Ein tödlicher Kuss. Фиона Грейс
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Читать онлайн книгу Ein tödlicher Kuss - Фиона Грейс страница 7

СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      Im Rückspiegel betrachtete Lacey die Ladung Zaumzeug, Steigbügel und Sporen, die sie gerade gekauft hatte, bevor ihr Blick auf Chester fiel. Er saß aufrecht und selbstgefällig auf dem Rücksitz und seine Ohren flatterten im Wind.

      „Habe ich ein bisschen übertrieben?“, fragte sie ihn.

      Er legte seinen Kopf schief, als ob sie Unsinn reden würde.

      „Bist du dir da sicher?“

      Er bellte.

      „Du hast recht“, sagte sie beruhigt. „Das Risiko sollte nicht allzu hoch sein. Schließlich weiß ich, dass es einen entsprechenden Kundenstamm für diese thematischen Artikel geben wird. Wenn man Gina und Tom Glauben schenken darf, ist das Risiko tatsächlich ziemlich gering.“

      Beim Gedanken an Tom hielt sie inne. Eigentlich sollte er heute mit ihr hier sein und ihr bei ihren Einkäufen beistehen und nicht ein Hund, so wunderbar Chester auch war. Aber stattdessen nahm ihn seine Arbeit vollkommen ein. Er hatte Paul, einen armen Praktikanten, der ihm etwas unter die Arme greifen sollte, aber nachdem Lucia einen neuen Job in Suzys Gästehaus angenommen hatte, hatte er niemanden mehr eingestellt. Lacey konnte nicht verstehen, warum er für den Rest der Hochsaison keine Aushilfe gesucht hatte. Vor allem, wenn man bedachte, dass er über das bevorstehende Sommer-Reiterfest bestens informiert war. Es war fast so, als ob er ihre Beziehung sabotieren wollte.

      „Habe ich ihm zu früh gesagt, dass ich ihn liebe, Chester?“, fragte sie ihren Vertrauten. „Denkt er, er kann sich jetzt auf seinen Lorbeeren ausruhen, weil er mich sowieso sicher hat?“ Sie begann, sich in ihre Angst hineinzusteigern. „Sind wir bereits in einen Trott verfallen? Wir sind doch erst seit ein paar Monaten zusammen. Das sollte doch eigentlich unsere Flitterwochenzeit sein, in der uns vor Glück ganz schwindlig und alles perfekt ist! Stattdessen spiele ich die zweite Geige nach einer Konditorei!“

      Chester winselte.

      Lacey schürzte die Lippen. „Okay. Vielleicht projiziere ich da auch ein bisschen was hinein.“

      Wieder bekam sie ein Winseln als Antwort.

      „Alles klar, okay, ich hab’s verstanden. Ich erwarte, dass Tom so wie David werden wird, obwohl sie sich überhaupt nicht ähnlich sind. Deshalb habe ich mich in ihn verliebt, weil er so anders ist als David. Ich bin nur unzufrieden, weil ich mehr Zeit mit ihm verbringen möchte und es nicht kann.“ Sie streckte sich nach hinten aus und strich über Chesters samtweiche Ohren. „Danke, dass du so ein guter Zuhörer bist, Junge.“

      Eine halbe Stunde später fuhr Lacey den Lieferwagen über den Kamm eines Hügels und das offene Meer lag vor ihr. Unten angekommen sah sie den Hafen von Poole, der keineswegs das war, was sie erwartet hatte. Für sie war ein Hafen eine von Menschenhand geschaffene Konstruktion. Der Hafen von Poole hingegen schien natürlich entstanden zu sein, mehrere große Flüsse trafen hier aufeinander. Das Wasser war extrem flach und mit mehreren kleinen Stücken Land durchsetzt. Jachten, Kreuzfahrtschiffe und große Passagierfähren bewegten sich träge durch das Wasser.

      „Halt die Augen nach dem Ledergeschäft offen“, sagte Lacey zu Chester.

      Sie folgte der Straße, die parallel zum Hafen verlief. Sie war von schicken Strandrestaurants gesäumt, deren Außensitze voll von Wochenend-Ausflüglern waren, die die letzten Wochen der Sommersonne genossen, in der Erwartung, dass sie bald dem Herbst weichen würde.

      Herbst. Laceys Lieblingsjahreszeit. Sie war gespannt, wie England aussehen würde, wenn sich die Blätter orange, rot und braun färbten. Wilfordshire würde mit Sicherheit umwerfend aussehen und wenn die High Street zum Jahreszeitwechsel mit kleinen Flaggen geschmückt wurde (was sowohl im Frühling als auch im Sommer der Fall war), würde der Ort sogar noch schöner aussehen. Laceys spann ihren romantischen Tagtraum weiter und stellte sich vor, wie sie mit Tom am Lagerfeuer saß und gegrillte Marshmallows futterte, an einem warmen gewürzten Apfelwein nippte und geröstete Kastanien mampfte.

