Название: Gefangen im Game - Angriff der Unsichtbaren
Автор: Dustin Brady
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
Серия: Gefangen im Game
isbn: 9783732014620
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Nachdem sich Eric in weniger als dreißig Sekunden für die Schule fertig gemacht hatte, stolperte er die Treppe hinunter, verabschiedete sich murmelnd von seiner Mom und schnappte sich seine Büchertasche. Er erreichte die Straßenecke im selben Moment, als der Bus in Sicht kam. Ich blickte nervös in Richtung Bus. Jeweils vier von fünf Kindern starrten auf ein Handy oder iPod. Wie viele von ihnen spielten wohl Go Wild? Ich sah auf die andere Seite der Straße. Mr Gregory drehte in den Büschen völlig durch.
Ich konnte das mit Eric sein lassen und das Beste hoffen. Aber dann würden sich meine Eltern schreckliche Sorgen machen und die Polizei anrufen und Mr Gregory könnte Ärger kriegen und wir würden vielleicht keine Gelegenheit mehr bekommen, Mark zu retten. Ich schaute noch einmal zum Bus. Auch wenn mich ein paar Schüler in dem Spiel sahen, würde es ihnen vermutlich gar nicht auffallen, weil ich sowieso jeden Tag mit diesem Bus fuhr, oder? Bestimmt würden sie mich für einen normalen Jungen halten, der in die Schule ging, und nicht für einen unsichtbaren Geist, den sie für immer in ihren Handys einsperren konnten.
Der Bus kam langsam zum Halten. Ich warf einen letzten Blick über die Straße zu Mr Gregory, der wie ein Irrer mit den Armen wedelte, und stieg nach Eric in den Bus. Er setzte sich weiter vorne an seinen gewohnten Platz und ich setzte mich wie gewohnt neben ihn. Wir fuhren los. So weit, so gut. Bisher richtete niemand sein Handy auf mich. Ich saß da und wartete darauf, dass Eric sein Telefon herausholte. Obwohl er nach dem Full-Blast-Zwischenfall Games abgeschworen hatte, spielte er immer noch so Zeug wie Go Wild auf seinem Smartphone.
„Mobile-Games zählen nicht“, hatte er mir letzte Woche erklärt.
„Was soll das heißen, die zählen nicht? Natürlich zählen die! Das sind auch Games!“
„Nein, es ist nur dann ein richtiges Game, wenn man es auf einem Fernseher spielen kann.“
Ich zeigte auf das YouTube-Video, das er zu dem Zeitpunkt auf seinem Handy anschaute. Er wandte sich grummelnd ab.
Als Eric im Bus anfing, mit seinem Handy zu spielen, dankte ich ihm stumm dafür, dass er letzte Woche nicht auf mich gehört hatte. Er wischte die erste Seite Apps weg, dann die zweite, dann die dritte und vierte und … wie viele Apps konnte er da bloß draufhaben? Schließlich landete er bei dem Spiel seiner Wahl an diesem Morgen.
Miau, miau, miau, miau.
Nicht Go Wild.
Miau, miau, miau, miau.
Es sah wie ein merkwürdiges japanisches Katzenspiel aus. „Eric!“, brüllte ich, obwohl ich wusste, dass es nichts nutzte.
Miau, miau, miau.
„Eric!“
Miau.
„Eric!“
Miau.
„ERIC!“
Miau, miau, miau, miau.
„WOOOOOW!“, hörte ich jemanden neben mir. „SCHAUT EUCH DAS AN!“
Ich drehte mich langsam um. Auf der anderen Seite des Gangs richtete ein Drittklässler mit weit aufgerissenen Augen ein Handy auf mich und verzog das Gesicht, als hätte er ein Gespenst gesehen. Ich lächelte und winkte.
„DA IST EIN JUNGE IM GAME! DA IST EIN JUNGE IM GAME!“
Ich nickte und gab ihm ein „Das ist unser kleines Geheimnis“-Zeichen, dass er leise sein sollte.
