Hexerei zur Teestunde. Софи Лав
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Hexerei zur Teestunde - Софи Лав страница 6

СКАЧАТЬ Colin. Er klang nicht besorgt oder verärgert – eher gleichgültig. Als glaubte er nicht, dass sie wirklich gehen würde. Hinter ihm lief der Film noch, völlig vergessen. Sie wusste, dass er ihr nicht zugehört hatte, nicht wirklich.

      „Ich gehe nach Hause“, schrie Lex ihr über die Schulter. „Und ich komme nicht zurück. Ich bin fertig mit dir, Colin. Versuch nicht, mich noch einmal anzurufen.“

      Sie trat aus der Wohnung heraus und schlug die Tür hinter sich zu, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. Mit einem Gefühl der Erleichterung lief sie den Korridor und dann die Treppe hinunter. Obwohl sie in ihrem Inneren wusste, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, blieb immer noch eine Frage im Hinterkopf: Jetzt, wo sie es geschafft hatte, an einem Tag sowohl ihre Karriere als auch ihre Beziehung zu beenden, was könnte da noch schiefgehen?

      KAPITEL DREI

      Aufgeregt lief Lex schnell auf ihren Vater zu und dieser hob sie schwungvoll hoch, um sie nach hinten in den Laden zu tragen. Hinter der großen, dunkelrot lackierten Holztheke befand sich eine Tür, die zur Außenwelt führte, wo eine Palette mit Kisten wartete.

      „Vorsicht“, sagte ihr Vater und hielt seine Hand schützend über ihren Rücken, als er sie absetzte und ein Taschenmesser hervorholte. Sorgfältige und präzise Schnitte lösten das Klebeband von jeder Kiste, eine nach der anderen, und dann stellte er eine auf den Boden, sodass Lex sie leicht erreichen konnte.

      Lex tauchte eifrig ein und zog ein nagelneues Exemplar eines Buches mit dem Bild einer Königin in einem Tudorkleid heraus, die von einem Dornenmotiv umringt war.

      Ihr Vater fragte: „Wo kommt das hin, mein Engel?“, und legte ihr eine Hand auf die Schulter.

      „Historische Romane“, verkündete Lex, ihre Hände suchten schon, um die beiden anderen Bände des gleichen Buches aus der Kiste zu holen.

      „Gut gemacht. Räum sie weg und ich fange mit diesen hier an“, sagte er und strich ihr zärtlich übers Haar.

      Lex grinste und rannte durch die Regale zurück, einen Weg, den sie im Dunkeln mit geschlossenen Augen finden würde. Das war ihre Welt: die hoch aufragenden Regale, der Geruch der neuen Bücher, die verwitterten und abgenutzten Seiten der Secondhand-Abteilung, die alphabetisch und nach Genres geordnet waren, die besonnene Stille der Kunden. Ihr Vater war immer einen Schritt hinter ihr, zeigte ihr die besten Titel, führte sie in schöne neue Welten ein …

      Sie stellte die Bücher ins Regal und drehte sich um, aber ihr Vater war nicht mehr im Hinterzimmer. „Papa?“, rief sie, ihre Stimme hallte seltsam an einem Ort ohne menschliches Leben wider. „Papa? Wo bist du?“

      Lex wachte auf und fühlte, wie ein Schauer durch ihren Körper lief. Sie schwitzte, die Erinnerung an den Traum wiederholte sich immer wieder in ihrem Kopf. Wie sie instinktiv gewusst hatte, dass ihr Vater weg war.

      Weil er tatsächlich weg war, nicht nur im Traum, auch im wirklichen Leben. So idyllisch ihr das Leben als Kind auch erschienen war, sie hatte keine Ahnung gehabt, was sich hinter den Kulissen abgespielt hatte. Keine Ahnung, dass ihre Eltern sich stritten, dass das Geld knapp war, dass die Gewinnspannen beim Verkauf nicht hoch genug waren. Langsam, im Laufe von ein paar Jahren, war die Abteilung für Secondhand-Bücher gewachsen, bis der ganze Verkaufsraum aus gebrauchten Büchern bestanden hatte, eine Verkaufsstrategie, von der ihr Vater wohl geglaubt hatte, dass sie den Laden retten würde.

      Lex erinnerte sich daran, wie sie zwischen diesen Regalen entlanggeschlendert war und sie sogar noch mehr geliebt hatte. Die gebrauchten Bücher hatten einen ganz anderen Geruch, einen Geruch von altem Papier und Leben. Jedes von ihnen hatte seine eigene Geschichte und Vergangenheit – nicht nur den Text auf der Seite, sondern das Leben des Buches selbst. Widmungen, die mit Bleistift oder Feder in die Einbände gekritzelt waren. Die Ränder der Seiten gut abgegriffen, zerknittert oder zerrissen, gelegentliche Anmerkungen am Rand. Die Knitterfalten auf dem Buchrücken, die bezeugten, dass das Buch immer wieder gelesen, geliebt und in einer Tasche herumgetragen worden war.

