Was uns geblieben ist. Georg Markus
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Название: Was uns geblieben ist

Автор: Georg Markus

Издательство: Bookwire

Жанр: Афоризмы и цитаты

Серия:

isbn: 9783902998606

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СКАЧАТЬ hatte, wurde er nach dem Krieg, der zehn Millionen Menschenleben gefordert hatte, fast wie ein Volksheld gefeiert. Der glühende Pazifist wurde Abgeordneter zum Nationalrat und Generalsekretär der Sozialistischen Internationale und emigrierte nach Hitlers Einmarsch in die USA, wo er die Exilorganisation der österreichischen Sozialisten leitete.

      1946 übersiedelte er mit seiner Familie wieder nach Zürich. Und nach seinem Tod am 2. Jänner 1960 wurde er im Ehrengrab an der Seite seines Vaters am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.

      Einem anderen Grafen Stürgkh war von der Geschichte eine weitaus glücklichere Rolle zugewiesen worden als dem ermordeten Ministerpräsidenten: Georg Christoph Stürgkh hatte knapp zwei Jahrhunderte vor dem Attentat einen wesentlichen Beitrag zur Rettung des Habsburgerreichs geleistet. Er war es, der als Hofkanzler Kaiser Karls VI. mit seiner historischen Unterschrift die Pragmatische Sanktion gegenzeichnete, durch die Maria Theresia 1740 Regentin von Österreich werden konnte.

      Seit den Tagen des Hofkanzlers Georg Christoph Stürgkh war das steirische Schloss Halbenrain Sitz der Familie Stürgkh. Das Anwesen stand zum Zeitpunkt der Ermordung Karl Stürgkhs im Oktober 1916 im Eigentum des Ministerpräsidenten und ging, da er keine direkten Nachkommen hatte, danach in die Hände seines jüngeren Bruders Heinrich Graf Stürgkh über.

      Durch seinen diplomatischen Status konnte Spaur mit seinem prominenten Fahrgast unkontrolliert die bereits von den Aufständischen kontrollierte und zur Republik ernannte Stadt Rom verlassen. Der französische Botschafter war unterdessen allein im Quirinal geblieben und sprach auffallend laut weiter, sodass die Revolutionäre vor der Tür der päpstlichen Gemächer dachten, er wäre in ein Gespräch mit dem Pontifex vertieft. Nach zwei Stunden verließ der französische Botschafter den Palast und sagte den Wachen, der Heilige Vater hätte sich nun zur Ruhe begeben.

      Der aber war zu dieser Stunde mit dem Grafen Spaur unterwegs nach Neapel, wo ihn König Ferdinand II. von Sizilien aufnahm und in Gaeta einquartierte. Knapp zwei Jahre später konnte Pius IX. nach Rom zurückkehren und sein Pontifikat fortsetzen. Graf Spaur aber wurde zum Retter des Papstes ernannt und von diesem mit höchsten Orden versehen.

      Trotz der Ermordung des Ministerpräsidenten gingen zwei seiner Neffen in die Politik: Barthold Stürgkh, ein Sohn seines Bruders Heinrich, war in der Ersten Republik steirischer Landeshauptmannstellvertreter und in der Zweiten Republik Abgeordneter zum Nationalrat der Österreichischen Volkspartei. Geschichte schrieb auch Carl Georg Stürgkh – ein weiterer Neffe des Ministerpräsidenten – der nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten mit Otto von Habsburg in Paris eine österreichische Exilregierung gründete. Stürgkh wurde von der Gestapo festgenommen und im Juni 1942 »wegen Vorbereitung zum Hochverrat zum Tod durch das Fallbeil« verurteilt, später jedoch begnadigt.

      Nach Barthold ging Schloss Halbenrain in den Besitz des Maximilian Stürgkh – dem früh verstorbenen Vater der Opernballorganisatorin – über. Auch sie ist dort aufgewachsen, musste das Anwesen jedoch nach dem Tod ihrer Eltern, »da unser Vater ein finanzielles Chaos hinterließ«, gemeinsam mit ihren Geschwistern verlassen. »Das Attentat auf den Ministerpräsidenten«, erinnert sie sich heute, »war für uns Kinder nur eine Episode, die wir nicht sehr ernst nahmen. Immer wenn wir am Neuen Markt vorübergingen, haben wir den Witz gemacht, dass der gute Onkel Karl wenigstens erst nach dem Mittagessen ermordet wurde.« Desirée Treichl-Stürgkh und ihre Geschwister wuchsen, nachdem Schloss Halbenrain an das Land Steiermark verkauft wurde, in einem Wiener Internat auf.

      Die Stürgkhs und die Adlers. Zwei österreichische Familien, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.

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