Die Geliebte des Mörders. Christian Macharski
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Название: Die Geliebte des Mörders

Автор: Christian Macharski

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783981663877

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СКАЧАТЬ überhaupt noch schlafen können, erwarten Sie komfortabel eingerichtete Gästezimmer mit schalldichte Klos.“

      Frau Frings stockte. „Tschuldigung, was heißt das hier? Das kann ich nicht lesen.“

      Marlenes Augen irrlichterten über das Blatt, bis sie die Stelle gefunden hatte, auf die Frau Frings zeigte. „Ach so, das. Ja, mein Mann neigt ein bisschen zu Übertreibungen. Der wollte, dass das was internationaler klingt. Das Wort heißt ‚Specials‘.“

      „Ach so. ‚Specials‘ schreibt man nicht mit zweimal ‚S‘ ‚C‘ ‚H‘. Aber das ist egal. Über die Rechtschreibung lass ich am besten sowieso noch mal meine Kollegin drübergucken, die hat ein abgebrochenes Germanistikstudium. Kann ja nicht schaden. Sooo, was haben wir denn hier für ‚Specials‘? Kinder und Hunde sind herzlich willkommen, solang die sich benehmen. Genug Aschenbecher in jedes Zimmer. Langschläferfrühstück bis acht Uhr morgens. Einmal am Tag besteht die Möglichkeit, aus sichere Entfernung bei die Fütterung von Hofhund Attila zuzugucken. Und als besonderes Special – doppelt unterstrichen: billiger als ‚Pension Gansweidt‘ in Süsterseel und erst recht als ‚Bauer Hajos Erlebniswelt‘ in Brüggelchen.“

      Frau Frings legte das Blatt zur Seite und runzelte die Stirn. „Ja, das hört sich doch schon mal sehr … interessant an. Ein paar Dinge sollte man vielleicht anders formulieren, aber ich hab ja jetzt Ihre Kontaktdaten. Ich würde vorschlagen, dass wir Sie anrufen, sobald wir den neuen Prospekt drucken. Da würde ich Sie dann auf jeden Fall mit reinnehmen. Toll wäre noch, wenn wir ein paar Fotos bekämen vom Hof und von den Zimmern.“

      „Ach so ja, natürlich“, sagte Marlene. „Um die Fotos wollte Schwiegersohn sich kümmern, sobald der WLAN verlegt hat in die Gästezimmer. Der hat eine sehr gute Kamera … in sein Handy. Die lass ich Sie dann sofort zukommen. Also, die Fotos, nicht die Kamera. Dann bedanke ich mich und wünsch Sie noch ein schöner Tag.“

      Marlene drehte sich um und ging erleichtert in Richtung Ausgang. Sie hätte niemals gedacht, dass es so aufregend sein würde, eine kleine Pension zu eröffnen. Schon die Gewerbeanmeldung in der Gemeindeverwaltung war reichlich kompliziert gewesen. Statt von einer „Pension“ hatte der Beamte die ganze Zeit von einem „Beherbergungsbetrieb mit Verpflegungsangebot“ gesprochen. Gut, dass Will nicht mit dabei gewesen war, dachte Marlene, der regt sich nämlich immer furchtbar auf über Behördendeutsch. Spätestens, seit er mal ein Schreiben erhalten hatte, in dem stand: „Bitte teilen Sie uns die Anzahl Ihrer Raufutter verzehrenden Großvieheinheiten mit.“ Es dauerte Tage, bis Will herausgefunden hatte, dass damit Kühe gemeint waren. Marlene stoppte. Vor der Drehtür, die ins Freie führte, standen jede Menge Leute und warteten. Draußen regnete es immer noch in Strömen. Marlene sah auf die Uhr und seufzte. Mit einem Mal stieg ihr wieder dieses betörende Parfüm in die Nase. Wie aus dem Nichts stand plötzlich der elegante Herr von vorhin neben ihr und sprach sie an: „Entschuldigen Sie bitte. Ich habe eben zufällig mitbekommen, dass Sie Fremdenzimmer vermieten. Kann das sein, dass ich Ihre Pension im Internet gesehen habe? ‚Wills Wald- und Wiesenparadies‘ in Saffelen?“

      „Ja, das kann sein“, holte Marlene aus, „Schwiegersohn hat vor drei Wochen einfach eine Homepage angelegt, obwohl ich dem gesagt hatte, der soll damit noch warten. Vor allem, bis wir uns endgültig einig sind mit der Name für unsere kleine Pension. Ich fände ja viel passender so was wie ‚Westzipfelperle‘ oder ‚Haus Marlene‘ oder ‚Zum reißenden Saffelbach‘ oder so.“

      Der Mann nickte interessiert. „Wie ist es denn in Saffelen so? Wissen Sie, ich suche einen einsamen Ort, wo ich in Ruhe arbeiten kann. Ich bin Schriftsteller.“

      Marlene war entzückt. Konnte es sein, dass sie soeben von ihrem ersten Urlaubsgast angesprochen worden war? Und dann auch noch von einem echten Schriftsteller! Wie spannend! Dann konnte der Prospekttext ja so schlecht nicht sein. Sie sagte: „Ein einsamerer Ort wie Saffelen werden Sie nirgendswo finden.“

       3

      Freitag, 5. Juni, 21.10 Uhr

      Die dampfende Schüssel Spaghetti stand mitten auf dem Tisch und Sabrina schöpfte Borowka den Teller voll. „Lang zu, Richard. Jetzt, wo Rita weg ist, gibt es bestimmt nicht viel zu essen bei dir, oder?“, sagte sie.

