Der sterbende Sherlock Holmes. Arthur Conan Doyle
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Читать онлайн книгу Der sterbende Sherlock Holmes - Arthur Conan Doyle страница 6

Название: Der sterbende Sherlock Holmes

Автор: Arthur Conan Doyle

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783955012328

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СКАЧАТЬ jemandes, der einen Schlafenden aufwecken will. Zugleich vernahm ich ein Geräusch, als schüttelte er den Kranken heftig an der Schulter.

      »Sind Sie das, Herr Smith?« flüsterte Holmes. »Ich durfte ja kaum hoffen, daß Sie zu mir kämen.«

      Der andere lachte.

      »Allerdings,« sagte er. »Und dennoch, wie Sie sehen, bin ich sofort gekommen. Feurige Kohlen, Holmes – feurige Kohlen!«

      »Es ist sehr gütig von Ihnen – das ist edel gehandelt. Ich schätze Ihre besonderen Kenntnisse von gewissen Krankheiten.«

      Herr Smith lachte wieder.

      »Ja, das tun Sie. Zum Glück sind Sie der einzige in London, der das tut. Wissen Sie, was Ihnen fehlt?«

      »Dasselbe,« antwortete Holmes.

      »Aha, Sie erkennen die Symptome wieder?«

      »Nur zu gut!«

      »Tja, Holmes, es überraschte mich nicht, wenn es wirklich ›dasselbe‹ wäre. Es steht schlimm mit Ihnen, wenn es so ist. Der arme Viktor war binnen vier Tagen tot – ein kräftiger, gesunder junger Mensch. Wie Sie ganz richtig damals sagten, war es auffallend, daß er eine so entlegene ostasiatische Krankheit im Herzen Londons sich zuzog. Ausgerechnet die Krankheit, deren Erforschung mich schon so lange beschäftigte. Das ist ein merkwürdiger – Zufall, Holmes. Es war in der Tat meisterhaft von Ihnen, daß Sie darauf kamen, aber sehr unfreundlich, daß Sie da von Ursache und Wirkung sprachen.«

      »Ich weiß, daß Sie es getan haben!«

      »O, Sie wissen es, so! Aber beweisen konnten Sie es eben doch nicht. Was halten Sie eigentlich von sich selbst, wenn Sie erst solche Gerüchte über mich ausstreuen und dann bei mir um Hilfe winseln, sobald Sie in Not sind? Was ist das für ein Spiel, he?«

      Ich hörte das stoßweise Röcheln und Luftholen des Kranken. »Das Wasser,« bat er.

      »Sie sind Ihrem Ende schon recht nahe, Holmes, aber ich möchte nicht, daß Sie sterben, ehe ich nicht noch ein Wort mit Ihnen gesprochen habe. Deshalb gebe ich Ihnen das Wasser. Da, verschütten Sie es nicht. So ist's recht! Können Sie verstehen, was ich sage?«

      Holmes stöhnte.

      »Tun Sie, was Sie können für mich. Lassen Sie Vergangenes vergangen sein,« flüsterte er fast tonlos. »Ich will mich an nichts mehr erinnern – ich schwöre es. Machen Sie mich gesund, und ich will's vergessen.«

      »Was vergessen?«

      »Viktor Savages Tod meine ich. Sie haben soeben so gut wie eingestanden, daß Sie es getan haben. Ich will's vergessen.«

      »Sie mögen es vergessen oder nicht, ganz wie es Ihnen beliebt. Sie sehe ich nicht mehr auf der Zeugenbank! Kein Gericht, außer dem Nachlaßgericht, wird sich mehr mit Ihnen befassen, das versichere ich Ihnen. Es ist mir ganz gleichgültig, ob Sie es wissen, wie mein Neffe starb. Auch bin ich nicht hergekommen, um über ihn hier zu reden, sondern über Sie.«

      »Ja, ja.«

      »Der Mensch, den Sie zu mir um Hilfe schickten – wie heißt er doch? – sagte, Sie hätten sich die Infektion in den Docks bei den chinesischen Seeleuten geholt.«

      »Ich wüßte keine andere Möglichkeit.«

      »Sie sind so stolz auf Ihren überlegenen Verstand, Holmes. Sie halten sich für so klug, nicht wahr? Aber diesmal sind Sie an einen Klügeren geraten. Jetzt denken Sie einmal nach, Holmes. Können Sie sich keine andere Möglichkeit denken, wie Sie zu der Krankheit kommen konnten?«

