Mami Staffel 8 – Familienroman. Lisa Simon
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Название: Mami Staffel 8 – Familienroman

Автор: Lisa Simon

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mami Staffel

isbn: 9783740946098

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СКАЧАТЬ bei ihren Besuchen – und daß sie mit ›meinen Eltern‹ betitelt wurden, machte sie sehr stolz. Schon so lange hatten sie darauf gewartet, ein Kind zu sich nehmen zu können. Nun war der große Tag gekommen, und ihr sehnlichster Wunsch erfüllte sich.

      Leider ließ es sich nicht immer vermeiden, daß die anderen Kinder, die traurig zurückbleiben mußten, zusehen konnten, wenn ein Glückspilz von einem strahlenden Ehepaar geholt wurde.

      Kevin sah lange dem großen Wagen hinterher, bis er an der nächsten Straßenbiegung verschwand. Dann schloß sich das Tor wieder, und die anderen Kinder widmeten sich ihren unterbrochenen Spielen. Nur Kevin blieb einsam am Eingangstor stehen und warf sehnsüchtige Blicke in die Ferne.

      Julia konnte dies von der Wäschekammer im Obergeschoß beobachten, und es zerriß ihr fast das Herz. Es schien ihr, als würde Kevin mehr als die anderen Kinder darunter leiden, daß er hier im Waisenhaus leben mußte – und dabei kannte er doch gar kein Zuhause!

      Julia hatte von der Heimleiterin erfahren, daß Marion Seifert ihren Sohn in der Entbindungsklinik zurückgelassen hatte. Zunächst blieb Kevin auf der Säuglingsstation, als er ein paar Monate alt war, kam er ins Waisenhaus MARIENKÄFER.

      Fast wütend riß Julia ein paar Handtücher aus dem ordentlichen Stapel frisch gewaschener Wäsche. Warum fanden andere Kinder neue Eltern – und ausgerechnet Kevin, der eine Familie am meisten zu vermissen schien, mußte im Heim bleiben – wenn er Pech hatte, bis er erwachsen war. Eine furchtbare Vorstellung, fand Julia und verließ mit einem Arm voller Handtücher niedergeschlagen die Wäschekammer.

      Die Waschräume waren blitzsauber. Das Reinigungspersonal arbeitete gründlich und gewissenhaft, aber auch die Kinder sahen sich meistens vor beim Waschen und Zähneputzen.

      Julia hängte an jedes Waschbecken ein frisches Handtuch, nahm die benutzten fort und rückte hier und dort ein Stück Seife oder eine auf der Ablage vergessene Haarspange zurecht.

      »Na, so nachdenklich?«

      Ohne, daß Julia sie bemerkt hatte, war Diana Zenker hinzugetreten.

      Sie und Julia hatten ihre Stellen im MARIENKÄFER gemeinsam angetreten und sich schnell angefreundet.

      »Mußt du mich so erschrecken?« fragte Julia.

      »In Ordnung, nächstes Mal klopfe ich an.«

      Gemeinsam verließen die beiden hübschen jungen Frauen den Waschraum.

      »Willst du mir endlich erklären, weshalb du so einen weltentrückten Gesichtsausdruck mit dir herumschleppst?«

      Als Julia nicht gleich antwortete, rief sie: »Laß mich raten – du bist verliebt!«

      Nun mußte Julia doch wider Willen grinsen. »Wie kommst du denn darauf?«

      »Also, wenn du ein Auge auf Dr. Jäger geworfen haben solltest, dann laß dir gleich gesagt sein, daß ich mir den unbedingt angeln will!«

      »Meinetwegen!« Julia machte ein gleichgültiges Gesicht und zuckte die Achseln. Dr. Wolfgang Jäger war Zahnarzt und besuchte halbjährlich das Waisenhaus zur Zahnkontrolle der Heimkinder. Er war der Schwarm fast aller weiblicher Angestellten, doch Julia hatte noch nicht einen einzigen Gedanken an den gutaussehenden Zahnmediziner verschwendet. Seit der Enttäuschung mit Kai vor einem halben Jahr hatte sie keine Sehnsucht mehr nach einer Beziehung; Kai hatte Julia von einem Tag auf den anderen erklärt, daß er sich in eine andere Frau verliebt hätte.

