Название: Man trifft sich stets zweimal (Teil 1)
Автор: Mila Roth
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Spionin wider Willen
isbn: 9783967110340
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»Aber zumindest kommst du mal aus dem Haus, wenn du für das Meinungsforschungsinstitut arbeitest.«
Janna nickte vage. Dass es sich beim Institut für Europäische Meinungsforschung um die Tarnung eines Geheimdienstes handelte und worin ihre Tätigkeit bestand, durfte sie ihrer Familie nicht verraten. Ihre Eltern wären wohl auch entsetzt und außer sich vor Sorge gewesen, wenn sie davon wüssten. »Es ist ja nicht so, dass ich nicht mitfahren möchte, Mama, aber ich habe wirklich noch einiges zu tun und muss mich auch noch um meine Kunden kümmern. Wenn ich bis Juli meinen Büroservice schließen will, damit ich die Festanstellung im Institut antreten kann, ist noch vieles zu organisieren.«
»Aber das musst du doch nicht alles schon dieses Wochenende erledigen. Gönn dir auch ein bisschen Zeit für dich.«
»Das mach ich schon, keine Sorge.« Janna nahm sich eine Waffel und reichte ihrem Vater die Schüssel mit dem Rührei. Für eine kurze Weile konzentrierten sich alle mehr auf das Frühstück als auf das Tischgespräch, bis Bernhard auf die Uhr blickte und dann hinter sich griff, um die Lautstärke an dem kleinen Küchenradio aufzudrehen, das im Regal stand.
»Bernhard!« Tadelnd sah Linda ihn an.
Er hob die Schultern. »Nur kurz die Neun-Uhr-Nachrichten und den Wetterbericht.«
»Du kennst ihn doch, Mama. Papa muss immer ganz genau wissen, was in der Welt vor sich geht.« Janna lächelte ihrem Vater zu und verdrehte die Augen, als der Nachrichtensprecher von einem neuen Patentstreit zwischen Samsung und Apple sprach, den beide Firmen offenbar schnell beizulegen versuchten. »Scheint nicht viel los zu sein auf dem Planeten Erde, wenn das die wichtigste Meldung des Morgens ist.« Schmunzelnd biss sie in ihre Waffel und seufzte genießerisch. »Hm, lecker!«
»Wie bereits gestern Abend bekannt wurde, ist am Sonntagnachmittag gegen vierzehn Uhr eine Gefangene aus der Justizvollzugsanstalt Aachen geflohen. Über die genauen Umstände ihrer Flucht wollten die Behörden bisher aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben machen. Nach Informationen des WDR liegt jedoch der Verdacht nahe, dass die Flüchtige Hilfe von außen erhalten haben muss. Die Polizei warnt die Bevölkerung in Nordrhein-Westfalen und im angrenzenden Rheinland-Pfalz sowie im Saarland, keine weiblichen Personen in ihren Fahrzeugen mitzunehmen. Die flüchtige Straftäterin heißt Susanne Krause, ist etwa eins siebzig groß, schlank und hat dunkelbraunes, glattes, schulterlanges Haar ...«
Janna verschluckte sich und hustete. Ein ungutes Gefühl in ihrer Magengrube paarte sich mit heftigem Herzklopfen. Ihr wurde kalt, sodass sie sich unbewusst über die Arme rieb.
