Название: Tu felix Austria
Автор: Sigrid-Maria Größing
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
isbn: 9783902998774
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Das Jahr 1519 brachte einen Wechsel der Herrscher im Reich. Da der junge Enkel Kaiser Maximilians I. zunächst ganz andere Sorgen hatte, als sich um die Thesen eines Martin Luthers zu kümmern, wurde der Theologe nur zum Schweigen verpflichtet, das er zunächst einhielt. Als aber in der Leipziger Disputation die Frage um die Stellung des Papstes aufgeworfen wurde, konnte Luther seine Meinung gegenüber dem aggressiven Professor Eck nicht mehr zurückhalten, wobei Luther erklärte, dass auch Konzile irren könnten – eine Aussage, die an Gotteslästerung grenzte! Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis der Papst seine Bannbulle an Luther schicken würde. Sie war mit 15. Juni 1520 datiert. Luther sollte innerhalb von 60 Tagen widerrufen, sonst würde die Exkommunikation auf dem Fuße folgen.
Zunächst gab sich Luther noch friedlich, er widmete Leo X. seine Abhandlung »Von der Freiheit eines Christenmenschen«, was allerdings ohne Wirkung blieb. Seine Bücher wurden öffentlich verbrannt, worauf Luther zum Gegenangriff überging: Vor einer großen Zuschauermenge warf er vor dem Wittenberger Elstertor die Bannbulle des Papstes und verschiedene Schriften der Scholastik ins lodernde Feuer. Nach diesem Frevel wurde Luther am 3. Januar 1521 durch die Bannbulle »Decet Romanorum Pontificem« aus der Kirche ausgeschlossen.
Der Streit zwischen Luther und den Kirchenbehörden erregte im Reich ungewöhnliches Aufsehen, da die Buchdruckerkunst es ermöglichte, dass Luthers Schriften überall, sogar in anderen Sprachen im In- und Ausland verbreitet wurden. Der Kaiser konnte nicht länger schweigen! Die Situation spitzte sich für Karl V. von Tag zu Tag mehr zu. Gedrängt durch den sächsischen Kurfürsten Friedrich erklärte sich der Kaiser einverstanden, Luther vor den Reichstag von Worms im Mai 1521 vorladen zu lassen. Es war die letzte Möglichkeit, für Luther seine Thesen zu widerrufen. Wie nicht anders zu erwarten war, blieb Luther bei seiner Überzeugung mit der Begründung: »[Da] … mein Gewissen in den Worten Gottes gefangen ist, ich kann und will nichts widerrufen, weil es gefährlich und unmöglich ist, etwas gegen das Gewissen zu tun. Gott helfe mir. Amen.«
Eigentlich hatte Luther mit seinen Worten sein eigenes Todesurteil verkündet. Im »Wormser Edikt«, das der Kaiser über ihn verhängte, wurden seine Schriften verboten, niemand durfte ihn beherbergen und unterstützen. Er wurde für vogelfrei erklärt, allerdings hielt man sich an die Zusage des freien Geleits, anders als seinerzeit bei Jan Hus, der auf dem Scheiterhaufen trotz der Garantie des Kaisers verbrannt wurde. Luther konnte unbehelligt abziehen. Kurfürst Friedrich der Weise traute aber dem Frieden nicht so recht. Daher gab er den Befehl, Martin Luther von seinen Mannen überfallen zu lassen, um ihn auf die Wartburg in Sicherheit bringen zu können. Hier konnte er in Ruhe und Abgeschiedenheit seinen Plan, die Bibel, die für ihn die Grundlage seines christlichen Denkens war, in eine allgemein verständliche Sprache zu übersetzen, verwirklichen, wobei er den Dialekt seiner Heimat wählte, in dem sich nord- und süddeutsche Elemente vereinigten. Durch die Bibelübersetzung, die rasche Verbreitung fand, wurde Martin Luther zum Schöpfer einer einheitlichen deutschen Sprache.
Seine Bibel ist der erste Bestseller der Weltliteratur.
Ein Verbrechen an den Bewohnern, der Stadt und der gesamten Menschheit
Die Untaten, die deutsche und spanische Söldner in ihrer Geldgier und ihrem Blutrausch in Rom begingen, gehörten zu den schrecklichsten Gräueln, die Menschen jemals anderen zufügten. Der »Sacco di Roma« erschütterte in nur einer Woche die Stadt in ihren Grundfesten.
Alles, was nicht niet- und nagelfest war, wurde von den Söldnertruppen des kaiserlichen Heeres im Mai 1527 weggeschleppt oder vernichtet. Wie ein Schwarm hungriger Heuschrecken hatten sich 24.000 Mann über Rom gestürzt, um die Stadt und die Bewohner bis zum Letzten auszupressen.
