Название: Der gestohlene Bazillus
Автор: Herbert George Wells
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783961184019
isbn:
H. G. Wells
Der gestohlene Bazillus und andere Geschichten
Impressum
Covergestaltung: Olga Repp
Digitalisierung: Gunter Pirntke
BROKATBOOK Verlag Gunter Pirntke
2017 andersseitig.de
ISBN
9783961184019 (ePub)
9783961184026 (mobi)
andersseitig Verlag
Dresden
www.andersseitig.de
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Inhalt
Der gestohlene Bazillus
Die Triumphe eines Ausstopfers
Die Geschichte des † Mr. Elvesham
Der Gasfang
Der gestohlene Bazillus
»Und dies hier,« sagte der Bakteriologe, eine kleine Glasscheibe unter das Mikroskop schiebend, »ist ein Präparat des berühmten Cholerabazillus – der Cholerakeim.«
Der blaßgesichtige Mann blickte in das Mikroskop. Er war augenscheinlich nicht an derartige Dinge gewöhnt und hielt eine schlaffe, weiße Hand über sein eines, unbeschäftigtes Auge. – »Ich sehe recht wenig,« sagte er.
»Drehen Sie hier an der Schraube,« sagte der Bakteriologe. – »Vielleicht ist das Mikroskop nicht richtig eingestellt für Sie. Nur den Bruchteil einer Drehung nach rechts oder links ...«
»Ah! Jetzt sehe ich!« sagte der Besucher. – »Nicht besonders viel zu sehen übrigens. Kleine Streifchen und Fetzchen Rosa. Und doch könnten diese kleinen Partikelchen, diese bloßen Atomchen; sich vervielfältigen und eine ganze Stadt verwüsten! Wundervoll!«
Er richtete sich auf, zog das Glasplättchen aus dem Mikroskop und hielt es gegen das Fenster. – »Kaum sichtbar,« sagte er, das Präparat äußerst genau betrachtend. Er zögerte. – »Sind sie – lebendig? Sind sie gefährlich – so?«
»Diese hier sind getötet und gefärbt,« sagte der Bakteriologe. »Was mich betrifft, so wünschte ich, wir könnten jedes einzelne von diesen Dingern im ganzen Weltall töten und färben!«
»Ich vermute,« sagte der Blaßgesichtige mit einem leichten Lächeln, »Sie werden sich nicht gerade drum reißen, derartige Dinger im lebenden – ich meine, im aktiven Zustand um sich zu haben?«
»Im Gegenteil – wir sind dazu gezwungen,« sagte der Bakteriologe. – »Hier zum Beispiel« – – er ging durchs Zimmer und nahm von einem Haufen versiegelter Tuben eine in die Hand. – »Das da ist die Sache in lebender Verfassung. Eine Kultur von wirklichen lebenden Krankheitsbazillen.« Er zögerte. – »Auf Flaschen gezogene Cholera, sozusagen.«
Ein schwaches Aufleuchten der Befriedigung zeigte sich eine Sekunde lang im Gesicht des blassen Mannes. – »Eine gefährliche Sache – so um sich zu haben!« sagte er, die kleine Tube mit den Augen verschlingend. Der Bakteriologe beobachtete die krankhafte Erregtheit im Ausdruck seines Besuchers. Dieser Mann, der ihn heute nachmittag mit einem kurzen Empfehlungsschreiben eines alten Freundes aufgesucht hatte, interessierte ihn schon allein durch den Gegensatz ihrer beiderseitigen Veranlagungen. Das schlichte schwarze Haar und die tiefen grauen Augen, der hagere Ausdruck und das nervöse Wesen, das sprunghafte und doch so scharfe Interesse seines Gastes bildeten eine ganz neue Abwechslung gegenüber den phlegmatischen Bemerkungen des gewöhnlichen wissenschaftlichen Arbeiters, der den hauptsächlichen Verkehr des Bakteriologen bildete. Es war vielleicht nur natürlich, angesichts eines Zuhörers, auf den die tödliche Bedeutung des Gegenstands so augenscheinlich starken Eindruck machte, die Sache im wirkungsvollsten Licht darzustellen ...
Er hielt nachdenklich die Tube in der Hand. – »Ja, hier drin ist die Pestilenz gefangen. Man braucht nur solch eine kleine Tube über einer Quantität Trinkwasser zu zerbrechen – braucht nur zu diesen winzigen Lebenspartikelchen, die man erst färben und mit zur äußersten Schärfe eingestelltem Mikroskop untersuchen muß, um sie überhaupt zu sehen, und die weder Geruch noch Geschmack haben, ich sage, man braucht nur zu ihnen zu sagen: Gehet hin, vermehrt euch, vervielfältigt euch, füllt die Brunnen – und der Tod – ein geheimnisvoller, unaufspürbarer Tod, ein plötzlicher und furchtbarer, grimmiger Tod voller Schmerzen und Würdelosigkeit wäre losgelassen auf diese Stadt und würde umherziehen und seine Opfer suchen. Den Gatten würde er von der Gattin reißen, das Kind von der Mutter, den Staatsmann von seiner Arbeit, den Arbeiter von seiner Mühsal. Er würde den Wasserleitungen folgen, würde die Straßen entlang schleichen, da ein Haus auswählen und heimsuchen, und dort ein anderes, wo sie ihr Trinkwasser nicht abkochten, er würde in die Brunnen der Mineralwasserfabrikanten schleichen, in den Salat hineingewaschen werden und im Eis und Gefrorenen auf der Lauer liegen. In den Pferdetrögen würde er liegen und schlummern und in den öffentlichen Brunnen darauf warten, daß sorglose Kinder ihn tränken. Er würde in die Erde sickern, um an tausend unvermuteten Orten СКАЧАТЬ