Название: Operation Maulwurf
Автор: Mila Roth
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Spionin wider Willen
isbn: 9783967110272
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Janna seufzte. Sie erinnerte sich ebenfalls an jenen Tag, und es war ihr nach wie vor unangenehm, dass sie ihre Entscheidung so kurzfristig wieder umgeworfen hatte. »Ich weiß, Feli. Es wäre besser gewesen, euch nichts zu sagen, aber ich dachte wirklich ...« Sie suchte nach den rechten Worten. »Ich dachte, wenn ich endlich ernst mache und mit Sander ... du weißt schon ...«
»Sex habe«, ergänzte Feli mit einem schiefen Grinsen. »Ich bin nach wie vor der Meinung, dass dir das nach der langen Zeit wirklich mal guttäte.«
»Feli!« Janna schüttelte mit gespielter Entrüstung den Kopf, wurde jedoch gleich wieder ernst. »Das war wirklich mein Plan, aber irgendwie ...«
»Ging es nicht«, ergänzte Feli kopfschüttelnd. »Jetzt sag mir aber nicht, du hattest Angst davor. Du bist ja schließlich keine Jungfrau mehr oder so was. Und du hättest ja auch nicht gleich mit ihm Schluss machen müssen.«
»Doch.« Janna strich beiläufig über die Tapetenmuster, die sie auf dem Küchentisch ihrer Eltern ausgebreitet hatte. »Doch, Feli, das musste ich. Mir ist nämlich etwas klar geworden.«
»Und das wäre?« Feli musterte sie aufmerksam.
Janna knabberte an ihrer Unterlippe. Sie wusste nicht, wie sie ihrer Schwester verständlich machen sollte, was in ihr vorging, ohne sich damit um Kopf und Kragen zu reden. »Feli, du weißt doch, wie ich zu Beziehungen stehe und zu ... na ja, du weißt schon.«
»Und wie ich das weiß.« Ihre Schwester lächelte gutmütig. »Kein Sex ohne die wahre Liebe. An sich vollkommen okay, aber der Mann, der bei dir ran will, muss auch noch zusätzlich ein Gelübde ablegen, dass er bis an sein Lebensende an deiner Seite bleiben und dich anbeten wird. Ich kann zwar verstehen, dass du nach dem Desaster mit Erik auf Nummer sicher gehen willst, aber ein bisschen altbacken sind deine Vorstellungen schon, das ist dir doch wohl klar? Aber was soll‘s. Ist ja dein Leben.«
»Ganz genau.« Janna nickte. »Und deshalb konnte ich nicht länger mit Sander zusammen sein. Es wäre unfair ihm gegenüber, weil ich ihn einfach nicht liebe. Na ja, jedenfalls nicht so, wie es sein sollte.«
»Wie sollte es denn sein?«
Janna wand sich. Genau das war der Punkt, über den sie lieber geschwiegen hätte, weil sie nicht sicher war, ob sie nicht ein bisschen übers Ziel hinausschoss. Denn letztlich beruhte ihre Entscheidung, sich von Sander zu trennen, auf einer winzigen, vollkommen unbedeutenden Begebenheit, die eigentlich schon längst der Vergessenheit angehören sollte.
Doch schon ein kurzer Gedanke an jenen Nachmittag auf Pützchens Markt ließ die Erinnerung sogleich in aller Deutlichkeit zurückkehren. Dabei war die Sache wirklich bedeutungslos und ganz sicher nur der Tatsache geschuldet, dass sie sich in einer Ausnahmesituation befunden hatte.
Bei ihrem letzten Einsatz hatten Markus Neumann und sie zur Tarnung ein verliebtes Paar in inniger Umarmung mimen müssen. Dabei war sie dem ausgesprochen gut aussehenden Agenten zwangsläufig sehr nahegekommen. Noch jetzt spürte sie eine leichte Gänsehaut, wenn sie daran dachte, wie seine Lippen ihre Halsbeuge gestreift hatten. Verlegen blickte sie Feli an, die sie erwartungsvoll ansah.