Karl V. war seinen aus Deutschland und Spanien stammenden Truppen schon über längere Zeit den Sold schuldig geblieben, denn die Einkünfte an Gold und Silber aus den überseeischen Gebieten trafen nur sehr zögerlich ein, sodass sich der Kaiser in echter Geldnot befand. Dazu kamen seine diversen Kriegszüge gegen seinen Erzfeind, den französischen König Franz I. von Frankreich, die Karl V. zwar siegreich beenden, aber kein Kapital daraus schlagen konnte. Obwohl er nicht nur die Schlacht bei Pavia gewonnen und auch den französischen König geschlagen und gefangen genommen hatte, blieb Franz I. durch sein listenreiches Verhalten der eigentliche Sieger in dem Ringen. Denn kaum hatte er die Freiheit wieder erlangt, widerrief er alle Vereinbarungen, die er im Frieden von Madrid 1526 unterzeichnet hatte, wonach er keinen Anspruch mehr auf die italienischen Fürstentümer haben sollte. Auch Papst Clemens VII. blieb nicht neutral, sondern schlug sich auf die Seite Frankreichs und erteilte Franz I. offiziell die Absolution für seinen Vertragsbruch. Insgeheim fürchtete nämlich der heilige Vater ein zu großes Erstarken des habsburgischen Königs. Und da der Papst noch andere Eisen im Feuer hatte, schloss man sich gegen Karl V. in der Liga von Cognac zusammen, der der Herzog von Mailand, die Republik Venedig und noch einzelne oberitalienische Kleinstaaten angehörten. Außerdem knüpften die Feinde Karls V. heimlich Bande zum türkischen Sultan, sodass man damit rechnen konnte, dass die Türken den Habsburgern an den Ostgrenzen des Reiches das Leben schwer machen würden.
Auch der englische König Heinrich VIII. hatte größtes Interesse, mit Papst Clemens VII. ein herzliches Einvernehmen zu pflegen, wobei er weniger politische Ziele verfolgte, sondern sich offiziell von seiner ersten Gemahlin Katharina von Aragon trennen wollte und das Einverständnis des Papstes zu diesem für ihn wichtigen Schritt von großer Bedeutung war. Die Vormachtstellung der Habsburger in Europa war durch diese Konstellationen zwar nicht in Frage gestellt, hing aber doch an verschiedenen seidenen Fäden. Nur ein starkes Heer konnte alle Schwierigkeiten beseitigen.
Die kaiserlichen Truppen bestanden zu dieser Zeit fast ausschließlich aus Söldnern, die aus Deutschland und Spanien angeworben worden waren. Für diese Männer gab es weder Ehre noch Vaterland, Geld war das einzige, was für sie zählte. Solang Karl V. zahlte, gab es keine Probleme mit den Kriegsleuten, die von einem Deutschen, Georg von Frundsberg, angeführt wurden. Als aber die Geldquellen des Habsburgers versiegt waren, kam es zu Revolten innerhalb der wahllos zusammengewürfelten Haufen. Georg von Frundsberg versuchte die Landsknechte zur Vernunft zu bringen, wobei er schnell erkannte, dass dies nicht möglich sein würde. Vor Aufregung erlitt er einen Schlaganfall, sodass er nicht mehr in der Lage war, die Oberaufsicht über die Truppen zu führen. Das Kommando übernahm zunächst Charles III. von Bourbon, ein französischer Überläufer, der aber – völlig machtlos – zusehen musste, wie sich die Söldner in ungeordneten Haufen zunächst auf die Stadt Florenz zu bewegten. Dort waren allerdings starke Truppenverbände der Liga von Cognac stationiert, denen es gelang, nicht nur die Stadt zu halten, sondern auch die Söldner davon zu überzeugen, dass das reiche Rom ein besseres Angriffziel wäre als das ohnehin durch viele Missernten ausgehungerte Florenz. Sengend und brennend zogen die 24 000 Mann durch die oberitalienischen Dörfer und Städte, bis sie endlich, ohne die Anordnungen ihres bourbonischen Führers zu akzeptieren, vor den Toren der ewigen Stadt standen. Bevor man sich aber auf die sagenhaften Reichtümer der römischen Bevölkerung stürzte, wollte man zuerst einmal den Papst gehörig schröpfen. Deshalb sandte man eine Abordnung zu Clemens VII., die von ihm 250 000 Dukaten forderte. Der Papst schätzte die prekäre Situation, in der er sich und die Stadt befanden, völlig falsch ein. Mit einem Handstreich verweigerte er die Zahlung. Daraufhin СКАЧАТЬ