      Falls er überhaupt Zeit dafür hat, dachte Lacey mürrisch und ihr romantisches Bild zersplitterte in ihrem Kopf wie ein zerbrochener Spiegel.

      Es gelang ihr nicht, die nagenden Zweifel an Toms Behauptung, dass er nach der geschäftigen Sommer-Tourismussaison mehr Zeit haben würde, abzuschütteln. Immerhin waren da drei Feiertage, die es zu überstehen galt – Erntedankfest, Halloween und die Guy Fawkes’ Nacht –, bevor die Vorbereitungen für die Weihnachtszeit in vollem Gange sein würden. Die Leute würden für jeden einzelnen davon Kuchen und Kekse wollen, ganz zu schweigen von einer aufwendigen Macaron-Auslage fürs Schaufenster. Wenn Lacey etwas über Feiern in Großbritannien gelernt hatte, dann, dass es immer ein dazugehöriges Gericht gab, und Tom würde sich gezwungen fühlen, eine einzigartige Version davon zu kreieren. Nachdem sie seine Oster-Lebkuchenhasen und die Lebkuchenpferde für das Reiterfest gesehen hatte, konnte sie sich bereits vorstellen, wie viel Arbeit er in seine Halloween-Lebkuchenmänner stecken würde. Wie sie Tom kannte, würde er wahrscheinlich ein ganzes Spukhaus aus Lebkuchen bauen! Und er würde sich auch nicht damit zufriedengeben, seine üblichen Croissants und Kuchen zu verkaufen. Dafür hatte sich Tom seinem Handwerk zu sehr verschrieben. Er würde sich stundenlang abmühen, um sich neue Rezepte für mit Zimt gewürztes Apfelgebäck und Kürbismuffins auszudenken. Es war höchst unwahrscheinlich, dass er überhaupt Zeit für sie finden würde.

      Plötzlich fing Chester an zu bellen und riss Lacey aus ihren besorgten Grübeleien heraus. Als sie aufsah, stellte sie fest, dass das Ledergeschäft direkt vor ihnen war. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie fast daran vorbeigefahren wäre.

      „Danke, Chester“, sagte sie zu ihrem Welpen.

      Er bellte stolz.

      Sie lenkte den Lieferwagen an den Straßenrand und stellte den Motor ab. Dann sprangen Chester und sie in den strahlenden Sonnenschein hinaus und betraten das Ledergeschäft.

      Es war von innen viel größer als Lacey erwartet hatte. Eine große steile Holztreppe zu ihrer Linken deutete darauf hin, dass es neben der Etage, die sie betreten hatte, noch eine weitere gab, die sich endlos weit nach hinten zu erstrecken schien. Als Lacey sich umblickte, sah sie, dass der Laden sowohl neue als auch alte Lederwaren führte, von Cowboystiefeln bis hin zu marokkanischen Sandalen, die direkt aus Marrakesch importiert worden waren, gab es hier einfach alles. Der Geruch war ein wenig überwältigend – Lacey bevorzugte den staubigen, metallischen Geruch von Antiquitäten – und es war sehr dunkel. Die schmalen Gänge waren mit Lederwaren vollgestopft. Handtaschen baumelten von der Decke und es gab zahlreiche Regale, die mit Jacken und hautengen Hosen gefüllt waren, von denen Lacey sicher war, dass sie schon in den achtziger Jahren aus der Mode gekommen waren. Der Laden war so vollgestopft, dass Lacey nicht einmal wusste, wo sie anfangen sollte, nach den antiken Gegenständen zu suchen, wegen denen sie gekommen war.

      Sie zwängte sich durch die Gänge und bahnte sich ihren Weg an zwei Schaufensterpuppen – einem Mann in einem Wildlederanzug und einer Frau im Domina-Outfit (sogar mit Peitsche) – vorbei, bevor sie sich an dem erhöhten Tresen wiederfand, hinter dem ein Mann stand. Er war älter, hatte einen langen grauen Bart und trug eine schwarze, mit Quasten besetzte Lederweste über einem weißen T-Shirt, das in einer hellblauen Jeans steckte. Lacey fand, dass er aussah wie ein motorradfahrender, gitarreschwingender Rockstar. Oder zumindest wie ein pensionierter Rockstar.

      Sie blickte zu ihm auf. „Könnten Sie mir zeigen, wo ich die Reitausrüstung finden kann? Auf Ihrer Website stand, dass Sie auch alte Sandwichkoffer, Feldflaschen und Flachmänner verkaufen.“

      „Solange es aus Leder ist, haben wir irgendwo mindestens einen Artikel davon“, sagte er. Seine Stimme war viel sanfter als sein Aussehen vermuten ließ. „Kommen Sie mit.“

      Lacey СКАЧАТЬ