Reich mit Raritäten. Gerald Pilz
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Название: Reich mit Raritäten

Автор: Gerald Pilz

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная деловая литература

Серия:

isbn: 9783739800134

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СКАЧАТЬ sind mehr schmückendes Beiwerk; denn über 90 Prozent des Gesamtwertes wird von einigen wenigen Raritäten bestimmt. Es kommt daher nicht auf den Umfang von Alben an, sondern ob die wirklich wertvollen Marken, die nur fünf oder zehn Exemplare umfassen, in bester Erhaltung vorhanden sind.

      Wenn Sie Briefmarken unter Renditeaspekten sammeln möchten, brauchen Sie nicht ein komplettes Fachgebiet abdecken, sondern es genügt, wenn Sie sich die erlesenen Raritäten zulegen.

       ACHTUNG

      Pauschal lässt sich für deutsche Briefmarken sagen: Vergessen Sie alles, was nach 1960 erschienen ist. Diese Massenauflagen werden nie an Wert gewinnen. Die gesamten Jahrgänge, so traurig das klingen mag, sind im Grunde fast nichts wert. Schon für weniger als 200 Euro erhalten Sie eine vollständige Briefmarkensammlung für Gesamtdeutschland, die alle Marken seit 1960 bis zum Ende der DM im Jahr 2002 umfasst. Nur seltene Fehldrucke oder Besonderheiten aus diesen Jahren haben ein Wertsteigerungspotenzial.

      Vergessen Sie also voluminöse Alben, aus denen ganze Jahrgänge hervorquellen und auf denen sich der Staub niederlässt. Auch geheimnisvolle Dachbodenfunde zu Schnäppchenpreisen mit Katalogwerten jenseits der 10.000-Euro-Marke sind nichts anderes als eine Illusion und ein fraglicher Marketing-Gag.

      Selbst bei den eher lukrativen Exemplaren aus den fünfziger Jahren sollten Sie eine sorgfältige Auswahl treffen. Gerade einmal eine Handvoll Briefmarken aus dieser Dekade birgt Seltenheitswert. In diesen Fällen spielt die Erhaltung eine unbestrittene Rolle; schon kleinste Beschädigungen der Zähne, die nur unter der Vergrößerung zu sehen sind, mindern den Wert dramatisch.

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      Da Fälschungen dieser begehrten Raritäten häufig vorkommen, sollten Sie auf ein Gutachten bestehen.

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      Sehr seltene Briefmarken steigen natürlich stetig in ihrem Wert. Wenn Sie das Glück gehabt hätten, die erste Briefmarke der Welt zu besitzen, dann wären Sie bereits heute mehrfacher Millionär und könnten einen Tequila Sunrise in der Karibik schlürfen.

       Die Geschichte der Briefmarke

      Bekanntlich haben die Briten das Kleinod für den Briefverkehr erfunden: Im Jahr 1840 erschien die erste Briefmarke der Welt in London. Sie wurde von Rowland Hill entworfen und zeigte das Porträt von Königin Victoria.

      Deutschland zog etwas später nach. Im Jahr 1851 konnte man erstmals im damals sehr fortschrittlichen Großherzogtum Baden einen Brief mit einer Neun-Kreuzer-Marke frankieren. Hätte ihr Urururgroßvater einen netten Brief an seine Geliebte in Karlsruhe geschrieben und die Marke für Sie aufbewahrt, hätten Sie heute immerhin ein Vermögen von 1,5 Millionen Euro und könnten Ihren Lebensabend auf einer Jacht im Mittelmeer und nicht in Karlsruhe verbringen.

       WISSENSWERT

      Den eigentlichen Ruhm, die Briefmarke in Deutschland eingeführt zu haben, gebührt natürlich den Bayern. Schon im November 1849 kam der „Schwarze Einser“ heraus, der den Wert von einem Kreuzer hatte. Diese Marke ist besonders wertvoll; denn sie wurde erstaunlicherweise am 1. November aufgelegt, also an Allerheiligen – einem katholischen Feiertag in Bayern. Da kaum ein Postamt geöffnet hatte, gibt es so gut wie keine abgestempelten „Schwarzen Einser“.

