H. G. Wells – Gesammelte Werke. Herbert George Wells
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Название: H. G. Wells – Gesammelte Werke

Автор: Herbert George Wells

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813628

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СКАЧАТЬ Stur­mes von Angst, der in der Sonn­tags­nacht nach der Er­öff­nung des Krie­ges in der Rich­tung nach Lon­don ge­braust war. Ich sah einen klei­nen, zwei­räd­ri­gen Kar­ren, auf dem der Name »Tho­mas Lobb, Ge­mü­se­händ­ler, New Wal­den« stand, mit ei­nem zer­trüm­mer­ten Rad und ei­nem im Stich ge­las­se­nen Blech­kof­fer. Dann sah ich einen Stroh­hut, der in den schon hart­ge­wor­de­nen Stra­ßen­schmutz hin­ein­ge­stampft wor­den war, und auf der Spit­ze des West­hü­gels einen Hau­fen blut­be­fleck­ten Gla­ses ne­ben dem um­ge­stürz­ten Was­ser­trog. Ich ging nur lang­sam wei­ter und mei­ne Plä­ne wa­ren völ­lig un­klar. Ich hat­te die et­was un­be­stimm­te Ab­sicht nach Lea­ther­head zu ge­hen, ob­wohl ich wuss­te, dass ich ge­ra­de dort am We­nigs­ten hof­fen konn­te, mei­ne Frau wie­der­zu­fin­den. Wenn nicht der Tod sie dort un­ver­se­hens er­eilt hat­te, wa­ren mei­ne Ver­wand­ten ge­wiss schon längst mit ihr von dort ge­flo­hen. Aber ich re­de­te mir ein, dass ich dort we­nigs­tens se­hen oder er­fah­ren konn­te, wo­hin die Be­völ­ke­rung von Sur­rey ge­flo­hen sei. Ich wuss­te, dass ich mei­ne Frau wie­der­fin­den woll­te, dass ich eine schmerz­li­che Sehn­sucht nach ihr und nach Men­schen emp­fand, aber ich hat­te kei­ne kla­re Vor­stel­lung, wie ich es an­fan­gen soll­te, sie zu fin­den. Auch mei­ner trost­lo­sen Ver­ein­sa­mung war ich mir jetzt deut­lich be­wusst. Un­ter dem Schutz ei­nes Dickichts von Bäu­men und Busch­werk kam ich all­mäh­lich an den Rand der Ge­mein­de­wie­se von Wim­ble­don, die sich nun weit vor mir er­streck­te.

      Die­se dunkle Flä­che war stel­len­wei­se vom gel­ben Gins­ter­sträu­chen er­hellt; das rote Ge­wächs war nir­gends zu se­hen; als ich zö­gernd am Rand die­ser frei­en Stel­le hin- schlich, ging die Son­ne auf, und nun flu­te­te al­les von Licht und Le­ben. Ich stieß auf ein ge­schäf­ti­ges Volk klei­ner Frösche, die auf ei­nem sump­fi­gen Platz, un­ter den Bäu­men um­her­spran­gen. Ich stand still, um sie zu be­trach­ten, und nahm mir eine Leh­re an ih­rem fes­ten Ent­schluss, zu le­ben. Gleich dar­auf, als ich mit dem son­der­ba­ren Ge­fühl, be­ob­ach­tet zu wer­den, mich plötz­lich um­dreh­te, sah ich et­was in ei­nem Ge­strüpp zu­sam­men­ge­kau­ert lie­gen. Ich stand da und be­trach­te­te es. Dann mach­te ich einen Schritt nach vor­wärts, da er­hob es sich und wur­de ein mit ei­ner Axt be­waff­ne­ter Mann. Lang­sam nä­her­te ich mich ihm. Er stand schwei­gend und re­gungs­los da und sah mich an.

      Als ich nä­her­trat, be­merk­te ich, dass sei­ne Klei­der eben­so staub­be­deckt und von Schmutz star­rend wa­ren wie die mei­nen; er sah tat­säch­lich aus, als wäre er durch eine Gos­se ge­schleift wor­den. Nä­her­kom­mend konn­te ich den grü­nen Schlamm von Pfüt­zen un­ter­schei­den, der sich mit dem Hell­braun von ge­trock­ne­tem Lehm und glän­zen­den Koh­len­fle­cken ver­meng­te. Sein schwar­zes Haar fiel über sei­ne Au­gen, und sein Ge­sicht war dun­kel und schmut­zig und ein­ge­sun­ken, so­dass ich ihn an­fangs nicht wie­der­er­ken­nen konn­te. Ich be­merk­te eine rote Nar­be, die quer über den un­te­ren Teil sei­nes Ge­sich­tes lief.

      »Halt!«, rief er, als ich ihm auf zehn Yard na­he­kam; ich blieb ste­hen. Sei­ne Stim­me war hei­ser. »Wo­her kom­men Sie?«, frag­te er.

      Ich über­leg­te, wäh­rend ich ihn mir nä­her an­sah.