      »Ich kann nicht nachdenken. Mein Kopf ist so müde. Ums Himmels willen, helfen Sie mir!«

      »Ja, ich will Ihnen helfen. Nämlich zu verstehen, weshalb Sie krank sind. Das sollen Sie noch erfahren, ehe Sie sterben.«

      »Geben Sie mir etwas, um diese Schmerzen zu mildern!«

      »Schmerzen haben Sie? Stimmt! Die Kulis fingen auch allemal an zu wimmern, wenn es gegen das Ende ging. Es ist wie so ein Krampf da drinnen in der Brust, nicht?«

      »Ja, ja, wie ein Krampf. Oh!«

      »Also passen Sie auf! Können Sie sich nicht ein ungewöhnliches Vorkommnis denken, vor drei Tagen etwa, kurz bevor Sie krank wurden?«

      »Nein, nein; nichts!«

      »Denken Sie gut nach!«

      »Ich bin zu krank zum Denken.«

      »Nun, so will ich Ihnen helfen. Kam da nicht etwas mit der Post?«

      »Mit der Post?«

      »Ja, eine Dose zum Beispiel.«

      »O ich kann nicht mehr –«

      Holmes murmelte noch wenige zusammenhanglose Worte, dann war es still. Er schien in Ohnmacht gesunken. Nach einer kleinen Weile rief Herr Smith: »Holmes, Holmes!« und es hörte sich wieder so an, als schüttele er den Sterbenden. Ich mußte mit aller Macht an mich halten, um nicht aus meinem Versteck hervor und dem Rohling an den Hals zu springen.

      »Sie müssen mich hören!« schrie er. »Erinnern Sie sich an die Dose? Eine Elfenbeindose? Sie kam am Donnerstag, Sie haben Sie aufgemacht, entsinnen Sie sich?«

      »Ja, ja – aufgemacht. Da war eine Sprungfeder drin. Ein Scherz –«

      »Alles andere als ein Scherz! Verlassen Sie sich darauf. Sie Narr, Sie wollten es ja nicht anders haben. Nun haben Sie es. Wer hat Ihnen befohlen, meine Wege zu kreuzen? Hätten Sie mich in Ruhe gelassen, dann hätte ich Ihnen nichts getan.«

      »Ich erinnere mich«, stöhnte Holmes. »Die Feder! Sie hat mich in den Finger gestochen. Die Dose – da steht sie auf dem Tisch.«

      »Da ist sie ja! Wahrhaftig meine Dose. Ich werde sie mitnehmen, sie wäre Ihr einziges Beweisstück. Aber Sie kennen jetzt die Wahrheit, Holmes, und Sie sterben mit dem Wissen, daß ich Sie töte. Sie wußten zu viel vom Schicksal Viktor Savages, also müssen Sie es jetzt mit ihm teilen. Sie sind Ihrem Ende sehr nahe, Holmes. Ich will hier Platz nehmen und vollends zusehen, wie Sie sterben.«

      Ich hörte einen Stuhl rücken. Dann nach einer Weile ein leises Flüstern von Holmes.

      »Was soll ich tun?« fragte Smith. »Das Gas aufdrehen? Aha, Sie sehen schon die Schatten sich herniedersenken. Ja, ich will hell machen, damit ich Sie besser sehen kann.« Er schritt durchs Zimmer, und plötzlich wurde es hell. »Kann ich Ihnen irgend sonst noch einen kleinen Dienst erweisen, Holmes?«

      »Eine Zigarette und ein Streichholz.«

      Ich hätte hinter dem Bett beinahe aufgeschrien vor Freude und Staunen: Holmes sprach mit seiner gewöhnlichen Stimme. Vielleicht etwas leiser als sonst, aber es war die alte, mir so gut bekannte Stimme wieder. Eine lange Pause trat ein, und ich fühlte, daß Culverton Smith in stummem Staunen dastand und auf meinen Freund hernieder sah.

      »Was soll das bedeuten?« hörte ich ihn endlich fragen, mit trockener, harter Stimme.

      »Die beste Methode, eine Rolle zu spielen,« sagte СКАЧАТЬ