Mami Staffel 8 – Familienroman. Lisa Simon
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Название: Mami Staffel 8 – Familienroman

Автор: Lisa Simon

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mami Staffel

isbn: 9783740946098

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СКАЧАТЬ war und die Tür weit offen stand.

      Kevin wußte, daß auch nachts immer zwei Frauen Dienst hatten, falls mal mit einem Kind etwas passieren sollte. Zum Glück brauchte er, wenn er nach draußen wollte, nicht an diesem Raum vorbei, sondern mußte die entgegengesetzte Richtung einschlagen.

      Ganz langsam setzte Kevin einen Fuß vor den anderen, bis er an der Eingangstür angekommen war. Enttäuscht stellte er einen Augenblick später fest, daß sie verschlossen war. Etwas ratlos blieb er davor stehen, bis ihm einfiel, daß es da ja noch die Hintertür gab – das Dumme allerdings daran war, daß er, um dorthin zu kommen, an dem Aufenthaltsraum vorbeigehen mußte.

      Obwohl es kühl war, standen Kevin kleine Schweiperlen auf der Stirn; er durfte unter keinen Umständen entdeckt werden. Der Flur war nur schwach erleuchtet, aber Kevin wäre es in diesem Moment am liebsten gewesen, wenn es stockfinster gewesen wäre. Dann wäre mit Sicherheit nicht aufgefallen, wenn er sich zum Hinterausgang schleichen würde.

      Vorsichtig an die Wand gedrückt, schlich Kevin sich bis zum Aufenthaltsraum. Er wagte kaum zu atmen, als er langsam den Kopf ein wenig vorschob, um in das hell erleuchtete Zimmer zu sehen. Am Tisch saßen Diana und Marianne, jeder eine Tasse vor sich. Der Fernseher lief, und beide sahen gebannt auf den Bildschirm.

      Mit zwei schnellen Schritten rannte Kevin an der Tür vorbei. Geschafft! Jetzt konnte er nur hoffen, daß die Hintertür nicht verschlossen war.

      Doch natürlich war auch diese Tür abgeschlossen, und Kevin sah sich etwas ratlos um. Wie sollte er seine Mutter suchen, wenn es ihm noch nicht einmal gelang, das Heim zu verlassen?

      Da fiel sein Blick auf einen Haken neben dem Türrahmen, an dem ein Schlüssel hing. Kevin wagte nicht zu hoffen, daß dies der Schlüssel für die Hintertür war, aber er mußte es jedenfalls versuchen. Er streckte seine Arme danach aus, doch er war zu klein, um ihn zu erreichen. Kurzerhand nahm sich Kevin einen Hocker, stieg darauf und nahm den Schlüssel ab.

      Hier im hinteren Bereich des Hauses brauchte er nicht so vorsichtig zu sein. Dort lagen die Küche und der Speisesaal, wo sich zu dieser Zeit kein Mensch aufhielt.

      Mit klopfendem Herzen steckte Kevin den Schlüssel in das Türschloß – und wenige Sekunden später stand er im Freien!

      Erleichtert atmete er auf; bis jetzt hatte alles hervorragend geklappt. Jetzt hieß es, das Gelände zu verlassen – Kevin wußte jedoch, daß er sich nicht die Mühe machen brauchte, zum Eingangstor zu gehen. Das ließ sich nachts nur durch einen elektrischen Öffner im Haus öffnen, aber es gab da am Ende des Gartens ein Loch im Zaun, durch das die größeren Kinder öfters kletterten, wenn sie heimlich im nahegelegenen Geschäft Süßigkeiten kaufen wollten.

      Kevin wußte, wo sich dieses Loch befand, hatte es aber selber noch nie benutzt und auch nicht der Heimleiterin verraten. Jetzt war er froh darüber, daß er geschwiegen hatte. Geduckt und immer wieder einen schnellen Blick auf das dunkle Haus werfend, kroch er zum Zaun und schließlich hindurch.

      Wenn er Glück hatte, würde man sein Verschwinden erst am nächsten Morgen entdecken – aber dann war er schon längst über alle Berge.

      Etwas ratlos stand Kevin auf dem regennassen Gehweg – in welche Richtung sollte er laufen? Er zog den Reißverschluß seines Anoraks höher, weil ihm plötzlich kalt wurde…

      *

      Julia war bereits eine halbe Stunde vor Dienstantritt im MARIENKÄFER, denn es war ein besonderer Tag – Kevins Geburtstag! Das hübsche Bilderbuch hatte sie in buntes Geschenkpapier eingeschlagen und noch eine Tafel Schokolade daraufgelegt.

