Die Eroberung von Plassans. Emile Zola
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Читать онлайн книгу Die Eroberung von Plassans - Emile Zola страница 8

Название: Die Eroberung von Plassans

Автор: Emile Zola

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783849618247

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СКАЧАТЬ herumgehen hören, Martha?

      Nein, ich habe nicht darauf geachtet.

      Rosa rief aus der Küche:

      Die sind schon lange fort; wenn sie immer noch gehen, müssen sie schon weit sein.

      Mouret rief die Köchin und fragte sie nach allem aus.

      Sie sind ausgegangen, gnädiger Herr. Zuerst die Mutter, dann der Pfarrer. Ich hätte sie nicht einmal gehört, so leise kamen sie die Treppe herunter; aber ich sah ihre Schatten an den Küchenwänden, als sie die Türe öffneten ... Ich sah auf die Straße hinaus ... Aber sie sind ungemein schnell gegangen.

      Das ist eigentümlich ... Aber wo war ich denn zu der Zeit?

      Ich glaube, der gnädige Herr war hinten im Garten bei der Laube.

      Jetzt kam Mouret in eine schreckliche Laune. Er schimpfte auf die Priester, nannte sie alle Duckmäuser mit allerlei Machenschaften, in denen sich der Teufel nicht auskenne; und dabei zeigten sie eine solche lächerliche Schamhaftigkeit, daß noch niemand einen Priester sich habe waschen sehen. Schließlich bedauerte er, daß er dem Abbé, den er gar nicht kenne, die Wohnung vermietet habe.

      Daran bist nur du schuld, sagte er zu seiner Frau, als er vom Tische aufstand.

      Martha wollte Einwendungen erheben und ihn an ihr gestriges Gespräch erinnern, doch sie sah ihn nur an und schwieg. Aber er ging heute nicht aus, wie sonst seine Gewohnheit war, sondern begab sich in den Garten, kam nach kurzer Zeit wieder in das Speisezimmer und zog in heftigen Worten gegen die Unordnung los, die in dem ganzen Hause herrsche. Dann tadelte er Serge und Octave, die eine halbe Stunde zu früh in das Kolleg gegangen seien.

      Geht Papa nicht fort? fragte Desirée leise ihre Mutter. Er ärgert uns nur, wenn er zu Hause bleibt.

      Martha hieß sie schweigen. Endlich sprach Mouret von einem Geschäft, das er im Laufe des Tages abschließen wolle. Nicht einen Augenblick habe er Zeit! Nie könne er sich einen Tag zu Hause ausruhen, wenn er es gerade notwendig habe. Voll Unmut darüber, daß er fortgehen müsse und nicht weiter auf der Lauer bleiben könne, verließ er das Haus. Als er abends zurückkehrte, war er von einer fieberhaften Neugierde geplagt.

      Nun, was ist mit dem Abbé? fragte er, noch ehe er den Hut abnahm.

      Martha arbeitete wieder an ihrem Tischchen auf der Terrasse.

      Der Abbé? wiederholte sie mit einiger Überraschung. Ach so, der Abbé ... Ich habe ihn nicht gesehen ... ich glaube, er hat sich schon eingerichtet. Rosa sagte mir, daß Möbel gekommen seien.

      Das befürchtete ich eben, rief Mouret aus. Ich wäre gern da gewesen; – denn schließlich sind die Möbel meine Sicherstellung. Ich wußte ja, daß du dich nicht von deinem Sessel rühren werdest. Du bist eben nicht recht gescheit ... Rosa! Rosa!

      Die Köchin kam heraus.

      Man hat für die neuen Mieter Möbel gebracht?

      Ja, gnädiger Herr, auf einem kleinen Wagen. Es war der Wagen des Möbelhändlers Bergasse. Schwer war er nicht. Frau Faujas ging hinter dem Wagen, und als sie die Balande-Straße herauffuhren, legte sie mit Hand an, um den Karren zu schieben.

      Sie haben doch die Möbel gesehen? Haben Sie sie gezählt?

      Gewiß, gnädiger Herr. Ich habe mich vor die Türe gestellt. Sie mußten jedes Stück an mir vorübertragen, was freilich Madame Faujas nicht recht war. Also hören Sie!... Zuerst trugen sie ein eisernes Bett hinauf, dann eine Kommode, zwei Tische, vier Stühle ... Das ist alles ... Aber ganz neu waren die Möbel nicht. Ich würde keine dreißig Taler dafür geben.

