Reich mit Raritäten. Gerald Pilz
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Название: Reich mit Raritäten

Автор: Gerald Pilz

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная деловая литература

Серия:

isbn: 9783739800134

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СКАЧАТЬ USA sind in der Numismatik ein exotischer, aber interessanter Sonderfall. Zum einen haben es dort Anleger wesentlich einfacher als in Europa. In den USA gibt es nämlich ein differenziertes einheitliches Bewertungssystem, nach dem eine Münze eingestuft wird. Schon beim Kauf vom Händler wissen Sie, welchen Erhaltungsgrad die Münze hat.

      Hierzulande hingegen gehen die Meinungen weit auseinander, so dass Ihre Münze unter Umständen viel schlechter bewertet wird, als Sie anfangs dachten. Damit kann ein drastischer Wertverlust einhergehen. Die Katalogpreise gehen immer von der besten Erhaltungsstufe aus. In der Praxis ist diese so gut wie nie gegeben. Ähnlich wie bei Briefmarken sind daher die Wertangaben in Katalogen drastisch zu reduzieren, um eine realistische Vorstellung von den tatsächlichen Preisen zu erhalten.

       WISSENSWERT

      In den USA hingegen werden Münzen nach einem standardisierten System eingeordnet, das sich in der Regel als zuverlässig erweist. Beim Händler erhalten Sie ein eigenes Echtheitszertifikat, das den Erhaltungsgrad offiziell ausweist. Als Maßstab und Instanz dienen zwei Verbände, nämlich der Professional Coin Grading Service (PCGS) und die Numismatic Guaranty Corporation (NGC), die dieses System entwickelt haben und so für ein hohes Maß an Transparenz sorgen. Im Vergleich dazu ist der traditionelle Münzhandel in Europa wenig anlegerfreundlich.

      Eine zweite Besonderheit, die nur Goldmünzen betrifft, ergibt sich aus der amerikanischen Geschichte. Nach der schweren Weltwirtschaftskrise von 1929 beschloss der Präsident 1933, ein vollständiges Goldverbot zu erlassen. Goldmünzen mussten gegen einen staatlich festgelegten Kurs zwangsweise in US-Dollar umgetauscht werden. Banksafes konnten nur in Gegenwart eines Beamten geöffnet werden. Wer den Goldbesitz verschwieg und erwischt wurde, musste mit harten Strafen rechnen. Erst Mitte der siebziger Jahre wurde das Goldverbot in den USA wieder aufgehoben. Auch in anderen Ländern – in Deutschland in der Weimarer Republik und während der NS-Zeit – gab es ein umfassendes Goldverbot, das rigoros umgesetzt wurde. Selbst staatliche Gold- und Silbermünzen wurden in Deutschland eingezogen.

      In den USA ließ Präsident Roosevelt die Goldmünzen einschmelzen. Experten gehen davon aus, dass über 90 Prozent aller Goldmünzen, die vor 1933 ausgegeben wurden, auf diese Weise unwiderruflich im Schmelztiegel verschwanden und zu Goldbarren gegossen wurden. Aus diesem Grunde wurde das Angebot an amerikanischen Goldmünzen durch diese staatliche Maßnahme künstlich verknappt. Solche Münzen sind daher eine wahre Rarität, was sich in den Preisen niederschlägt. Hinzu kommt, dass im 19. Jahrhundert bereits schon einmal eine Einschmelzung stattgefunden hat. Im Jahr 1834 hatte der US-Präsident beschlossen, die Goldmünzen aus dem Zeitraum von 1795 bis 1834 dem Geldkreislauf zu entziehen. Auch diese Münzen verschwanden fast vollständig im Schmelztiegel.

      Daher sind gerade amerikanische Goldmünzen als Investment lukrativ. In Europa hingegen – insbesondere in Deutschland – gab es unzählige Fürstentümer, Grafschaften, Königreiche, geistliche Territorien und Stadtstaaten, die ein eigenes Münzrecht hatten. Hinzu kommen Zwergstaaten wie Monaco, Luxemburg, Liechtenstein, San Marino, Andorra und die Schweizer Kantone, was bei der Münzprägung zu einer kaum überschaubaren Vielfalt und zu einem numismatischen Flickenteppich führt.

       Das Währungssystem von Bretton Woods und dessen Ende

      Das Münzsammeln verdankt seinen kometenhaften Aufschwung im 20. Jahrhundert eigentlich einem anderen Umstand, der mehr etwas mit dem Währungssystem zu tun hat.