      Diana hingegen verliebte sich alle naselang, und immer war es ›der Richtige‹ – jedenfalls so lange, bis die Beziehung dann doch in die Brüche ging. Doch Diana machte sich nicht viel daraus, immerhin gab es noch jede Menge anderer attraktiver Männer!

      Doch man konnte sich durchaus auch vernünftig mit Diana Zenker unterhalten. Sie hielt Julia am Arm fest. »Im Ernst, etwas liegt dir doch auf der Seele, hm?«

      Julia nickte. »Ja, aber es hat mit keinem Mann zu tun, wenn du das meinst.«

      »Möchtest du trotzdem darüber reden?«

      Und dann erzählte Julia alles über Kevins sinnloses Warten auf seine Mutter und die Ernsthaftigkeit, die ein kleiner Junge seines Alters eigentlich nicht haben sollte…

      Auch Diana war natürlich längst aufgefallen, daß Kevin mehr unter dem Leben im Heim zu leiden schien als die anderen Kindern. »Ja, mir tut der Kleine auch immer leid, wenn er sehnsüchtig darauf wartet, daß er geholt wird. Aber wie können wir ihm helfen?«

      »Ich fürchte, überhaupt nicht; daß ist ja das Schlimme. Er weiß ja nicht einmal, daß seine Mutter nicht im Traum daran denkt, ihn zu sich zu nehmen. Im Gegenteil – sie will nichts von ihm wissen.«

      Sie waren an der Haustür angekommen, die in den Garten führte. An diesem Tag war es bewölkt und kühl, doch das hielt die Kleinen nicht davon ab, draußen herumzutoben und zu spielen.

      Diana lehnte sich mit unter der Brust verschränkten Armen an den Türrahmen und sagte leise: »Manchmal wünschte ich, einen anderen Beruf gelernt zu haben. Es ist doch schlimm, daß es Menschen gibt, die Kinder in die Welt setzen und dann einfach abschieben.«

      »Und dabei haben es unsere Kinder noch gut«, erwiderte Julia traurig. »In manchen Heimen fehlt soviel Personal, daß die Angestellten sich kaum um die Belange der Kleinen kümmern können.«

      »Ich hätte am liebsten auch hin und wieder zwanzig Hände zum Arbeiten und mehrere Ohren zum Zuhören.« Diana brachte ein klägliches Lächeln zustande.

      Julia legte der Freundin einen Arm auf die Schulter. »Wir brauchen uns keine Vorwürfe machen; wir tun doch, was wir können – aber manchmal kommen mir ähnliche Gedanken.«

      »Sieh mal, da ist Kevin.« Diana zeigte mit dem Kopf auf die Stelle, wo er jetzt stand – ganz allein, den Teddy wie immer fest an sich gedrückt. Die anderen Kinder hatten es längst aufgegeben, Kevin zum Mitspielen zu überreden. Er wollte ja sowieso nie, außer mit Philipp…

      *

      »Julia, kommen Sie bitte mit in mein Büro«, sagte einige Tage später Bärbel Clasen im Vorbeigehen zu Julia. »Es gibt da etwas, was wir unbedingt besprechen müssen.«

      Schnell erledigte Julia ihre angefangene Arbeit und klopfte wenig später an die Bürotür der Heimleiterin.

      »Gut, daß Sie so schnell kommen konnten«, sagte diese. »Sie kümmern sich doch immer so liebevoll um unseren Kevin Seifert, nicht wahr?«

      Julia nickte stumm. Worauf wollte Frau Clasen hinaus?

      »Wie kommt er mit dem kleinen Philipp Kramer zurecht?« fragte Frau Clasen. »Ich meine, ansonsten ist er ja ziemlich verschlossen.«

      »Die beiden teilen sich ein Zimmer. Philipp ist das einzige Kind, mit dem Kevin spielt oder mit anderen Dingen beschäftigt.«

      Frau Clasen runzelte die Stirn. »Dann wird es ein ziemlicher Schock für Kevin sein, daß Frau Krämer sich entschlossen hat, Philipp zu sich zu nehmen. Sie hat geheiratet, und ihr Mann ist damit einverstanden, den Kleinen nach Hause zu holen.«

      Julia schloß die Augen. »Das wird furchtbar für Kevin werden. Ich hatte gedacht, er wäre auch zur Adoption bestimmt?«

      »Nein, СКАЧАТЬ