Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman. Viola Maybach
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman - Viola Maybach страница 6

Название: Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman

Автор: Viola Maybach

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der kleine Fürst Staffel

isbn: 9783740970284

isbn:

СКАЧАТЬ Baron ließ ihn zappeln. Er sah mit Genugtuung, daß Frank mit nachtschwarzem Gewissen und völlig verzweifelt vor ihm saß.

      »Wieso reden Sie eigentlich mit mir?« fragte Frank. »Wäre das nicht die Angelegenheit von Konsul Möller gewesen oder der Kripo?«

      »Ich bin kein Unmensch«, antwortete der Baron von Balsingen. Er log: »Der Konsul sprach mit mir über die Angelegenheit, weil er meine Diskretion und Geschicklichkeit schätzt. Er will keinen Skandal. Sie sind sich natürlich im klaren darüber, Herr Richter, daß Sie in Deutschland keine Zukunft mehr haben. Am besten wäre es, wenn Sie sich ins Ausland absetzen würden.«

      »Aber womit denn? Außerdem fahndet dann Interpol nach mir.«

      »Nicht wenn Sie ein Geständnis unterschreiben und sich verpflichten, den unterschlagenen Betrag zu ersetzen. Binnen zehn Jahren, mit den banküblichen Zinsen. Außerdem müßte Ihre Schwester die Bürgschaft dafür übernehmen.«

      Frank war völlig verwirrt. Er fragte sich nicht, warum ihn der Baron aus Deutschland weghaben wollte.

      Er rechnete nicht damit, daß seine Schwester für ihn bürgen würde, schließlich hatte sie ihn am Vorabend wegen eines weit geringeren Betrages abgewiesen.

      Das teilte er dem Baron mit.

      »Ich wage es nicht, ihr als Verbrecher unter die Augen zu treten.« Das Wort wollte ihm kaum über die Zunge. »Das bringe ich nicht fertig.«

      Baron Edgar nickte.

      »Ich verstehe Sie. Junge Leute begehen oft Dummheiten, die sie ein Leben lang bitter bereuen und bezahlen müssen. Ich glaube, daß Sie nicht schlecht sind, Herr Richter, aber labil und leichtsinnig. Nehmen Sie sich zusammen und führen Sie ein anderes Leben, meiden Sie Spielkasinos und Ihre alten Fehler.«

      »Das will ich tun. Ich verspreche es. Aber kann ich denn nicht in Deutschland bleiben, meine Stelle bei Möller & Cie kündigen und anderswo arbeiten und abbezahlen?«

      »So weit geht unser Entgegenkommen nicht. Wir haben auch eine Sorgfaltspflicht gegenüber anderen Arbeitgebern. Wie stellen Sie sich das vor? Mit einem günstigen Zeugnis können Sie nicht rechnen. Wenn Sie in der Bundesrepublik eine Stelle antreten wollen, fragt ihr zukünftiger Arbeitgeber auf jeden Fall nach Referenzen und Zeugnissen. Es ist für alle Beteiligten besser, wenn Sie weit weg sind. Wegen der Bürgschaft bin ich bereit, mit Ihrer Schwester zu reden.«

      Frank überlegte hin und her, aber er sah keinen anderen Ausweg. So stimmte er zu. Einen Einwand hatte er allerdings noch.

      »Wovon soll ich verreisen? Ich nehme an, daß ich schnell abreisen soll. Ich bin völlig bankrott.«

      Der Baron schnippte ein unsichtbares Stäubchen von seinem Jackettärmel.

      »Ich habe jemanden bei der Hand, der es übernehmen würde, Ihren Haushalt aufzulösen. Sie können mir auch Ihren Wagen überschreiben. Dafür erhalten Sie noch heute Geld.«

      Sie einigten sich auf viertausend Mark. Baron Edgar empfahl Frank als Reiseziel Rio de Janeiro.

      »Brasilien hat Zukunft«, sagte er. »Wenn ich Ihnen noch einen Rat geben darf, reisen Sie per Schiff und arbeiten Sie die Überfahrt ab, als Steward oder ähnliches. Sie werden Ihren Weg schon machen.«

      »Woher soll ich so rasch ein Visum nehmen?«

      »Das ist Ihre Angelegenheit, Herr Richter. Wenden Sie sich direkt an die brasilianische Botschaft, schützen Sie dringende Geschäfte vor. Oder gehen Sie in Rio illegal an Land. Auf jeden Fall haben Sie nur drei Tage, um Deutschland zu verlassen, anderenfalls sieht sich Konsul Möller genötigt, Anzeige zu erstatten.«

      Frank verabschiedete sich, er war total vernichtet. Drei Tage später rief er von Hamburg aus den Baron an, die gewünschten Papiere hatte er ihm unterschrieben. Unmittelbar nach dem Anruf ging er an Bord eines südamerikanischen Frachtschiffes. Frank hatte nicht gewagt, seiner Schwester noch einmal unter die Augen zu treten oder ihr auch nur ein Sterbenswörtchen zu verraten.