»Über ihre Bekleidung zum Zeitpunkt der Flucht ist nichts Genaues bekannt. Auf der Internetseite des WDR finden Sie ein Foto der Straftäterin. Susanne Krause ist vermutlich bewaffnet und gilt als sehr gefährlich. Sollten Sie eine Person sehen, auf die ihre Beschreibung passt, lassen Sie äußerste Vorsicht walten und informieren Sie umgehend die nächste Polizeidienststelle. Inhaftiert wurde die vor Gewalttätigkeiten nicht zurückschreckende Krause im vergangenen November für diverse Morde und Mordversuche, nachdem die Sicherheitsbehörden in Zusammenarbeit mit der Landespolizei ...«
»Janna, stimmt etwas nicht? Du bist so blass geworden.« Besorgt legte Linda ihrer Tochter eine Hand auf den Arm. »Geht es dir nicht gut?«
»Ja, Janna, du siehst aus wie ein Käse.« Neugierig musterte auch Till sie. »Wie ein Käse, der ein Gespenst gesehen hat.«
»Halt die Klappe.« Susanna stieß ihrem Bruder unsanft den Ellenbogen in die Seite. »Ist dir schlecht geworden, Janna? Du hast aber doch nur eine Waffel gegessen. Ich schon drei und mir ist nicht schlecht.«
Gewaltsam riss Janna sich zusammen und bemühte sich um eine normale Miene. »Nein, schon gut. Mir ist nur gerade etwas eingefallen. Eine ... Ich habe etwas Wichtiges vergessen. Eine Abrechnung, die eine meiner Kundinnen ganz dringend braucht ...« Sie erhob sich hastig. »Für die ... äh, für die Steuer. Ich laufe rasch rüber und schicke sie ihr per E-Mail. Bin gleich wieder da.«
»Ach herrje, hat das nicht Zeit bis nach dem Frühstück?«, rief Linda ihr hinterher, doch Janna achtete nicht darauf. Kaum war sie aus dem Haus, als sie auch schon ihr Handy aus der Hosentasche zog und mit fliegenden Fingern eine Nummer wählte. Es dauerte nur Sekunden, bis sich Markus Neumann am anderen Ende meldete. »Hallo Janna.«
Im Laufschritt überquerte sie das unebene Kopfsteinpflaster im Hof und betrat ihre eigene geräumige Küche durch die Seitentür. »Hallo Markus. Hast du schon gehört? Susanne Krause ...«
»… ist aus dem Gefängnis ausgebrochen. Ja, ich weiß. Ich hatte mich schon gefragt, wann du anrufen würdest.«
Janna schnappte empört nach Luft. »Du wusstest es schon länger und hast mir kein Wort davon gesagt? Warum hast du mir nicht gleich Bescheid gegeben?«
»Ich weiß es seit gestern Abend. Hab es selbst aus den Nachrichten erfahren. Seitdem hänge ich in Dauersitzungen fest. Ich hätte mich schon noch bei dir gemeldet. Walter will, dass du herkommst. Hast du heute Mittag um zwölf Zeit?«
Janna fuhr sich durch ihre schulterlangen kupferroten Locken und sah sich nervös in der Küche um. Ihr Herz pochte noch immer unnatürlich schnell, und fast erwartete sie, Susanne Krause plötzlich vor sich stehen zu sehen. »Klar komme ich ins Institut. Ich ... Mir fällt schon etwas ein. Meine Eltern fahren heute mit den Kindern zum Nürburgring und ich wollte eigentlich ...« Sie schluckte. »Was machen wir denn jetzt? Ich meine, sie wollte mich umbringen, Markus! Und jetzt läuft sie irgendwo da draußen herum ...« Wieder sah sie sich fahrig in ihrer Küche um und ging dann durch den breiten Durchgang mit der offenen Schiebetür hinüber ins Wohn- und Esszimmer. »Bin ich jetzt in Gefahr? Oder meine Familie?«
»Das ist nicht auszuschließen. Aber mach dir keine Sorgen, Dirk und Alfred überwachen euer Grundstück schon seit gestern Abend und werden sich mit einem zweiten Team rund um die Uhr abwechseln, bis wir Susanne Krause wieder einkassiert haben.«
Janna stieß erleichtert und besorgt zugleich die Luft aus. »Dirk Kellermann und Alfred Hasselbaum?« Sie kannte die beiden Agenten von früheren Fällen, in die sie mit Markus verwickelt worden war. Wider besseres Wissen trat sie an eines der großen Wohnzimmerfenster und suchte die Umgebung mit den Augen ab. Selbstverständlich war von einem Überwachungsfahrzeug keine Spur zu erkennen. »Danke.«
»Du sagst, deine Eltern wollen heute mit den Zwillingen wegfahren?«
»Ja, zum Nürburgring. Ringtaxi fahren und alles besichtigen. Sie haben das schon länger geplant.«
Janna hörte, wie Markus leise etwas zum jemandem sagte, dann antwortete er: »Wir kümmern uns darum, dass sie auch dort überwacht werden. Tut mir leid, aber ich muss wieder in die Sitzung. Zwölf Uhr im Institut? Und check deine Passwörter. Der Zugangscode wurde heute früh wieder geändert.«
»Okay ...« Janna blickte irritiert auf ihr Smartphone, denn Markus hatte schon wieder aufgelegt. Etwas zittrig atmete sie tief durch. »Okay.« Sie steckte das Handy zurück in die Hosentasche.
Dass die beiden Agenten für ihre Sicherheit sorgten, beruhigte sie ein wenig. Dennoch stiegen unangenehme Erinnerungen in ihr hoch. Susanne Krause war nicht bloß eine gewaltbereite Mörderin, sie war eine waschechte Psychopathin. Sie hatte Janna im vergangenen November gezwungen, sich auf ein Ergorad zu setzen, das mit СКАЧАТЬ