Название: H. G. Wells – Gesammelte Werke
Автор: Herbert George Wells
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier
isbn: 9783962813628
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Was Cavor tat, weiß ich nicht. Eine Zeit lang war es, als hätte dieses Kämpfen seit Ewigkeit gedauert und müsse ewig so weitergehen. Dann war plötzlich alles vorbei, und es war nichts mehr zu sehen als Hinterköpfe, die auf und niederhüpften, während ihre Besitzer in allen Richtungen davonliefen … Ich schien ganz unverletzt. Ich lief schreiend ein paar Schritte vorwärts und wandte mich dann um. Ich war verblüfft.
Ich war in riesigen, fliegenden Sätzen gerade durch sie hindurchgekommen; sie waren alle hinter mir und rannten hierhin und dorthin, um sich zu verstecken.
Ich fühlte ein großes Erstaunen über die Verdunstung des großen Kampfes, in den ich mich gestürzt hatte, und nicht geringes Frohlocken. Mir schien nicht, dass ich entdeckt hatte, die Seleniten seien unerwartet zerbrechlich, sondern ich sei unerwartet stark. Ich lachte stumpfsinnig. Dieser fantastische Mond!
Ich blickte einen Moment auf die zerschmetterten und sich windenden Leiber, die über den Höhlenboden zerstreut lagen, und hatte eine unbestimmte Idee von weiterer Gewalttat; dann eilte ich hinter Cavor her.
1 Ich entsinne mich nicht, irdendwelche Dinge aus Holz auf dem Monde gesehen zu haben; Türen, Tische, alles, was unserer irdischen Schreinerarbeit entspricht, war aus Metall, und ich glaube, zum großen Teil aus Gold, das sich als Metall – wenn die anderen Dinge gleich waren – durch die Leichtigkeit seiner Bearbeitung, seine Zähigkeit und Dauerhaftigkeit ganz von selber empfahl. <<<
18 – Im Sonnenschein
Bald sahen wir, dass die Höhle sich auf eine neblige Leere öffnete. Im nächsten Moment waren wir auf eine Art schiefer Galerie hinausgetaucht, die in einen riesigen kreisrunden Raum vorsprang, einen ungeheuren zylindrischen Schacht, der senkrecht auf und ab lief. Um diesen Schacht lief die schiefe Galerie ohne jede Brustwehr und ohne Schutz anderthalb Windungen herum und tauchte dann hoch oben wieder in den Felsen hinein. Irgendwie erinnerte sie mich damals an einen jener großen Spiraltunnels der Eisenbahn durch den St. Gotthard. Es war alles ungeheuer riesenhaft. Ich kann kaum hoffen, die titanischen Verhältnisse dieses ganzen Raumes klarzumachen, seine titanische Wirkung. Unsere Augen folgten dem ungeheuren Absturz der Schachtmauer, und zu Häupten weit oben erblickten wir eine runde Öffnung, die mit blassen Sternen besetzt war, und ihre halbe Lippe nahezu blendend durch das weiße Licht der Sonne. Da schrien wir gleichzeitig auf.
»Kommen Sie!«, sagte ich und führte.
»Aber da?«, sagte Cavor und trat dem Rande der Galerie sehr vorsichtig näher. Ich folgte seinem Beispiel und reckte mich vor und blickte hinab, aber ich war von dem Lichtglanz oben geblendet und konnte nur eine bodenlose Dunkelheit mit darin schwimmenden roten und purpurnen Spektralflecken sehen. Aber wenn ich nicht sehen konnte, so konnte ich hören. Aus dieser Dunkelheit drang ein Schall heraus, ein Schall wie das zornige Summen, das man hören kann, wenn man das Ohr an einen Bienenkorb legt, ein Schall aus jener ungeheuren Höhle, vielleicht vier Meilen unter unseren Füßen …
Einen Moment lauschte ich, dann fasste ich meine Stange fester und führte die Galerie hinauf.
»Dies muss der Schacht sein, in den wir hinuntergeblickt haben«, sagte Cavor. »Unter dem Deckel.«
»Und da unten, da haben wir die Lichter gesehen.«
»Die Lichter!«, sagte er. »Ja – die Lichter der Welt, die wir nun nie sehen werden.«
»Wir kommen wieder«, sagte ich, denn jetzt, da wir so weit entkommen waren, war ich übereilt sanguinisch in dem Glauben, dass wir die Sphäre wiederfinden würden.
Seine Antwort hörte ich nicht.
»Eh?«, fragte ich.
»Es kommt nicht drauf an;« sagte er und wir eilten schweigend weiter.
Ich glaube, dieser schräge Weg war, seine Kurve berücksichtigt, vier oder fünf Meilen lang, und er stieg mit einem Gefälle, das ihn auf der Erde beinahe unmöglich steil gemacht hätte, das man aber unter den Verhältnissen des Mondes leicht hinauf schritt. Während dieses ganzen Teils unserer Flucht sahen wir nur zwei Seleniten, und so wie sie uns bemerkten, liefen sie jäh davon. Es war klar, dass die Nachricht von unserer Kraft und Gewalttätigkeit sie erreicht hatte. Unser Weg nach außen war unerwartet einfach. Die Spiralgalerie streckte sich in einen steil ansteigenden Tunnel, dessen Boden reichlich Spuren der Mondkälber zeigte, und er war im Verhältnis zu seinem weiten Bogen so gerade und kurz, dass er nirgends absolut dunkel war. Fast sofort begann er heller zu werden, und dann erschien weit voraus und hoch oben und ganz blendend hell die Öffnung nach außen, ein Hang von alpiner Steilheit, der von einem Kamm von Bajonettgestrüpp überragt wurde, das hoch und niedergebrochen, und trocken und tot in stachliger Silhouette gegen die Sonne stand.
Und es ist seltsam, dass wir Menschen eben diese Vegetation, die uns noch vor einer kleinen Weile so unheimlich und furchtbar erschienen war, jetzt mit der Bewegung anblickten, die ein heimkehrender Verbannter beim Anblick seines Heimatlandes fühlen mag. Wir bewillkommneten selbst die Dünne der Luft, unter der wir im Laufen zu keuchen hatten, und bei der das Sprechen nicht mehr so leicht war, wie es gewesen war, sondern zu einer Anstrengung wurde, um sich vernehmbar zu machen. Größer wurde der sonnenerleuchtete Kreis über uns und größer, und der ganze nähere Teil des Tunnels versank in einen Rand von ununterscheidbarem Schwarz. Wir sahen den Bajonettstrauch nicht mehr mit dem geringsten Anflug von Grün darin, sondern braun und trocken und dick, und der Schatten seiner oberen Zweige, die hoch außer Sicht waren, warf ein dicht verschlungenes Muster auf die krausen Felsen. Und unmittelbar an der Mündung des Tunnels lag ein weiter niedergetretener Raum, wo die Mondkälber gekommen und gegangen waren.
Wir kamen schließlich in ein Licht und in eine Hitze auf diesen Raum hinaus, СКАЧАТЬ