      Im Jahr 1944, als sich der Zweite Weltkrieg dem Ende zuneigte, trafen sich in einem unbedeutenden kleinen Dorf in der tiefsten Provinz namens Bretton Woods die wichtigsten Wirtschaftspolitiker der Alliierten, um dort über die Nachkriegsordnung und das Wirtschaftssystem zu beraten.

      Es wurde ein Konzept entworfen, das den US-Dollar als Ankerwährung vorsah. Alle anderen wichtigen Währungen sollten in festen Relationen zum Greenback gehandelt werden. Zusätzlich wurde beschlossen, dass die US-Notenbank für Ausländer eine Goldeinlösepflicht übernahm. Das bedeutete: Deutsche, französische oder britische Händler, Staaten oder Kunden konnten jederzeit darauf bestehen, ihre US-Dollars in Gold umzutauschen.

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      Das Währungssystem von Bretton Woods sorgte nach 1945 für eine große Stabilität und beflügelte den Welthandel. Der Weg für die Wirtschaftswunderjahre der Fünfziger wurde so geebnet.

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      Doch der schleichende Niedergang setzte ein, als die USA sich in Vietnam verausgabten und die Staatsschulden in die Höhe schnellten. Die astronomischen militärischen Ausgaben für den Konflikt in Indochina überforderten Washington. Nach außen behielt man einfach die Währungsrelationen bei und führte nur gelegentlich kleinere Korrekturen durch. Aber im Gebälk des morschen Währungssystems knirschte es bereits heftig, da einige Experten zunehmend zweifelten, ob die USA langfristig die US-Dollarbestände, die vom Ausland gehalten wurden, im Notfall in Gold umtauschen konnten. An der Oberfläche jedoch schien das System einwandfrei zu arbeiten. Die Krise wurde lange Zeit einfach verdrängt.

      Der Stein geriet ins Rollen, als Frankreichs Präsident darauf bestand, die vorhandenen US-Dollars in Gold einzutauschen.

      In Paris ahnte man längst, dass der Greenback stetig an Wert verlor und dass nur noch das Währungskorsett von Bretton Woods den Verfall verschleierte.

      In Washington war man über dieses Misstrauen und das Ersuchen Frankreichs ungehalten, konnte aber vor der Weltöffentlichkeit nicht die desolate Situation eingestehen, ohne eine weitere Lawine auszulösen. Deshalb wurden Tonnen von Gold per Schiff nach Frankreich transportiert.

      Doch allen Fachleuten war inzwischen klar, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die USA sich gezwungen sahen, die Goldeinlösepflicht aufzuheben.

      Im August 1971 war es schließlich so weit: Der jahrelange Vietnamkrieg hat den US-Haushalt zerrüttet, und das System von Bretton Woods war am Ende. Die USA konnten für ihre US-Dollars nicht mehr mit Gold bürgen. Danach dauerte es nur noch wenige Wochen, bis sämtliche festgelegten Währungskurse freigegeben wurden. Der Wert des US-Dollars, des Franc, der D-Mark und des Britischen Pfunds richtete sich nun – wie bei allen anderen Waren oder Rohstoffen – nach dem Spiel von Angebot und Nachfrage. Dieses Prinzip wird als „Floating“ bezeichnet. Einige Währungen gerieten erheblich unter Druck, und die gesamte Weltwirtschaft wurde von den stetig schwankenden Währungen ziemlich in Mitleidenschaft gezogen.

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      Der lustige „Twist“ der Nachkriegswährungen hatte sich in das wilde „Woodstock“ des freien Devisenhandels verwandelt.

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      Doch es geschah noch etwas Bemerkenswertes: Das Gold, das bisher an den US-Dollar nach einem staatlich festgelegten Kurs gekettet war, streifte das lästige und beklemmende Währungskorsett ab und entfesselte eine Preisentwicklung, die bis dahin niemand für möglich gehalten hatte. Während das gelbe Edelmetall über ein halbes Jahrhundert lang zwischen 25 und 35 US-Dollar pendelte, kannte der Preis nun kein Halten mehr. Fast monatlich schoss der Goldkurs in die Höhe.

      Am Ende des „goldenen“ Jahrzehnts – im Jahr 1980 – erreichte der Preis des gelben Edelmetalls mit 850 US-Dollar je Feinunze (31,1 g) einen historischen Rekord. Erst in unserer Zeit schaffte der Goldpreis es, den Gipfel von rund 1900 US-Dollar zu bezwingen.

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