      Borowka schaufelte sich reichlich Hackfleischsoße aus dem danebenstehenden Topf über die Nudeln. „Doch, doch. Ich krieg genug. Ich helf der Will ja beim Renovieren und die Marlene kocht immer ordentlich. Ich mein, ich hätt sogar schon was zugenommen.“

      „Apropos Renovieren“, warf Fredi Jaspers kauend ein. „Der alte Oellers ist stinksauer, weil du dich schon wieder wegen Husten zwei Wochen hast krankschreiben lassen. Der ist doch auch nicht doof. Der kriegt doch mit, dass du nebenbei bei der Will arbeitest.“

      Fredi war wie sein bester Kumpel beim Autohaus Oellers beschäftigt. Während Borowka in der Werkstatt malochte, wenn er dann mal da war, hatte Fredi sich bereits zum Büroleiter hochgearbeitet. Darauf war er stolz, auch wenn neben ihm nur noch Fräulein Wallraven im Büro saß. Und deren Aufgabe bestand in Ermangelung anderer Qualitäten darin, an der Rezeption zu sitzen und die Kunden anzulächeln, die den Verkaufsraum betraten. Aber das war Fredi egal, er war zufrieden mit seiner beruflichen Situation. Und mit seiner privaten sowieso. Die Beziehung mit Sabrina, die er vor einigen Jahren in Berlin kennengelernt hatte bei einer Art Sabbatical und die sofort sein Leben auf den Kopf gestellt hatte, hatte ihn zu einem glücklichen und ausgeglichenen Menschen gemacht. Der einzige Wermutstropfen ihrer Liebe war, dass trotz schweißtreibender Bemühungen noch immer nicht Sabrinas sehnlicher Babywunsch in Erfüllung gegangen war. Das tat Fredi einerseits leid und kratzte auch ein wenig an seiner Mannesehre, andererseits war er sich aber auch alles andere als sicher, ob er überhaupt zum Vater taugen würde. Am Beispiel seines besten Kumpels erlebte er ja gerade hautnah, dass ein Kind auch eine große Belastung für eine Beziehung darstellen konnte.

      „Der Oellers kann mich mal“, polterte Borowka, „der alte Sklaventreiber. Der wollte doch allen Ernstes, dass ich der Freitag nach Vatertag arbeiten komm! Wie soll das denn gehen mit drei Promille? Da darf der sich nicht wundern, wenn ich mir der gelbe Urlaubsschein hol.“ Borowka verschluckte sich vor Aufregung, fuhr dann aber etwas ruhiger fort: „Sag mal Fredi, warum bist du eigentlich Vatertag schon wieder nicht mitgekommen? Tonne und Spargel waren dabei, der bekloppte Richterich und selbst der Klosterbach auf seine alten Tage. Der hat sogar fast die ganze Strecke der Bollerwagen allein gezogen.“

      Bevor Fredi antworten konnte, warf Sabrina spitz ein: „Weil der noch kein Vater ist!“

      „Moment mal, Sabrina“, Borowka legte das Besteck beiseite, „da hast du aber was falsch verstanden. Es gibt Muttertag und es gibt Vatertag und an Vatertag …“

      „Bei uns im Osten nicht.“

      „Was? Wie, ihr hattet im Osten kein Vatertag? Das ist doch mit der wichtigste deutsche Feiertag.“

      Sabrina verdrehte die Augen, weil sie eigentlich keine Lust auf eine solche Diskussion hatte. Da sie aber wusste, wie hartnäckig Borowka sein konnte, antwortete sie. „Bei uns wurde der Muttertag nicht gefeiert, weil der von den Amis erfunden worden war. Stattdessen hatten wir den Internationalen Frauentag. Und deshalb gab es auch keinen Vatertag, sondern einen sogenannten Herrentag. Da wurde zwar auch nur gesoffen, aber man musste dafür kein Vater sein – so wie hier.“

      „Muss man ja hier bei uns auch nicht“, verteidigte Borowka seinen Standpunkt voller Inbrunst. „Das ist anders als wie bei Muttertag. Da dürfen wirklich nur Mütter dran teilnehmen, aber an Vatertag darf jeder Mann mitmachen, unabhängig von irgendseine Vaterschaft. Bei uns hier im Westen СКАЧАТЬ