Wut – Das Tor zu deiner Kraft. Stefanie Carla Schäfer
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Wut – Das Tor zu deiner Kraft - Stefanie Carla Schäfer страница 3

Название: Wut – Das Tor zu deiner Kraft

Автор: Stefanie Carla Schäfer

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия: Achtsam Leben

isbn: 9783958033221

isbn:

СКАЧАТЬ einfach mit sich und der Welt im Einklang sind und bei denen es keinen Anlass zur Wut gibt. Wenn diese Menschen in ihren Grenzen verletzt werden, können sie nämlich meist auf gesunde Weise für einen Ausgleich der Situation sorgen, bei Bedarf also ihre Kraft hervorholen. Ich meine eher die lieben Seelen, die Konflikte lieber vermeiden und dazu neigen, Probleme in sich hineinzufressen, statt vielleicht den Schritt in die gesunde Aggression zu wagen. Dahinter steht immer eine Geschichte, deren Muster es sich bewusst zu machen gilt.

      Wie schon eingangs erwähnt, werden die wenigsten Menschen in ihrer Erziehung darin unterstützt, dass Wut einfach ein gesundes Gefühl ist wie jedes andere auch. Weil Kinder am Vorbild ihrer Eltern oder Bezugspersonen lernen, prägt sich ihnen deren Haltung in der Regel fest ein. War Wut im Elternhaus ein Tabu, übernimmt das Kind oft diese Einstellung.

      Aber auch das Gegenteil kommt vor: Ein Kind, das sehr wütend ist, bringt oft die nicht gelebte Wut eines ganzen Familiensystems zum Ausdruck.

      Dabei gilt es zu bedenken, dass die Generation unserer Eltern und Großeltern, die im Krieg oder auch danach geboren wurden, oft mit Traumata und existenziellen Sorgen aufwuchs und die Frauen wesentlich abhängiger waren als heute. Sie konnten sich den Luxus der Selbstbestimmung, den Wut mit sich bringen kann, oft gar nicht leisten.

      Nicht wenige Menschen sind aber auch mit einem aggressiven Elternteil aufgewachsen und haben daher Wut als sehr bedrohlich erfahren. Dann ist es mehr als verständlich, dass sie sich zu harmoniebedürftigen, vorsichtigen Menschen entwickeln, die jede Form von Wut instinktiv mit großer Gefahr assoziieren.

      Einer der Hauptgründe, warum Menschen ihre Wut verdrängen, ist ein tief verwurzeltes Gefühl der Abhängigkeit. Diese rührt meist aus Kindertagen her, denn da waren wir tatsächlich existenziell auf Versorgung und Liebe von außen angewiesen. Nehmen wir als Beispiel eine ungesunde Beziehung, die nur aus Angst vor dem Alleinsein aufrechterhalten wird: Sich die schmerzhafte Wahrheit einzugestehen würde möglicherweise bedeuten, sich eine gesunde Wut zu erlauben und deutliche Veränderungen vornehmen zu müssen. Außerdem wäre man mit dem Alleinsein konfrontiert … Als soziale Wesen mit einem starken Bedürfnis nach Gemeinschaft scheuen dies viele von uns.

       Die eigene Wut und Kraft zu entdecken hat daher viel damit zu tun, das innere Kind zu heilen und sich aus den Fesseln ungesunder Abhängigkeiten zu lösen.

      Ein Mangel an menschlicher Unterstützung und das Fehlen von äußerer positiver Spiegelung und Bestärkung unserer Gefühle im Aufwachsen können ebenfalls dazu führen, nicht in Kontakt mit der eigenen Wut zu sein. Denn um uns unseren Emotionen zu stellen, brauchen wir eine gewisse innere und äußere Sicherheit, sonst trauen wir uns und unseren Gefühlen nicht über den Weg.

      Doch selbst wenn ein Mensch in der Kindheit nie die emotionale Bestätigung für die Berechtigung seiner Empfindungen bekommen hat, kann dies im späteren Leben, eventuell innerhalb eines therapeutischen Prozesses, ein Stück weit nachgeholt werden. Dann trauen sich auch die eingefrorenen Empfindungen aus ihrem Winterschlaf, zum Beispiel kann endlich eine gesunde Wut erwachen.

