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einem glanzvollen Treffen in Trier davon überzeugte, dass einzig und allein sein Sohn Maximilian der richtige Mann für die junge Burgunderprinzessin sein würde. Beinahe wären die schön ausgeklügelten Pläne zunichte geworden, denn als Karl der Kühne ganz überraschend in der Schlacht bei Nancy fiel und seine Tochter als Vollwaise plötzlich allein in der Welt stand, begann von einem Tag auf den anderen ein allgemeines Rennen nach Burgund. Denn: Wer als Erster kam, der würde Maria zum Altar führen. Der Sohn des Königs von Frankreich zählte zwar erst sieben Lenze, aber was spielte das Alter für eine Rolle, wenn es um die Reichtümer Flanderns ging? Natürlich erkannte Maximilian, ein Bild von einem schönen ritterlichen Jüngling vom Scheitel bis zur Sohle, im fernen Österreich sofort die Gefahr, die ihm drohte, aber zunächst war es für ihn unmöglich, sich aufs Pferd zu schwingen, nach Westen zu reiten und die ihn sehnsüchtig erwartende Braut in die Arme zu schließen. Er war nach den Sitten der damaligen Zeit verpflichtet, einen standesgemäßen Brautzug aufzustellen und in jeder deutschen Stadt, durch die sein Weg führte, Feste, Turniere und andere Lustbarkeiten zu finanzieren. Aber wie beinahe immer waren die Geldtruhen seines Vaters gähnend leer, so dass der schöne Jüngling nur auf ein Wunder – oder die Hilfe anderer – hoffen konnte. Zwei Städten war es zu verdanken, dass Maximilian schließlich doch den Wettlauf um Maria von Burgund gewinnen konnte: Die Augsburger hatten immer schon eine besondere Schwäche für den charmanten Prinzen gehabt, der in seinem Wesen so ganz anders als sein griesgrämiger Vater war. Die Stadtväter machten so manches Geldstück locker, aber auch Naturalien wurden dem Prinzen als Wegzehrung mitgegeben, so dass er ohne weitere Verzögerung bis Köln gelangen konnte. Dort aber war seine Barschaft in jeder Hinsicht verbraucht, als er mit 600 Berittenen in die Stadt einzog. In allerletzter Minute kam ihm ein rettender Engel zu Hilfe: Die Stiefmutter Marias, Margarethe von York, die nur das Beste für die beiden jungen Leute wollte, sandte 100.000 Gulden aus ihrer Privatschatulle, damit Maximilian so schnell als möglich nach Gent gelangen konnte. Der Brautzug, der die letzte Strecke des Weges mit Maximilian zurücklegte, war für einen Kaisersohn durchaus ansehnlich: »Es kamen auch underwegen zu dem jungen, weißen kunig vil erzbischof, bischof und fursten mit einer sondern anzal ritterschaft, die mit dem jungen kunig zugen bis zu der edln schönen kunigin«, so beschreibt Maximilian sein Gefolge in seiner Autobiographie, im »Weißkunig«. Als man in den Niederlanden die Kunde vernahm, dass der ersehnte Bräutigam tatsächlich gekommen war, um seine schöne Braut zum Altar zu führen, da machte sich Jubel überall breit, ja, das ganze Land geriet geradezu in einen Freudentaumel. Eine Stadt überbot die andere mit Geschenken für das junge Paar, die Städte waren prachtvoll mit Fahnen und Blumen geschmückt, durch die der Bräutigam seinen Weg nehmen wollte. Gott sei Dank war Maximilian endlich gekommen, jetzt konnte man überall aufatmen, denn jeder wusste, wie sehr Maria auf Maximilian gewartet hatte! Am 18. August 1477 stand der Prinz vor den Toren von Gent, wo ihn die Honoratioren der Stadt in ihren Prunkgewändern empfingen. Der Einzug in die Stadt seiner Träume hätte nicht glanzvoller vonstatten gehen können, alles, was im Reich Rang und Namen hatte, war erschienen, um mitzuerleben, wie der junge schöne Kaisersohn die reizvolle und unendlich liebenswürdige Maria von Burgund zur Frau nahm. Er war aus der Ferne gekommen, hatte allen noch so widerwärtigen Gefahren getrotzt und hatte sich in seinen Träumen nur einen einzigen Augenblick vorgestellt, der jetzt gekommen war: Sie standen einander auf der Freitreppe der Burg gegenüber, der Jüngling in seiner goldenen Rüstung und die zarte Maria. Stumm sahen sie einander an – eine Ewigkeit, so schien es ihnen, eine Ewigkeit, die sie miteinander verbringen wollten. Als Erste fand Maria die Fassung wieder, sie ging auf Maximilian zu und küsste ihn, wobei sie die Worte sprach: »Sei willkommen, edelstes, deutsches Blut, nach dem sich mein Herz so lang gesehnt.