      Eines der wenig erhaltenen Exemplare ziert einen Brief aus Deggendorf. Danach beschloss das Königreich Bayern übrigens sehr bald, den „Schwarzen Einser“ zu ersetzen; denn die Marken konnten mit der schwarzen Stempelfarbe nur schlecht entwertet werden. Auf dem schwarzen Hintergrund war der Stempel kaum zu erkennen. Deshalb beschloss die Postverwaltung in München, rosafarbene, rote und orangefarbene Marken herauszugeben. Damals waren in Bayern noch keine Motive auf den Postwertzeichen üblich (der obligatorische Enzian, ein Stillleben mit einer bayerischen Brotzeit und das Alpenpanorama sind uns also erspart geblieben).

      Der „Schwarze Einser“ ist leider in einer Auflage von fast 833.000 Stück erschienen und gilt daher nicht als sehr selten. Ein gut erhaltenes Exemplar erzielt dennoch heute einen Marktwert zwischen 1.000 und 3.000 Euro. Im Jahr 2010 erbrachte ein Bogen mit 90 „Schwarzen Einsern“ bei einer Auktion einen Zuschlag von immerhin 300.000 Euro.

       WISSENSWERT

      1841 gab es bereits Briefmarken in den USA, und 1843 führte Brasilien die so genannten „Ochsenaugen“ ein, die ihren Namen dem Kreis verdanken, der die Zahl umgab. Brasilien behielt die lustige Bezeichnung bei und nannte spätere Editionen im 19. Jahrhundert „Katzen-“ und „Ziegenaugen“. Wenig kundenfreundlich war indes die Handhabung. Man musste die Briefmarke noch selbst mit einer Schere vom Bogen schneiden (welch ein Glück, dass wir heute sogar selbstklebende Marken haben).

      Zu den Vorreitern in der Geschichte der Briefmarke zählen auch die Schweizer Kantone Zürich (1843) und Genf (1843). 1850 folgten die Staaten Österreich (mit dem „Wappenschild“), Preußen, Schleswig-Holstein und Hannover. Der Vatikanstaat entschloss sich erst 1929, eigene Briefmarken herauszubringen.

      Die zu Dänemark gehörenden Faröer-Inseln stießen erst 1975 zur Briefmarkengemeinde vor, als der Archipel zum eigenständigen Postgebiet erhoben wurde. Die autonome und jahrhundertealte Mönchsrepublik Athos im Norden Griechenlands brachte gar erst im Jahr 2008 ihre eigenen Postwertzeichen heraus.

       Die Rendite von Briefmarken

      Die Briten, die der Welt die Postwertzeichen beschert haben, waren auch diejenigen, die die Geldanlage in Briefmarken perfektionierten und die Leidenschaft für die bunten Bildchen entdeckten. So erstaunt es wohl auch niemanden, wenn es eigene Briefmarkenindizes gibt, die genau die Wertentwicklung eines Briefmarkenportfolios nachzeichnen. So avancieren die illustren Postwertzeichen fast zu Aktien, deren Wertentwicklung an einem Index abgelesen werden kann. Unbestrittener Pionier auf diesem Gebiet ist das älteste Handelshaus für Briefmarken in London: Stanley Gibbons.

       WISSENSWERT

      Einer der bekanntesten Indizes ist der GB250 Index, der die 250 wichtigsten Briefmarken Großbritanniens umfasst. Dieser Index ist so bedeutend, dass er selbst von dem weltweit anerkannten und renommierten Börsendienst Bloomberg verwendet wird. In den vergangenen 12 Jahren erzielte dieser Index eine jährliche Rendite von beachtlichen 13,14 Prozent. Daneben verblassen nicht nur Ihre Sparbücher und Tagesgeldkonten, sondern auch Aktienanlagen müssen sich geschlagen geben. Im weltweiten Durchschnitt kommt eine Aktienanlage über viele Jahrzehnte auf eine jährliche Wertsteigerung zwischen 7 und 10 Prozent (es sei denn, Sie haben in ein Schwellenland investiert, das ein starkes Wirtschaftswachstum verzeichnet – aber hier gibt es beträchtliche Risiken und die Gefahr großer Verluste).

      Der Briefmarkenindex wurde erst vor 12 Jahren konstruiert und ist damit vielleicht noch nicht so aussagekräftig.

      Anders verhält es sich bei diesem Barometer: Der GB30 Rarities Index, der die seltensten Briefmarken des Vereinigten Königreiches enthält, kann auf eine Historie von 40 Jahren zurückblicken und kommt auf eine jährliche Rendite von rund 10 Prozent.

      Überlegen Sie an dieser Stelle: Welches Investment bietet Ihnen eine relativ kontinuierliche Rendite von zehn Prozent? Sparbuch, Investmentfonds, Immobilien? Die meisten werden mit dieser Performance langfristig nicht mithalten СКАЧАТЬ