Schließlich fragte sie: »Hattest du jemals dieses Gefühl, unter Strom zu stehen, wenn du einem Mann nahegekommen bist?«
Feli runzelte die Stirn. Mit dieser Frage hatte sie offenbar nicht gerechnet. Dann nickte sie jedoch. »Ja, schon irgendwie. Ist doch ganz natürlich, jedenfalls, wenn es ein klasse Typ ist.«
»Eben.« Janna nickte zustimmend. »Und genau dieses Gefühl habe ich bei Sander nicht. Hatte ich auch nie. Er ist zuvorkommend, aufmerksam, liebevoll ... Alles, was eine Frau sich wünschen kann.«
»Aber kein Stromstoß«, schloss Feli.
»Nicht mal eine statische Entladung.«
»Aha.« Nachdenklich wickelte sich Feli eine ihrer langen blonden Locken um den Zeigefinger. Dann richtete sie sich plötzlich kerzengerade auf. »Ha!«
Janna zuckte bei diesem Ausruf erschrocken zusammen. »Was ha?«
Ihre Schwester grinste breit und gestikulierte mit dem rechten Zeigefinger vor Jannas Nase herum. »Du hast einen anderen.«
»Nein, hab ich nicht!«
»Einen mit Stromanschluss.«
»Feli!« Entrüstet starrte Janna sie an, musste aber sehr an sich halten, um nicht zu lachen.
Feli prustete. »Na ja, nicht so einen aus dem Erotik-Shop für neunzehn Euro neunundneunzig! Komm schon, gib‘s zu. Du hast jemand anderen kennengelernt.« Sie streckte die Hand aus und zupfte an einer von Jannas kupferroten Locken. »Deshalb auch die neue Frisur. Steht dir übrigens ausgezeichnet.«
Verlegen strich sich Janna durchs Haar. »Das ist doch nichts ... Ich habe bloß die Spitzen schneiden lassen wollen. Aber die Friseurin meinte, sie müsse unbedingt ein bisschen Façon in die Locken bringen, damit sie üppiger auf meine Schultern fallen. Das waren ihre Worte, nicht meine. Also hat sie hier und da ein bisschen herumgeschnippelt.«
Feli griff nach ihrem Glas Orangensaft und nippte daran. »Erzähl mir nichts, Janna. Du hast dir die letzten zehn Jahre nicht an deinen Haaren herumschnippeln lassen, wie du es nennst. Immer nur Spitzen schneiden und fertig.«
»Nun übertreib doch nicht so maßlos!«
»Und jetzt schau dir das an«, fuhr Feli fort, ohne auf Jannas Einwand zu achten. Wieder zupfte sie an einer von Jannas Locken herum. »Wenn du jetzt noch die ewigen Jeans im Schrank lassen und stattdessen mal einen kurzen Rock tragen würdest, lägen dir die Kerle reihenweise zu Füßen.«
»Feli, ich bin keine dreiundzwanzig mehr und habe es nicht nötig, mich in kurze Röcke zu quetschen, nur um auf irgendjemanden Eindruck zu machen.«
»Ja, Omi.« Ihre Schwester kicherte. »Hast ja recht. Dein wahrhaft biblisches Alter bewahrt dich vor solchen Unannehmlichkeiten. Wie alt bist du noch mal? Dreihundertzwanzig? Ach nein, sorry, doch erst zweiunddreißig.« Sie schüttelte den Kopf.
Nun musste Janna doch lachen. »Du weißt, dass ich das so nicht gemeint habe.«
»Klar weiß ich das.« Mit wenigen Schlucken leerte Feli ihr Glas und stellte es geräuschvoll auf dem Küchentisch ab. »Na ja, dein natürlicher Charme dürfte wohl auch den einen oder anderen Mann anziehen. Es gibt ja welche, die durchaus darauf stehen.« Ein lauernder Ausdruck trat in ihre Augen. »Also, sag schon, wie heißt er? Woher kommt er? Was macht er, und wo hast du ihn kennengelernt?«
***
Bonn, Kaiserstraße
Institut für Europäische Meinungsforschung
Samstag, 1. Oktober, 15:00 Uhr
»Neumann, in mein Dienstzimmer!«, bellte Walter Bernstein und schloss sogleich wieder die Glastür des Großraumbüros hinter sich.
Markus Neumann verdrehte die Augen. Er hatte gerade nach СКАЧАТЬ