« Der Bann war gebrochen. Jetzt wagte auch Maximilian seine Braut vor aller Augen zu küssen, wobei die Schar der Zuschauer in begeisterten Jubel ausbrach. Nachdem die Brautleute einige Formalitäten erledigt hatten, begab man sich zu einem üppigen Bankett, wo Maximilian seiner Braut einen kostbaren Diamanten aus der berühmten Edelsteinsammlung seines Vaters überreichte. Maria hatte für den Bräutigam ein pikanteres Geschenk: Sie deutete, da sie der deutschen Sprache nicht mächtig war und Maximilian weder Flämisch noch Französisch verstand, dem Bräutigam durch unmissverständliche Gesten an, dass er eine Blume suchen sollte, die auf ihrem Körper versteckt war. Der etwas irritierte Maximilian nestelte, nachdem der Erzbischof von Trier sein Einverständnis dazu gegeben hatte, an ihrem Mieder und fand an ihrem Busen eine Nelke, die damals das Symbol für Gattenliebe darstellte. Während sich die Damen und Herren des Gefolges bei Trunk und Tanz vergnügten, zogen sich die beiden jungen Leute zurück, um die Zweisamkeit zu genießen. Gerüchte besagten, dass Maximilian noch am selben Abend nach einem Priester geschickt habe, um die offizielle Hochzeitsnacht in aller Heimlichkeit vorwegnehmen zu können. Die kirchliche Trauung, an der eine riesige Menschenmenge teilnahm, fand am nächsten Morgen statt. Von weit her waren die Männer und Frauen herbeigeeilt, um die Hochzeit des schönen Paares mitzuerleben. Und jeder kam auf seine Rechnung: Als die Braut in ihrem prachtvollen Kleid mit der Krone Burgunds auf den braunen Locken vor der Kirche erschien, kannte die Begeisterung des Volkes keine Grenzen. Nach der kirchlichen Zeremonie, die der päpstliche Legat Julianus von Ostia, assistiert vom Bischof von Tournai, vorgenommen hatte, überreichte Maximilian seiner Gemahlin 13 Goldstücke als Symbol, dass er für ihren Lebensunterhalt aufkommen wollte. Dann brachen sie das Brot und tranken aus dem gleichen Becher einen Schluck Wein. Als sich ihre Lippen beim Friedenskuss innig trafen, konnten beide die Rührung, die sie überkam, kaum verbergen. Sie waren Mann und Frau – der lang gehegte Traum war Wirklichkeit geworden. Nachdem sich die Türen des Brautgemaches hinter Maria und Maximilian geschlossen hatten, beendete ein sächsischer Chronist, der die Festlichkeiten beschrieben hatte, seine Schilderung folgendermaßen: »Wie es da ganngen ist wais ich nit.« Für Maximilian, der am Hof seines Vaters so manche Stunde des Hungers und der Angst mitgemacht hatte, erschien das Leben an der Seite der geliebten Frau wie ein Märchen. Und wäre der französische König Ludwig XI. nicht gewesen, der alles daransetzte, wenigstens mit Waffengewalt sich Teile Burgunds anzueignen, hätte das junge Paar den Himmel auf Erden erleben können. Aber mit Maria hatte Maximilian auch die Probleme des Mittelreiches erworben und musste alles daransetzen, Land und Leute zu verteidigen, obwohl er viel lieber an der Seite seiner jungen Frau geblieben wäre, die ihr erstes Kind erwartete. Auch vor dem neugeborenen Kind machte die List und Tücke des französischen Königs nicht Halt, er ließ verlauten, dass es sich nicht um einen Sohn, sondern um eine Tochter handelte, die Maria in Abwesenheit ihres Mannes geboren hatte. Was Ludwig XI. allerdings nicht bedacht hatte, war die Beherztheit der Stiefgroßmutter Margarethe von York. Denn die wickelte das Kind vor allen Augen aus und präsentierte stolz den Buben! Die Astrologen hatten dem Kaisersohn ein kurzes Glück an der Seite seiner geliebten Frau vorhergesagt und einen sehr schmerzlichen Verlust. Aus heiterem Himmel schlug das Schicksal unbarmherzig zu: Auf einer Falkenjagd fiel das Pferd auf Maria, die wieder ein Kind erwartete. Die junge Frau hatte sich durch den Sturz so schwere Verletzungen zugezogen, dass sie innerlich verblutete. Mit sterbender Stimme verabschiedete sie sich von ihrem Mann und den kleinen Kindern: »Adieu donc, a vous le premier, duc Maximilien! Ach, wir werden bald voneinander scheiden müssen! Adieu Philipp, adieu Marguerite – bald werdet ihr Waisen sein!« Am 27. März 1482 schloss Maria von Burgund die Augen für immer. Sie war nur 25 Jahre alt. Für den untröstlichen Maximilian waren die Rosen im Garten für immer verblüht und trugen in der Zukunft nur noch Dornen.
Sie brachte ihm das Geld und er machte sie nicht glücklich
In seinem Geburtshoroskop war Maximilian I. in seinem dritten Lebensabschnitt eine sehr junge Frau vorhergesagt, die guten und rechten Glaubens war, »dem Mann ergeben, anständig und rechtschaffen«, durch die er zu Gewinn und Wohlstand kommen würde, allerdings würde die junge Gemahlin eher kränklich und wenig glücklich sein.
Ein Leben lang glaubte Maximilian an die Sterne, und als ihn nach dem frühen Tod seiner geliebten Gemahlin Maria von Burgund eine reiche Heirat lockte, griff er deshalb mit beiden Händen zu. Wie die Braut aussah, womit sie sich beschäftigte, welche Wünsche sie für die Zukunft hegte, war für den jungen Witwer völlig bedeutungslos, denn eigentlich sehnte er sich nicht nach einer neuen Frau, sondern nur nach ihrem Geld!
Bianca Maria Sforza, am 5. April 1472 in Mailand geboren, war am Hofe ihres Oheims
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