Название: Es war ganz anders
Автор: Georg Markus
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
isbn: 9783902862716
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Abgesehen von den Widersprüchen bezüglich der Beziehung Sophies zu ihrer Schwiegertochter, stellt Conte Cortis Sisi-Biografie eine exzellente Quelle dar, der beispielsweise zu entnehmen ist, dass die ständigen Kuraufenthalte Elisabeths selbst für ein kaiserliches Haushaltsbudget schwer zu verkraften waren: »So musste Franz Joseph zu seinem tiefen Schmerz feststellen, dass der Aufenthalt in Madeira, für den er 188935 Gulden 18½ Kreuzer* bezahlt hat, scheinbar nicht den erhofften Erfolg gehabt hat.«
Wenn Elisabeth die Kinder schon nicht – wie bisher angenommen – »weggenommen« wurden, so war es eine Konsequenz ihrer intensiven Reisetätigkeit, dass diese ihrer Mutter völlig entfremdet waren. »Dem armen Kronprinzen«, schreibt eine ihn nach Venedig begleitende Kinderfrau nach Wien, »war überall ganz unbehaglich, und er tat mir sogar den Kummer an, zu weinen und sich an mich zu klammern, wenn die Majestät (Kaiserin Elisabeth) ihn zu sich holen wollte.«
Der Kaiser hat bitterlich geweint …
Wie sehr Franz Joseph in jungen Jahren unter der »Flucht« seiner Frau litt, entnimmt man einem ebenfalls von Gabriele Praschl-Bichler entdeckten Brief, den Erzherzogin Sophie am 31. August 1861 an ihren Sohn Carl Ludwig richtete: »Er (der Kaiser) hatte so bitterl. bei Helene in Reichenhall geweint, als er sie bat nach Corfu zu gehen.«**
Trotz des schwierigen Verhältnisses der Kaiserin zu Franz Joseph berichtet dessen Mutter in ihrer intensiven Korrespondenz von Anfang an nur Positives über ihre Schwiegertochter. Schon am Tag der Verlobung des künftigen Kaiserpaares: »Ischl den 19ten Aug. gegen 10 Uhr, 1853. Meine innig geliebte Amala!* Seit heute frueh 8 Uhr ist unser heiss geliebter Franzi der unaussprechl. strahlende glueckliche Braeutigam der lieblichen Sisi, die gar zu lieb, innig u. gluecklich u. geruehrt ist u. immer voller heisser Thraenen ueber ihr liebliches Gesicht, wenn sie sich an mich anschmiegend wie ein Kind, mir versichert wie sie den Kaiser u. mich befriedigen will oder wenn ich ihr sage, wie sie ihm recht seyn u. ihn begluecken kann …«
»Mir gefällt so sehr, wie bescheiden sie ist«
Und zwei Monate nach der Hochzeit des Kaisers mit ihrer Nichte schreibt Sophie am 12. Juni 1854 wieder an Carl Ludwig: »Sisi hat in Brünn u. in Prag alles entzückt u. war äußerst liebenswürdig u. gesprächig. Kaiserin Marianna** schrieb, dass sie u. ihre Umgebung in Ploschkowicz ganz bezaubert von Sisi sind; sie fände ihre Haltung so gut u. setzte hinzu: ›Mir gefällt so sehr, wie bescheiden sie ist.‹ «
Die Briefe der Erzherzogin Sophie, die weit über die wohlwollende Beurteilung der Kaiserin hinaus ein einzigartiges Dokument des Privatlebens der Familie Habsburg darstellen, lagern in Kisten und Schachteln im Besitz direkter Nachfahren der Kaiserfamilie. Gabriele Praschl-Bichler, die mit der Archivierung betraut war, entdeckte sie.
