Название: H. G. Wells – Gesammelte Werke
Автор: Herbert George Wells
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier
isbn: 9783962813628
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Ich rieb mir die Augen und zweifelte, ob wir nicht geschlafen hätten und diese Dinge infolge der Pilze, die wir gegessen hatten, geträumt, und plötzlich entdeckte ich das Blut auf meinem Gesicht, und dann, dass mir das Hemd schmerzhaft an Arm und Schulter klebte.
»Zum Henker!«, sagte ich und bemaß meine Schäden mit einer untersuchenden Hand; und plötzlich wurde die ferne Tunnelmündung gleichsam ein beobachtendes Auge.
»Cavor!«, sagte ich, »was werden Sie jetzt tun? Und was wollen wir tun?«
Er schüttelte den Kopf, die Augen auf den Tunnel geheftet. »Wie kann man wissen, was sie tun werden?«
»Es kommt darauf an, was sie von uns denken, und ich sehe nicht, wie wir es anfangen können, das zu erraten. Und es hängt davon ab, was sie in Reserve haben. Es ist, wie Sie sagten, Cavor, wir haben bloß erst die Außenseite dieser Welt berührt. Selbst schon mit diesen Schießapparaten könnten sie uns die Hölle heiß machen …«
»Aber schließlich«, sagte ich, »selbst wenn wir die Sphäre nicht finden, bleibt eine Möglichkeit für uns. Wir könnten durchhalten, selbst bei Nacht. Wir könnten wieder hinuntergehn und die Sache durchkämpfen.«
Ich blickte mit spekulativen Augen um mich. Der Charakter der Szenerie war infolge des ungeheuren Wachstums und nachherigen Vertrocknens der Büsche völlig verändert. Der Kamm, auf dem wir saßen, war hoch und beherrschte eine weite Aussicht auf die Kraterlandschaft, und wir sahen sie jetzt ganz dürr und trocken im späten Herbst des Mondnachmittags. Hintereinander erhoben sich lange Felder niedergestampften Brauns, wo die Mondkälber geweidet hatten, und weithin sonnte sich schläfrig eine Herde von ihnen, zerstreute Gestalten, jede mit einem Schattenfleck neben sich, Schafen gleich auf einem Dünenhang. Aber kein einziges Zeichen von einem Seleniten war zu sehen. Ob sie bei unserem Auftauchen aus den inneren Gängen geflohen waren, oder ob sie gewohnt waren, sich zurückzuziehen, wenn sie die Mondkälber hinausgetrieben hatten, das kann ich nicht sagen. Damals glaubte ich das erstere.
»Wenn wir all dies Zeug anzündeten«, sagte ich, »könnten wir die Sphäre unter der Asche finden.«
Cavor schien mich nicht zu hören. Er blickte unter seiner Hand her nach den Sternen, die immer noch, trotz des intensiven Sonnenscheins, am Himmel sichtbar waren. »Wie lange, meinen Sie, sind wir hier?«, fragte er schließlich.
»Wo?«
»Auf dem Monde.«
»Vielleicht zwei irdische Tage.«
»Näher an zehn. Wissen Sie, die Sonne ist über den Zenith hinaus und sinkt im Westen. In vier Tagen oder noch weniger wird es Nacht sein.«
»Aber – wir haben nur einmal gegessen.«
»Das weiß ich. Und – – Aber da sind die Sterne!«
»Und warum sollte die Zeit anders erscheinen, wenn wir auf einem kleineren Planeten sind?«
»Ich weiß nicht. Es ist so!«
»Wie zählt man die Zeit?«
»Hunger – Ermüdung all das ist anders. Alles ist anders – alles. Mir scheint, seit wir die Sphäre verlassen haben, das ist nur eine Frage von Stunden – langen Stunden – höchstens!«
»Zehn Tage«, sagte ich, »da bleiben – –« Ich blickte einen Moment zur Sonne auf und sah dann, dass sie vom Zenith halbwegs bis an den westlichen Rand der Dinge gesunken war. »Vier Tage! … Cavor, wir dürfen nicht hier sitzen und träumen! Wie meinen Sie, können wir anfangen?«
Ich stand auf. »Wir müssen einen festen Punkt nehmen, den wir wiedererkennen könnten – wir könnten eine Flagge hissen oder ein Taschentuch oder irgend etwas – den Boden vierteilen und daherum arbeiten.«
Er stand neben mir auf.
»Ja«, sagte er, »es bleibt nichts, als die Sphäre zu suchen. Nichts. Wir können sie finden – gewiss, wir können sie finden. Und wenn nicht – –«
»Wir müssen fortwährend ausschauen.«
Er blickte hierhin und dorthin, spähte zum Himmel empor und zum Tunnel hinab und erstaunte mich durch eine plötzliche Geste der Ungeduld. »O! aber wir haben es töricht angefangen! Dass wir in diese Lage kommen konnten! Denken Sie nur, wie es hätte sein können und was wir alles hätten tun können!«
»Wir können noch immer einiges tun.«
»Nie, was wir hätten tun können. Hier unter unseren Füßen liegt eine Welt. Denken Sie, was für eine Welt das sein muss! Denken Sie an die Maschine, die wir sahen, und an den Deckel und an den Schacht! Das waren nur erst ferne, vorgeschobene Dinge, und diese Geschöpfe, die wir gesehen und mit denen wir gekämpft haben, waren nichts als unwissende Bauern, Tölpel und Arbeiter, die halb mit Tieren verwandt sind. Tief unten! Höhlen unter Höhlen, Tunnels, Bauten, Wege … Da muss es sich ausweiten, größer und weiter und volkreicher werden, je mehr man hinabsteigt. Sicherlich. Ganz hinunter schließlich bis zum Zentralmeer, das das Herz des Mondes umspült. Denken Sie an die tintigen Wasser unter den spärlichen Lichtern – wenn ihre Augen überhaupt Lichter nötig haben! Denken Sie an die stürzenden Zuflüsse, die ihre Kanäle niederrinnen, um sie zu speisen! Denken Sie an die Gezeiten auf ihrer Oberfläche und an den Sturm und Wirbel ihrer Ebbe und Flut! Vielleicht haben sie Schiffe, die auf dem Meere fahren, vielleicht liegen da unten mächtige Städte und wimmelnde Straßen, und es gibt dort Weisheit und Ordnung, wie sie Menschenwitz übersteigen. Und wir können hier oben sterben, ohne je die Herren zu sehen, die es geben muss – die über diese Dinge herrschen! СКАЧАТЬ