      *

      Sandra hatte in der Klinik Nachtdienst gehabt. Die Fälle, mit denen sie in der Klinik beschäftigt gewesen war, gingen ihr noch durch den Kopf. Da war die kleine Mathilde, die einer Herzoperation entgegensah, die sie hoffentlich heilen würde, dem sechsjährigen Mathias mit seiner Oberschenkelfraktur, die vierjährige Türkin Sabbek, der man den Blinddarm herausgenommen hatte und die kein Wort Deutsch sprach…

      Müde parkte Sandra ihren korallenroten VW-Käfer vor der Villa des Barons. Er hatte sie dringend herbestellt, hinterher wollte sie sich zu Bett legen und ausschlafen. Am Abend würde Gunter kommen, die Verlobung sollte im ersten Hotel am Platze in kleinerem Kreis gefeiert werden.

      Die Verlobungsanzeige stand groß in zwei Zeitungen.

      Baron Edgar empfing Sandra ebenfalls in seinem Arbeitszimmer. Sie kannte ihn den Namen nach und wußte, daß er Marion von Balsingens Onkel war. Gunter hatte Sandra von den verschiedenen Besuchen der Balsingens auf Schloß Falkenau erzählt, aber für Sandra war das nicht sonderlich interessant gewesen.

      Der Baron, ganz Weltmann und Charmeur, rückte ihr den Sessel zurecht. Er bot einen Kognak an.

      »Leider habe ich sehr unangenehme Neuigkeiten für Sie, Fräulein Dr. Richter.«

      »Am frühen Morgen, zudem noch nach dem Nachtdienst, vertrage ich keinen Kognak. Worum handelt es sich, Herr von Balsingen?«

      Baron Edgar legte Sandra die Papiere vor.

      »Ihr Bruder hat bei der Bank, bei der er beschäftigt ist, fünfzigtausend Mark unterschlagen. Er setzte sich ins Ausland ab, ich bin sowohl von ihm als auch von Ihrem Bruder bevollmächtigt, diese unerfreuliche Angelegenheit zu regeln.«

      Sandra rang nach Luft. Vor ihren Augen verschwamm alles. Sie spürte einen ziehenden Schmerz im Leib. Das Kind, dachte sie, hoffentlich schadet die Aufregung ihm nichts. Der Baron merkte, daß es ihr schlecht ging, und brachte ein Glas Wasser.

      Sandra trank. Ihr Blick klärte sich, sie konnte die Unterlagen lesen. Die Angaben des Barons stimmten. Sandra hätte am liebsten aufgeschluchzt.

      Soweit hat Frank seine Spielleidenschaft gebracht, dachte sie. Sie warf es sich vor, daß sie sich nach dem frühen Tod ihrer Eltern nicht mehr um ihn gekümmert hatte. Aber sie war mit ihrem Studium beschäftigt gewesen. Ihre zähe Zielstrebigkeit und Selbstdisziplin fehlten Frank.

      Sie hatte ihm zugeredet, trotzdem verließ er das Gymnasium und begann, weil ihm nichts Besseres einfiel, eine Banklehre.

      »Welche Rolle spielen Sie eigentlich, Baron von Balsingen?« fragte Sandra. »Und was erwarten Sie von mir?«

      Der Baron ließ die Katze aus dem Sack.

      »Sie stehen in engen, um nicht zu sagen intimen Beziehungen zu dem Fürsten von Falkenau, Fräulein Dr. Richter. Wollen Sie als Schwester eines Defraudanten diese aufrechterhalten?«

      Sandra stand sofort auf.

      »Hat Fürstin Claudia Sie beauftragt, Baron, oder handeln Sie im Interesse Ihrer Nichte? Jetzt verstehe ich, weshalb Sie sich eingeschaltet haben. Sie als Adliger sollten sich schämen, ein so schmutziges Spiel zu treiben.«

      Sandras grüne Augen СКАЧАТЬ