»Seit heute frueh 8 Uhr ist unser heiss geliebter Franzi der unaussprechl. strahlende glueckliche Braeutigam der lieblichen Sisi«: Aus einem Brief der Erzherzogin Sophie an ihre Cousine Amalie Wasa von Schweden
Während in Elisabeth- und in Franz-Joseph-Biografien üblicherweise behauptet wird, dass der Kaiser seine Frau viel mehr geliebt hätte als sie ihn, kann davon jedenfalls in ihren jungen Jahren keine Rede gewesen sein, schreibt Erzherzogin Sophie doch am 17. Juli 1855 an einen ihrer Söhne: »Montag den 9ten kam Franzi um 7 Uhr aus Galicien an. Sisi erwartete ihn anderthalb Stunden auf dem Bahnhof, obwohl sie wusste, dass er nicht vor 7 Uhr kommen könnte. Ludwig*, den ich auf den Bahnhof geschickt, sagte mir, dass Sisi’s ganzer Körper vor Freude bebte, als sie den Zug, der den Kaiser brachte, kommen sah. Sie kamen dann noch zu uns heraus … Sisi schöner noch wie gewöhnlich, durch den Ausdruck strahlenden Glückes auf ihrem lieblichen Gesicht.«
Sisis Grazie ist eines der Lieblingsthemen der Erzherzogin Sophie
Derartige Worte gebraucht man wohl kaum über eine Schwiegertochter, die man nicht leiden kann. Sisis Grazie ist überhaupt eines der Lieblingsthemen Sophies, so auch im Dezember 1856, als die junge Kaiserin mit ihrem Mann in Venedig weilte: »Er (Franz Joseph, Anm.) schreibt mir, was wir von allen Seiten hören, dass Sisi’s bezaubernde Erscheinung alles in Venedig elektrisiert u. hinreißt. Überall, wo sie erscheint, sagen die Leute ganz laut, wie schön sie ist, wie anmutig sie ist.«
Und am 19. Februar 1860, eineinhalb Jahre nach der Geburt ihres Sohnes Rudolf, schwärmt Sophie: »Ihre Schönheit hat sehr seit vorigem Spätherbst gewonnen, so wie sie ihre ungeheure Crinoline ablegte, ihre Gestalt ist nun wieder ganz sichtbar.«
Auffallend ist, wie sehr sich Sophie von Anfang an um den tatsächlich labilen Gesundheitszustand ihrer Schwiegertochter sorgte. »Sisi ist heute mit dem Kaiser im Prater bei milder schöner Luft geritten, denn leider, leider zur allgemeinen Desparation hat sie gleich nach den Wochen wieder begonnen zu reiten!! Sie sah allerliebst aus, aber mit aufgehobenen Händen begrüßt ich beide«, schreibt die Erzherzogin am 24. April 1855 ihrem Sohn Carl Ludwig.
»Ihre Schönheit hat sehr seit vorigem Spätherbst gewonnen«: Erzherzogin Sophie über ihre Schwiegertochter, Kaiserin Elisabeth
Und kurz nach der Geburt Kronprinz Rudolfs, im September 1858: »Sisi hatte leider nach dem zweiten Aufstehen am 4ten abends wieder, aber einen schwächeren Fieberanfall, doch das dritte Aufstehen gestern, wo sie drei Stunden aufblieb, schlug ihr sehr gut an; der Kaiser telegraphierte mir heute, sie befände sich ganz wohl. Gottlob! Ich hatte ein Telegramm nach dem anderen geschrieben, um den Kaiser u. (den Leibarzt Dr. Johann) Seeburger zu überzeugen, dass nur die ungesunde Luft in Laxenburg Sisi die Fieberanfälle gäbe u. dass ein rasches Übersiedeln Sisi’s in meine warmen Salons in Schönbrunn, wohl verwahrt in einem geschlossenen Wagen, während der warmen Mittagsstunden gewiss angezeigt wären.«
Ein knappes Jahr danach, am 28. Juni 1859, schreibt Sophie wieder an Carl Ludwig: »Die arme Sisi ist nur mehr ein Schatten ihrer selbst. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie abgemagert sie ist.« Doch nur zwei Tage später ist in einem Brief an ihren Sohn Maximilian Erleichterung zu spüren: »Wir fanden dann Sisi im Park, besser aussehend u. aufgerichtet durch die Hoffnung, den Kaiser bald zu sehen. Sie stieg vom Pferd u. machte eine lange Promenade mit uns zu Fuße – sprach gerne u. sichtbar heiter.«
Kaiserin Elisabeths »Flucht« nach Possenhofen
Spricht man »gerne und sichtbar heiter« mit einer Schwiegermutter, die im gleichen Jahr 1859 – wie in der Conte-Corti-Biografie nachzulesen – »alles versucht, um Elisabeth vom Kaiser zu trennen, ja sie (die Kaiserin) meint sogar, man hätte sie verderben und ihr teuflisch klug Gelegenheit bieten wollen, Unrechtes zu tun, um sie ihrem Gatten zu entfremden«?
Im Jahre 1865, so steht’s in den Elisabeth-Biografien, sei die Kaiserin von Wien aus zum ersten Mal in ihr Elternhaus »nach Possenhofen geflüchtet«, weil Erzherzogin Sophie sie bevormundet und ihr die Kinder weggenommen hätte. In einem Brief Sophies an ihren Sohn Carl Ludwig erfährt man allerdings ganz anderes: »Sisi wollte nicht nach Baiern, da es ihr schwer wird, ihr Kind zu verlassen, der Kaiser bestand aber darauf, da er glaubt :/ ich gestehe, ich bin auch überzeugt /: dass Luftwechsel u. zumal die heimathliche Luft ihr sehr СКАЧАТЬ