Название: Die Eroberung von Plassans
Автор: Emile Zola
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783849618247
isbn:
Der Abbé grüßte und ging schon auf die Treppe zu, als Martha sich ihrem Gatten näherte und leise sagte:
Aber du vergißt ...
Was denn? fragte er, als er sah, daß sie zögerte.
Das Obst, du weißt es doch.
Richtig! Du hast recht. Es ist ja Obst oben! rief er bestürzt aus.
Als der Abbé sich mit einem fragenden Blicke umwandte, sagte Mouret zu ihm:
Es ist wahrhaftig ärgerlich. Abbé Bourrette ist gewiß ein würdiger Mann, nur ist es unangenehm, daß Sie ihn mit dieser Angelegenheit betraut haben ... Er hat nicht für zwei Pfennige Überlegung ... Wenn wir es gewußt hätten, würden wir alles vorbereitet haben. Jetzt müssen wir aber erst eine Räumung vornehmen ... Sie sehen ein, daß wir die Zimmer nicht ganz leer stehen lassen konnten, und so haben wir denn auf dem Fußboden unsere ganze Obsternte ausgebreitet: Feigen, Äpfel, Wein ...
Der Priester konnte trotz seiner großen Höflichkeit seine Überraschung nicht verbergen.
Es wird nicht lange dauern, fuhr Mouret fort. Wollen Sie sich nur zehn Minuten gedulden, Rosa ist gleich damit fertig, Ihre Stuben zu räumen.
Auf dem Gesichte des Abbés zeigte sich eine auffallende Unruhe.
Die Wohnung ist möbliert, nicht wahr? fragte er.
Nein, es ist kein einziges Möbel darin. Wir haben sie nie bewohnt.
Jetzt verlor der Priester seine Ruhe. In den grauen Augen leuchtete es auf und er erwiderte in heftigem Tone:
Was? Ich habe doch in meinem Briefe nur eine möblierte Wohnung verlangt. In meinem Koffer konnte ich mir doch nicht Möbel mitbringen.
Dieser Bourrette ist ein fürchterlicher Mensch! rief Mouret erregt. Er war hier, sah sicher auch die Äpfel; denn er nahm einen in die Hand und sagte noch, daß er nie so schöne gesehen habe; dann erklärte er, daß ihm alles gefalle und daß er die Wohnung miete.
Abbé Faujas hörte nichts mehr. In seinen Wangen stieg die Zornesröte empor und mit zitternder Stimme sagte er zu der Frau:
Mutter, hörst du? Die Wohnung ist nicht möbliert.
Die alte Frau hatte soeben das Erdgeschoß mit einigen flüchtigen Schritten besichtigt, ohne ihren Korb wegzustellen.
Sie war bis zur Küchentüre gekommen, hatte einen Blick hineingeworfen, war dann zur Freitreppe gelangt, von wo sie gleichsam den Garten in Besitz nahm. Aber am meisten interessierte sie das Speisezimmer und der gedeckte Tisch, auf dem die dampfende Suppe stand.
Ihr Sohn sagte nochmals:
Hörst du, Mutter? Wir müssen ins Gasthaus gehen.
Sie sah ihn an, ohne eine Antwort zu geben. Aber ihre Gesichtszüge zeigten deutlich, daß sie nicht gesonnen sei, dieses Haus zu verlassen, in dem sie schon alle Winkel kannte. Sie zuckte mit den Achseln, während ihre Augen von der Küche in den Garten und von dem Garten in den Speisesaal schweiften.
Jetzt wurde Mouret unruhig, denn es entging ihm nicht, daß weder die Mutter noch der Sohn gesonnen sei, vom Platze zu weichen.
Unglücklicherweise, sagte er, haben wir keine Betten. Auf dem Dachboden steht zwar ein Gurtbett, mit dem sich die Frau bis morgen begnügen könnte, aber ich wüßte wirklich nicht, wohin ich den Herrn Abbé legen sollte.
Jetzt öffnete Frau Faujas den Mund und erwiderte mit heiserer Stimme:
Mein Sohn legt sich auf das Gurtbett ... Ich begnüge mich mit einer Matratze auf der Erde in einem Winkel.
Der Abbé nickte zustimmend mit dem Kopfe. Mouret wollte widersprechen und suchte nach einem anderen Auskunftsmittel, aber vor den zufriedenen Blicken seiner neuen Mieter schwieg er und wechselte nur mit seiner Frau einen Blick des Erstaunens.
Morgen früh, sagte er in seinem spöttischen Tone, können Sie sich dann einrichten, wie Sie wollen. Rosa schafft das Obst weg und macht die Betten. Wenn Sie unterdessen auf der Terrasse warten wollen ... Kinder, zwei Stühle, schnell!
Die Kinder waren die ganze Zeit seit der Ankunft des Abbés ruhig an dem Tische sitzen geblieben. Der Priester wollte sie nicht bemerken, aber Frau Faujas hatte ihnen einen stechenden Blick zugeworfen, als wolle sie mit einem Schlage diese jungen Köpfe durchdringen. Als die Kinder die Worte ihres Vaters vernahmen, sprangen sie alle auf und trugen Stühle hinaus.
Die alte Frau setzte sich nicht. Als Mouret sich umdrehte, bemerkte er sie vor einem halb offenen Fenster des Salons stehen und ihre Besichtigung fortsetzen ruhig und behaglich wie eine Person, die eine verkäufliche Besitzung besichtigt. In dem Augenblicke, als Rosa den Handkoffer aufhob, trat sie wieder in das Vorderhaus und sagte:
Ich helfe Ihnen.
Mit diesen Worten ging sie hinter der Dienerin die Treppe hinauf.
Der Priester ließ sie ruhig gewähren; er lächelte den drei Kindern zu, die vor ihm standen. Sein Gesicht konnte, wenn er wollte, trotz der Härte und den rohen Zügen um den Mund ungemein mild erscheinen.
Ist dies Ihre ganze Familie? fragte er Martha, die näher getreten war.
Ja, mein Herr, erwiderte sie, vor dem scharfen Blicke des Mannes sich befangen fühlend.
Die beiden Söhne werden bald Männer sein, fuhr er fort ... Haben Sie Ihre Studien schon beendet, fragte er Serge.
Mouret antwortete selbst:
Er ist schon fertig, obwohl er der Jüngere ist. Wenn ich sage »fertig«, so will ich damit sagen, daß er die Reifeprüfung hinter sich hat; jetzt besucht er das Kollegium wieder, um ein Jahr Philosophie zu hören. Er ist der Gescheite in der Familie ... Der andere, der Ältere, der große Tölpel da, taugt nicht viel. Er ist schon zweimal bei der Prüfung durchgefallen; ein Nichtsnutz, der nur immer an tolle Streiche denkt.
Octave hörte diese Vorwürfe lächelnd an, während Serge bei seiner Belobung den Kopf senkte. Faujas schien sie noch einen Augenblick still zu prüfen, dann trat er auf Desirée zu und sein Gesicht nahm wieder einen zärtlichen Ausdruck an.
Darf ich Ihr Freund sein, Fräulein? fragte er.
Sie gab keine Antwort, sondern verbarg, fast erschreckt, das Gesicht an der Schulter ihrer Mutter. Diese drückte sie noch mehr an sich und legte den Arm um sie.
Sie müssen sie entschuldigen, sagte die Mutter ernst; sie ist ein Kind geblieben ... Ihr Verstand ist schwach, und wir plagen sie nicht mit dem Lernen. Sie ist jetzt vierzehn Jahre alt, und ihre ganze Freude bilden nur die Tiere.
Das СКАЧАТЬ