      Es war magisch gewesen, bis es das eines Tages nicht mehr war. Der Laden ging pleite und ihre Eltern setzten sich mit ihr zusammen, um ihr an einem dunstigen Sommernachmittag, als es sich so angefühlt hatte, als könne nichts ihr Glück trüben, zu sagen, dass sie sich scheiden ließen.

      Lex hatte mit ihrem Vater gehen wollen. Aber sie war bei ihrer Mutter geblieben, während ihr Vater in einem Motel wohnte, auf der Suche nach einer neuen Wohnung, die er dauerhaft mieten wollte. Und dann, eines Tages, hatte er ausgecheckt und war nie wieder zurückgekehrt.

      Lex hatte ihn seitdem nicht mehr gesehen.

      Es war ein alter Schmerz. Lex war jetzt zweiunddreißig und die glücklichen Erinnerungen an den Laden betrafen nur einen kleinen Teil ihres Lebens. Es war längst vorbei. Als Teenager hatte sie versucht, ihren Vater zu suchen – als sie auf dem College war, kurz nachdem sie ihren Abschluss gemacht hatte. Sie hatte nie eine Spur gefunden und irgendwann hatte sie aufgehört zu suchen.

      Lex schwang ihre Füße aus dem Bett, ging in die Küche ihrer kleinen Wohnung, holte ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit Wasser. Der Traum blieb in ihrem Gedächtnis haften und das nicht nur wegen der Emotionen, die er geweckt hatte.

      Fast seit dem Tag, an dem das Geschäft geschlossen wurde, hatte sie einen Traum: eines Tages eine eigene Buchhandlung zu eröffnen und damit in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten. Nachdem er verschwunden war, entwickelte sie eine Fantasie, in der er erfuhr, dass sie ihren eigenen Laden eröffnet hatte, und zurückkehrte, um sich ihr anzuschließen, um mit ihr zwischen den Regalen zu arbeiten, so wie sie es getan hatten, als sie ein Kind war. Dieser Teil davon war nur Wunschdenken, aber der Ehrgeiz war ihr geblieben.

      Ursprünglich war sie nur ins Lektorat eingestiegen, um den Büchern nahe zu sein. Sie wollte etwas über den Markt lernen, wollte verstehen, was sich verkaufte und was nicht. Sie dachte, das würde ihr helfen, dachte, dass sie auf diese Weise auch nützliche Kontakte hätte, wenn sie bereit wäre, sich selbständig zu machen. Aber irgendwann war sie von einer Assistentin zur Junior-Redakteurin befördert worden, und dann hatte sie ihr eigenes Büro bekommen – so klein es auch war – und sie hatte den Traum in Vergessenheit geraten lassen.

      Lex trank ihr Wasser aus, drehte das Glas auf dem Abtropfbrett um und schaute aus dem Fenster in die Nacht, ohne wirklich etwas zu sehen. Warum hatte sie diesen Traum aufgegeben? Es war etwas gewesen, das sie sich so lange gewünscht hatte, und es ergab Sinn. Sie kannte sich mit Büchern aus. Sie lagen ihr im Blut. Und mit einem Secondhand-Buchladen musste man nicht mit Bestsellerlisten und Trends Schritt halten und die neuesten, verhassten Autobiografien auf Lager haben. Man stockte auf, was man finden konnte, suchte nach Raritäten und baute sich eine Klientel auf, die Bücher wirklich liebte.

      Lex ging zurück in ihr Schlafzimmer und tastete auf dem Nachttisch nach dem Handy. Da waren Nachrichten von Colin, die sie ignorierte und ungeduldig vom Bildschirm wischte, um ihre Bank-App zu öffnen. Sie studierte den Inhalt mit einiger Verärgerung. Sie war noch nie gut im Sparen gewesen, vor allem nicht, seit sie in dieser Wohnung im Zentrum von Boston lebte, wo sie einen guten Teil ihres Gehalts für die Miete hinlegte. Dann gab es Einkäufe, U-Bahn-Fahrten zur Arbeit, Nächte mit Colin …

      Sie hatte ein wenig auf die Seite gelegt, aber vier Wochen Abfindung waren nicht viel, und es reichte nicht aus, um ein Unternehmen zu gründen. So viel wusste sie zumindest.

      Aber es gab noch andere Möglichkeiten. Sie dachte an ihre Mutter; es ging ihr in den letzten fünfzehn Jahren gut, sie hatte wieder geheiratet, einen wohlhabenden Mann, und sie war in einem schönen Haus mit Swimmingpool in der Vorstadt untergebracht. Sie hatte eine erfolgreiche Karriere und ihr Mann war vernarrt in sie. Sicherlich würden sie СКАЧАТЬ