      Aber sie hätten die Frau verständigen sollen, daß wir unter solchen Bedingungen die Wohnung nicht vermieten können ... Ich werde darüber sofort mit dem Abbé Bourrette sprechen.

      Ärgerlich wollte er hinausgehen, als ihn Martha zurückhielt und ihm sagte:

      Richtig, das habe ich ganz vergessen ... Sie haben die Miete für ein halbes Jahr vorausbezahlt.

      Was? Sie haben gezahlt? stotterte er.

      Ja, die alte Frau kam herunter und übergab mir dies hier.

      Mit diesen Worten nahm sie aus der Lade ihres Arbeitstisches fünfundsiebzig Franken in lauter Fünffrankenstücken, die sorgfältig in Zeitungspapier eingewickelt waren. Mouret zählte das Geld und brummte:

      Wenn sie zahlen, können sie tun, was sie wollen ... Sonderbare Leute bleiben sie doch! Jeder Mensch kann nicht reich sein, das ist gewiß; aber wenn man ein armer Teufel ist, muß man sich nicht gar so verdächtig benehmen.

      Ich wollte dir auch sagen, erwiderte Martha, als sie ihren Mann wieder beruhigt sah, daß die alte Frau mich fragte, ob wir ihr nicht das Gurtbett überlassen möchten. Ich habe ihr daraufhin gesagt, daß wir es nicht brauchen und daß sie es behalten könne, solange sie wolle.

      Das war ganz gut; man muß sie sich verpflichten ... Ich habe dir schon gesagt: mich ärgert es am meisten an diesen Priestern, daß man nie weiß, was sie denken und was sie tun. Indes gibt es auch sehr ehrenwerte Leute unter ihnen.

      Das Geld schien ihn ganz getröstet zu haben, denn er scherzte und machte sich über Serge lustig, der eben wieder in dem Buche »Missionen in China« las. Während des Essens schien er an die Leute im zweiten Stock nicht mehr zu denken. Als aber Octave erzählte, daß er den Abbé Faujas habe aus der Bischofresidenz kommen sehen, da konnte sich Mouret nicht mehr halten und nahm beim Nachtisch das gestrige Gespräch wieder auf. Aber er schämte sich doch ein wenig. Unter seiner Schwerfälligkeit eines ehemaligen Kaufmannes barg sich ein feiner Verstand; er hatte einen nüchternen Sinn und ein richtiges Urteil, das ihn oft bei allen Klatschereien der Stadt das passende Wort finden ließ.

      Schließlich ist es nicht gut, die Nase in die Angelegenheiten anderer zu stecken, sagte er, als er schlafen ging ... Der Abbé kann machen, was er will. Es ist überhaupt langweilig, immer von diesen Leuten zu sprechen. Ich wasche meine Hände in Unschuld.

      Acht Tage gingen dahin. Mouret hatte seine gewohnte Beschäftigung wieder aufgenommen. Er schlenderte im Hause herum, sprach mit den Kindern, ging nachmittags zum Zeitvertreib Geschäften nach, von denen er nie sprach, aß und schlief wie ein Mann, für den das Leben eine glatte Bahn ist, ohne Erschütterungen und ohne Überraschungen. In das Haus schien die alte Ruhe wieder eingezogen zu sein. Martha saß an ihrem gewöhnlichen Platze auf der Terrasse vor dem Nähtischchen; Desiree spielte neben ihr; die beiden Knaben brachten zu denselben Stunden dasselbe geräuschvolle Leben ins Haus; Rosa brummte jeden an, während der Garten und das Speisezimmer in Frieden lagen.

      Du sieht, sagte Mouret zu seiner Frau, daß du im Irrtum warst, als du glaubtest, die neue Partei werde uns stören. Wir haben eigentlich jetzt eine größere Ruhe als früher, denn das Haus ist kleiner und daher noch friedlicher.

      Manchmal sah er zu den Fenstern des zweiten Stockes hinauf, vor denen vom zweiten Tage an Vorhänge von grobem Kattun angebracht waren, deren Falten sich nie rührten. Ihr Aussehen war so keusch, steif und kühl wie das Linnenzeug СКАЧАТЬ