard konnte es gelingen, durch die Postenketten und über die aufgeworfenen Befestigungen hinwegzugelangen. Bald fand er sich an einer Reihe von Gärten, die ihm alle bekannt waren, voltigierte vorsichtig über den Zaun eines derselben, duckte sich zur Erde nieder und stieß dreimal den Ruf des schwarzköpfigen Geiers aus, wenn er aus dem Schlaf erwacht. Dieses Zeichen schien nicht gehört worden zu sein, denn er mußte es wiederholen, ehe er ein Pförtchen gehen hörte und eine dunkle Frauengestalt langsam herbeikam, um in kurzer Entfernung stehenzubleiben und mit unterdrückter Stimme zu fragen:

      »Wer ist da?« – »Mexiko«, antwortete er. – »Und wer kommt?« – »Juarez.« – »So warte ein wenig.«

      Nach diesen Worten entfernte sich die Gestalt und kehrte erst nach Verlauf von wohl einer Viertelstunde zurück. Jetzt aber kam sie ganz zu Gerard heran und sagte:

      »Hier ist das Gewand; den Weg habe ich freigemacht.«

      Mit diesen Worten reichte sie ihm eine Mönchskutte, die er über sein Gewand zog, und fuhr dann fort:

      »Heute müßt Ihr Euch doppelt in acht nehmen.« – »Warum?« – »Sie hat den Major zu sich bestellt.« – »Das ist mir lieb. Ist er bereits bei ihr?« – »Nein. Er kommt erst nach zwei Stunden.« – »Gut. Hier ist meine Büchse, bewahre sie sorgfältig auf.« – »Wann kehrt Ihr zurück?« – »Das weiß ich noch nicht. Ich werde dich wecken, wenn ich komme.«

      Gerard schlug darauf die Kutte um sich zusammen und schritt nach links davon, wo sich in der Mauer eine kleine Tür befand, die bereits offenstand. Er trat in einen Hof, an dessen Seite sich ein Säulengang hinzog. Eine schmale Stiege führte hinauf, nach der Stelle, wo der Hof am dunkelsten war. Er stieg sie empor und fand dort oben in einem Winkel eine Holztür geöffnet. Hier trat er ein, ging im Finstern abermals durch einige bereits geöffnete Türen und stand endlich vor einer, die verschlossen war. Er klopfte an, und ein lautes, von einer Silberstimme gerufenes »Herein!« antwortete. Zugleich wurde ein Riegel zurückgeschoben, und die Tür tat sich auf.

      Ein glänzendes, blendendes Lichtmeer flutete ihm entgegen, und mitten in diesem See von Glanz und Licht stand eine Frauengestalt, deren Schönheit ganz unmöglich zu beschreiben war. Es wäre kein Wunder gewesen, wenn sich jeder, der sie in dieser Toilette gesehen, vor ihr niedergeworfen hätte.

      Ein beispiellos reiches, schwarzes Lockenhaar war auf einem wahren Feenköpfchen zu einer hohen Krone geordnet und flutete doch noch immer über die Hüften hernieder, und dieses herrlichen Schmuckes wert war jeder einzelne Teil der hohen, königlichen Gestalt. Keine Maria Theresia, Katharina oder Kleopatra, keine Melusina oder Märchenkönigin war mit diesem Weib oder Mädchen zu vergleichen, das eine Toilette trug, so einfach und doch ausgesucht, daß man sie staunend bewundern mußte. Da lag kein Puder auf den Wangen; da war nichts imitiert an der herrlichen Gestalt, und doch hätte man kaum glauben mögen, daß die Natur fähig sei, ein Weib in solch poetischer Vollendung zu schaffen.

      Wie arm und gering stand dagegen der Präriejäger vor ihr, der im letzten Zimmer seine Kutte wieder abgeworfen hatte. Und doch hielt er seine Gestalt stolz erhoben, und doch leuchtete ihre Augen vor Glück und Wonne, ihn bei sich zu sehen. Sie trat ihm entgegen und gab ihm beide Hände.

      »Endlich, endlich wieder einmal, lieber Gerard«, rief sie. »Ich danke dir, daß du mir diese Freude machst. Komm, laß dich küssen!«

      Sie umarmte ihn und küßte seinen Mund mit der Innigkeit einer glücklichen Braut, während er sich nicht veranlaßt fühlte, diesen Kuß zu erwidern. Sie zog ihn dann nach dem Diwan, setzte sich neben ihn, umschlang ihn mit den Armen und legte ihr Köpfchen, dieses von einem Maler gar nicht wiederzugebende Köpfchen, an sein Herz.

      So saßen sie da, er in seiner alten, schmutzigen, blutgetränkten Bluse und sie in dem kostbaren Seidenkleid.

      »Du wolltest ausgehen, wie ich sehe?« nahm er endlich kalt das Wort. – »Ja. Ich wollte СКАЧАТЬ