„HEY! HEY!“ Der Junge wollte seinem Sitznachbarn unbedingt unser Geheimnis mitteilen. Zum Glück war sein Kumpel aber mehr daran interessiert, noch ein kleines Nickerchen zu machen, bevor die Schule anfing, als zu erfahren, was los war. Nachdem der Drittklässler die Schlafmütze ein paar Sekunden lang getriezt hatte, gab er auf und versuchte es mit Eric.
„HEY! HEY!“
Miau, miau, miau, PLATSCH!
Eric blickte auf.
„NEBEN DIR SITZT JEMAND!“
Eric sah den Jungen verwirrt an. Er wedelte ein paarmal mit der Hand durch mich hindurch. „Äh, nein, da ist niemand.“
„ER IST IM GAME! GO WILD!“
Eric schüttelte den Kopf und wandte sich wieder seinem Handy zu.
KEUCH! „ICH FANGE IHN EIN!“
Wow, also die ganze Sache ging ja megaschnell den Bach runter. Während der Junge in seinem Smartphone nach einer schrecklichen Bestie suchte, die er bei einem Kampf gegen mich einsetzen könnte, ging ich mit dem Gesicht ganz nah an ihn ran. Er hatte sich für irgendein Wesen mit vermutlich scharfen Zähnen entschieden und hielt wieder sein Handy hoch …
„AH!“ Als er mein Gesicht sah, das den ganzen Bildschirm einnahm, sprang der Junge nach hinten und prallte gegen seinen schlafenden Freund. Dieser ächzte und schob sich weiter ans Fenster heran.
„Gib ihm das Handy.“ Ich zeigte auf Eric. „SOFORT.“
Der Drittklässler wimmerte und reichte Eric sein Handy. Er hatte sein Telefon wohl noch nie auf Befehl einer Game-Figur abgeben müssen. Eric nahm es und betrachtete es komisch. „Was ist das?“, fragte er. „Ich weiß nicht …“
Auf einmal füllte mein Gesicht den Bildschirm. „Hi, ich muss mit dir reden.“
Eric sah auf das Handy, am Handy vorbei und wieder auf das Handy. Dann fiel ihm die Kinnlade herunter.
„AHHHHHH!“
Der ganze Bus drehte sich zu uns um.
Elsa
„Hör auf!“, zischte ich.
„AHHHHHH!“, schrie Eric weiter.
Ich legte ihm meine Hand über den Mund. Was nicht viel brachte, weil meine Hand, na, du weißt schon, unsichtbar war. Ich sah auf. Im ganzen Bus hatten Schüler angefangen, den Tumult zu filmen. Der Drittklässler auf der anderen Seite des Gangs rief allen zu, die es hören wollten, Go Wild zu starten. In nur wenigen Sekunden würde mich die halbe Schule entdecken. Da ich mich nirgends verstecken konnte, tat ich das Einzige, was mir gerade einfiel. Ich kletterte unter den Bus.
Ich hatte zwar immer noch nicht ganz raus, wie diese ganze Unsichtbarkeitsgeschichte funktionierte, hatte aber schon begriffen, dass ich mich durch feste Materie schieben konnte, wenn ich mit ausreichend Kraft dagegendrückte. Daher stieß ich den Kopf durch den Boden – woraufhin Eric noch lauter schrie …
„AHHHHHHHH!“
… und fand einen guten Sitzplatz unter dem Bus. Also, eigentlich war es kein „guter“ Sitzplatz. Denn da unten war es ohrenbetäubend laut, rostig und ziemlich heiß. Doch sobald ich den Rest meines Körpers durchgeschoben hatte, hatte ich genug Platz, um mich zusammenzukauern. Bevor ich ganz nach unten verschwand, steckte ich noch einmal den Kopf durch den Boden und versuchte, Eric die Situation zu erklären.
„Hey, mir geht es gut, aber du musst meine Eltern anrufen und ihnen СКАЧАТЬ