       2

      Die Botschaft der Wut

      Die hinduistische Göttin Kali gilt als Göttin der Zerstörung, aber auch der Erneuerung. In der indischen Mythologie verkörpert sie den Zorn der Göttin Durga. Ist es nicht interessant, dass man bereits in der Antike in der Wut eine so essenzielle Qualität erkannte, dass man sie mit Göttern in Zusammenhang brachte? Schon damals wusste man: Ohne Zerstörung gibt es keine Erneuerung, ohne Gewitter keine klare Luft.

      Wut hilft uns, uns im Leben zu behaupten.

      Gesunder Ausdruck von Gefühlen

      Wenn wir Ungerechtigkeit, Verletzung oder Überschreitung unserer persönlichen Grenzen erfahren, stellt die Wut uns automatisch die notwendige Energie zur Verfügung, um beherzt zu handeln – zum Beispiel, um Grenzen neu zu setzen und unausgewogene Situationen ins Gleichgewicht zu bringen.

      Andrea engagierte sich bei der Zeitung, für die sie arbeitete, mit viel Herzblut für ein bestimmtes Projekt. Ihre Arbeit trug Früchte und sollte ausgezeichnet werden – jedoch war es für die externe Kommission nicht ganz offensichtlich, dass Andrea die treibende Kraft hinter diesem Projekt war. Ihr Kollege Mike nutzte die Gunst der Stunde und stellte aufgrund von Andreas Abwesenheit an diesem Tag den Erfolg hauptsächlich als sein Verdienst dar.

      Als Andrea davon erfuhr, wurde sie natürlich unglaublich wütend. Obwohl es ihr vor allem um den Inhalt des Projektes ging – eine Initiative, die Schüler zum Schreiben bewegen sollte –, fand sie es ungerecht, dass jemand anders die Lorbeeren für diese Idee einheimsen wollte. Sie brütete und grübelte einige Tage, was sie nun machen sollte – schließlich wollte sie einerseits professionell bleiben und es sich beruflich mit niemandem verderben, aber andererseits konnte sie das auch nicht auf sich sitzen lassen. Sie fasste sich ein Herz und sprach das Thema in der Redaktionssitzung in Anwesenheit aller an, worauf sie von allen Seiten vehement in ihrem Recht bestärkt wurde. Ihre Wut ebbte wieder ab und machte einer entspannten Zufriedenheit Platz. Sie war für sich eingestanden.

      Ich vergleiche Gefühle gerne mit den zahlreichen Spielarten des Wetters, wie Sonne, Regen, Gewitter, Schnee, Wind usw. Jede davon hat ihre ganz eigene Qualität, und kein Zustand ist von Dauer. Allerdings bringt jede Wetterform auch ihre eigenen Vorteile für die Natur und ihr Gleichgewicht mit sich. Genauso verhält es sich mit unseren Gefühlen. Wenn wir einen Gefühlszustand einfach da sein und wie eine Welle durch unser Erleben fließen lassen können, geht er auch ohne weiteres Zutun wieder vorbei. Dabei gilt es, das Gefühl im Körper wahrzunehmen und eventuell auszudrücken, gut für sich zu sorgen und das Bedürfnis zu erkennen, das möglicherweise hinter diesem Gefühl verborgen liegt.

      Wenn wir also die Botschaft eines Gefühls erkennen und entsprechend handeln, vergeht es nach einer Zeit von ganz allein – auch die Wut.

       Wurde die Wut bislang unterdrückt, kann ihre Entdeckung als gesunde und natürliche Kraft ein wichtiger Schlüssel für grundsätzliche und positive Veränderung im Leben sein und Platz schaffen für eine gesunde Autonomie; sie kann uns helfen, Altes hinter uns zu lassen und den Weg für Neues zu bereiten.

      REFLEXION

      Bestandsaufnahme: Meine Wut

      Nehmen Sie sich einen Moment Zeit und überlegen Sie:

      imageWurden Sie im Aufwachsen darin unterstützt, Ihre Emotionen zu spüren – durften Sie wütend sein?

      imageWie stehen Sie generell zum Gefühl von Wut in Ihrem Leben?

      imageWie ist Ihr Körperempfinden, was geschieht in Ihnen, wenn Sie sich ärgern oder wütend sind?

      imageGeben Sie sich selbst die Erlaubnis, Grenzen zu setzen, deutlich Stopp und Nein zu sagen?

      imageHaben Sie schon mal erlebt, wie Sie durch den gesunden Antrieb von Wut ins СКАЧАТЬ