      »Ich kom­me von Mort­la­ke«, sag­te ich. »Ich lag ne­ben der Gru­be, die die Mars­leu­te um ih­ren Zy­lin­der mach­ten, be­gra­ben. Ich habe mich her­aus­ge­ar­bei­tet und bin ent­kom­men.« »Hier her­um ist kei­ne Nah­rung zu fin­den«, sag­te er. »Das ist mein Land. Al­les, von die­sem Hü­gel bis hin­ab zum Fluss, und zu­rück nach Cla­pham, und auf­wärts bis zum Ran­de der Wei­de. Nur für einen gibt es hier Nah­rung. Wel­chen Weg wer­den Sie ein­schla­gen?«

      Ich ant­wor­te­te zö­gernd.

      »Ich weiß es nicht«, sag­te ich. »Ich lag in den Trüm­mern ei­nes Hau­ses drei­zehn oder vier­zehn Tage lang ver­gra­ben. Ich weiß nicht, was in­zwi­schen ge­sche­hen ist.«

      Er sah mich zwei­felnd an, dann stutz­te er, und blick­te mich mit ver­än­der­tem Aus­druck an.

      »Ich habe nicht die Ab­sicht, in die­ser Ge­gend zu blei­ben«, sag­te ich. »Ich den­ke, ich wer­de nach Lea­ther­head ge­hen, um mei­ne Frau zu su­chen.«

      Er wies has­tig mit dem Fin­ger nach mir.

      »Sie sind es?«, rief er. »Der Mann von Wo­king! Und Sie wur­den nicht ge­tö­tet in Wey­bridge?«

      Im sel­ben Au­gen­blick er­kann­te ich ihn.

      »Sie sind der Ar­til­le­rist, der in mei­nen Gar­ten kam!«

      »Das nen­ne ich Glück!«, rief er. »Wir sind ja Glückspil­ze! Nein, dass Sie es sind!« Er streck­te sei­ne Hand aus, die ich er­griff, »Ich bin da­mals einen Was­ser­gra­ben hin­aus­ge­kro­chen«, fuhr er fort. »Aber sie ha­ben nicht alle um­ge­bracht. Und als sie wie­der weg wa­ren, kroch ich her­aus, ge­gen Wal­ton zu, über die Fel­der. Aber es sind noch kei­ne sech­zehn Tage her – und Ihr Haar ist grau!« Er sah plötz­lich über sei­ne Schul­ter. »Nur eine Doh­le«, sag­te er. »Man er­fährt in Zei­ten wie die­sen, dass auch Vö­gel Schat­ten ha­ben. Aber hier ist es ein we­nig of­fen. Krie­chen wir in je­nes Ge­büsch und er­zäh­len wir uns un­se­re Er­leb­nis­se.« »Ha­ben Sie et­was von den Mars­leu­ten ge­se­hen?«, frag­te ich. »Seit ich her­aus­kroch … « – »Die sind jetzt über Lon­don hin­ge­gan­gen«, er­wi­der­te er. »Ich den­ke, sie ha­ben dort ein grö­ße­res La­ger auf­ge­schla­gen. Am Abend ist dort drü­ben, ge­gen Hamps­tead zu, der gan­ze Him­mel hell von ih­ren Lich­tern. Es ist wie eine große Stadt, und im Schein kann man noch ganz deut­lich ihre Be­we­gun­gen se­hen. Aber nicht bei Tag. Aber in der Nähe — habe ich sie nicht ge­se­hen … « – Er zähl­te an sei­nen Fin­gern. »Fünf Tage. Da sah ich zwei von ih­nen durch Ham­mers­mith hin­über­ge­hen und et­was Schwe­res schlep­pen. Und vor­ges­tern nachts« — er hielt inne, um in wich­ti­gem Ton fort­zu­fah­ren — »es wa­ren frei­lich nur Lich­ter, aber es war et­was oben in der Luft. Ich glau­be, sie ha­ben eine Flug­ma­schi­ne ge­baut und sie ler­nen jetzt flie­gen.«

      Ich mach­te Halt, mit Hän­den und Kni­en auf dem Bo­den, denn wir hat­ten das Ge­büsch er­reicht.

      »Flie­gen!«, sag­te er, »flie­gen.«

      Ich kroch in einen klei­nen Laub­ver­schlag und setz­te mich nie­der.

      »Dann ist es mit der Mensch­heit aus und vor­bei«, sag­te ich. »Wenn sie das kön­nen, dann wer­den sie ganz ein­fach um die gan­ze Welt ge­hen —.«

      Er nick­te.

      »Das wer­den sie auch. Aber un­ter­des­sen kön­nen wir hier ein we­nig Atem schöp­fen.« Er sah mich an.

      »Sind Sie denn nicht zu­frie­den, dass es mit der Mensch­heit vor­bei ist? Ich bin’s. Wir sind un­ter­le­gen; wir sind ge­schla­gen.«

      Ich stutz­te. So selt­sam es schei­nen mag, ich war noch nicht zu die­sem Schluss ge­kom­men, ei­nem Schluss, der mir voll­kom­men ein­leuch­te­te, so­bald je­ner ihn aus­sprach. Ich hat­te noch im­mer lei­se zu hof­fen ge­wagt; zu dem hat­te ich mir mein Le­ben СКАЧАТЬ