      Sie machte sich zunehmend Sorgen um den Jungen. Seitdem Philipp nicht mehr im Heim war, schien er noch nachdenklicher und verschlossener geworden zu sein, und sie wünschte sich, mehr für ihn tun zu können als ihm eine kleine Geburtstagsfreude zu machen.

      Unauffällig schmuggelte Julia das Geschenk in den Aufenthaltsraum, in dem sich auch die Schränke für die persönlichen Sachen der Angestellten befanden. Auf keinen Fall durfte Frau Clasen bemerken, daß sie Kevin ein zusätzliches Geschenk überreichen wollte: So etwas sah sie gar nicht gern.

      Julia würde es ihm geben, wenn die größeren Kinder in der Schule und die jüngeren in der Bastelstube wären, da fiel es dann am wenigsten auf.

      Sorgfältig schloß Julia ihren Spind ab, als sie aufgeregte Stimmen auf dem Gang hörte. Im nächsten Moment wurde die Tür aufgestoßen; und Bärbel Clasen trat mit hochrotem Kopf ein.

      »Gut, daß Sie schon hier sind!« sagte sie atemlos. »Kevin ist weg!«

      »Was?« Julia glaubte, sich verhört zu haben.

      »Der Junge muß irgendwann heute nacht heimlich das Heim verlassen haben.« Erschöpft ließ sich Frau Clasen auf einen Stuhl plumpsen. »Wissen Sie, wohin er gegangen sein könnte?«

      Stumm vor Entsetzen schüttelte Julia den Kopf. Warum hatte Kevin das getan? Er kannte außer den Leuten im Waisenhaus niemanden!

      Frau Clasen sprang wieder auf, in ihrem Gesicht zeichneten sich hektische Flecken ab. »Wir müssen die Polizei benachrichtigen!«

      Im Laufe des Vormittags erfuhr Julia, daß Markus der erste war, der Kevins Verschwinden bemerkt hatte.

      Er mußte kurz vor dem Wecken zur Toilette und hatte sich gewundert, daß Kevin noch nicht wach war wie sonst.

      Julia versuchte vergeblich, Diana zu beruhigen. Sie gab sich die Schuld daran, daß Kevin das Heim verlassen hatte, ohne daß sie es bemerkte. »Weißt du, wenn ihm etwas passiert ist, werde ich mein ganzes Leben nicht mehr glücklich.«

      »Das hätte jedem von uns passieren können«, sagte Julia in überzeugendem Ton. »Kevin ist eben ein gewitztes Bürschchen. Als er merkte, daß er zur Vordertür nicht hinauskonnte, ging er zum Hinterausgang – der Schlüssel hängt ja für alle sichtbar dort«, fügte sie mit einem bitteren Unterton hinzu.

      Man hatte natürlich den Hocker neben der Tür gefunden, somit war klar, welchen Weg der Junge gewählt hatte.

      »Ich verstehe nur nicht, wie er das Gelände verlassen konnte«, schluchzte Diana. »Das Tor ist immer verschlossen und der Zaun ist viel zu hoch für einen kleinen Jungen, um darüber zu steigen.«

      Auch Julia hatte sich darüber schon Gedanken gemacht, aber das war nicht so wichtig – einzig wichtig war, daß der Junge trotz intensiver Suche nicht mehr auf dem Gelände des Waisenhauses war.

      »Weiß Marianne schon davon?« fragte Julia. »Sie hatte doch Nachtdienst mit dir, nicht wahr?«

      Diana schüttelte den Kopf. »Ich habe sie schon heute morgen um fünf Uhr nach Hause geschickt, weil sie wieder Rückenschmerzen hatte. Du weißt ja, daß ihr bei feuchtem Wetter immer die Bandscheibe zu schaffen macht.«

      »Ich koche uns erst einmal eine Tasse Kaffee, und dann solltest du nach Hause gehen und dich ausruhen; immerhin bist du die ganze Nacht auf den Beinen gewesen.« Julia ging zu der kleinen Anrichte und machte sich daran, die Kaffeemaschine in Gang zu setzen.

      »Wir hätten nicht die halbe Nacht in den Fernseher gucken sollen, dann hätten wir bemerkt, daß sich Kevin an uns vorbeigeschlichen hätte«, jammerte Diana. »Ich werde hierbleiben – schlafen kann ich jetzt sowieso nicht.«

      »Aber du kannst dich doch kaum noch auf den Beinen halten«, protestierte СКАЧАТЬ