Название: Together
Автор: Katrin Gindele
Издательство: Автор
Жанр: Контркультура
isbn: 9783946843924
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Vater wurde immer zuerst wach, also hätte er bereits Feuer gemacht.
Am ganzen Leib zitternd, setzte ich mich vorsichtig auf.
Meine Zähne schlugen schmerzhaft aufeinander – anscheinend, hatte sich meine Körpertemperatur noch nicht wieder reguliert.
»Mutter? Vater?«
Keine Reaktion.
»Flo, bist du wach?«
Eine unheimliche Stille umgab mich. Mit angehaltenem Atem lauschte ich auf irgendein Geräusch, bis mir schlagartig bewusst wurde, dass außer mir noch niemand bei Bewusstsein war.
»Zu früh«, murmelte ich schlotternd und schaute mich dabei im Zimmer um.
Meine Familie schlief tief und fest. Ganz offensichtlich war es noch nicht an der Zeit, aufzuwachen.
Weil ich nicht wusste, was ich tun sollte, lehnte ich mich zurück, kniff die Augen fest zusammen und wartete darauf, dass ich wieder einschlief.
Doch nichts dergleichen geschah.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der die nagende Kälte von meinem schlotternden Körper immer mehr Besitz ergriff, entschloss ich mich dazu, kurz aufzustehen, um mir etwas Wärmeres anzuziehen.
Zur Winterruhe trug ich über meiner Unterwäsche ein weißes, langes Beinkleid, dazu einen langärmligen weißen Überwurf aus Wolle und warme Socken. Dennoch überkam mich gerade das Gefühl, ich würde splitterfasernackt in der eisigen Kälte stehen. Mir wollte einfach nicht warm werden.
Zögernd erhob ich mich, schlich auf leisen Sohlen um mein Bett herum und visierte den Kleiderschrank an – der Dank meiner Mutter fest verschlossen war.
So ein Ärgernis.
Noch immer vor Kälte zitternd, versuchte ich mich zu konzentrieren, um einen klaren Gedanken zu fassen. Dabei fiel mein Blick auf die Zimmertür.
In der Wohnstube lag meine Lieblingsstrickjacke, ordentlich zusammengelegt in einer Truhe, neben den anderen warmen Sachen. Die brauchten wir, um die Aufwachphase zu überbrücken, da der Körper eine Weile benötigte, um wieder auf seine normale Temperatur zu kommen. Für kühle Frühlingstage genau die richtigen Kleidungsstücke.
Der Gedanke an meine kuschelige Jacke war wirklich verlockend. Mit einem flüchtigen Blick auf meine schlafende Familie, die ich im Halbdunkel kaum erkennen konnte, schnappte ich mir den Schlüssel, der neben meinem Vater auf einem kleinen Hocker lag.
Das Metall quietschte verräterisch, als ich den Schlüssel im Schloss herumdrehte. Erschrocken zuckte ich zusammen.
Doch es blieb still, niemand wachte auf.
Voller Erleichterung schob ich den dritten und letzten Riegel zur Seite, drückte die Türklinke hinunter und schlüpfte durch einen schmalen Spalt hinaus in die Küche. Auch hier war es stockdunkel.
Nachdem sich meine Augen einigermaßen an die Finsternis gewöhnt hatten, zog ich die Tür leise hinter mir ins Schloss und tastete mich entlang der Wand bis zum ersten Küchenschrank vor, dort bewahrte Mutter die Kerzen auf. Gleich daneben lag ein Bündel Zündhölzer mit dem dazugehörigen Zunderstein. Behutsam entzündete ich eines der Hölzchen und hielt anschließend den Docht der Kerze ins Feuer.
Eine wohlige Wärme breitete sich direkt vor meinem Gesicht aus, weshalb ich einen Atemzug lang innehielt und die Augen schloss. Noch nie in meinem bisherigen Leben war mir derart kalt gewesen. Ob das nun an den eisigen Temperaturen im Haus lag oder eher daran, dass sich mein Körper noch halb in der Schlafphase befand, konnte ich nicht mit Sicherheit sagen. Ich wusste nur eins: Mir war furchtbar kalt und diesen Zustand wollte ich so schnell wie möglich beheben.
Mit routinierten Handgriffen stellte ich die Kerze in die dafür vorgesehene Halterung, schob das Glas darüber und nahm die Lampe in die rechte Hand.
Viel besser.
Zwar schenkte die kleine Kerze nur unzureichend Licht, doch ich wagte es nicht, den großen Leuchter über dem Esstisch anzuzünden. Mutter würde mich umbringen, wenn sie davon erfuhr. Auf keinen Fall durfte sie mitbekommen, dass ich vor der Zeit aufgewacht war. Sie würde fürchterlich schimpfen, weil ich nicht auf sie gehört hatte und vor der Winterruhe zu wenig gegessen hatte.
Wie zur Bestätigung rumorte es heftig in meinem Magen und kurz darauf wurde mir übel.
So was aber auch.
Zähneknirschend musste ich meiner Mutter recht geben, denn allem Anschein nach war ich zu früh aufgewacht, weil mein Körper tatsächlich seine Reserven verbraucht hatte.
Nur sollte ich nicht so einfach an etwas Essbares herankommen, wie mir schmerzhaft bewusst wurde. Jedenfalls nicht, ohne mächtig Krach zu machen. Mutter hatte sämtliche Vorratsschränke verriegelt und verrammelt – wie immer.
Sämtliche Schlüssel, mit Ausnahme von denen für Stall und Haustür, lagerten im Schlafraum unter dem Kopfkissen meiner Mutter. Hilfesuchend schaute ich mich in der Küche um, bis mir das Geheimversteck meiner kleinen Schwester einfiel. Flo hortete gerne Süßigkeiten, für schlechte Zeiten, wie sie sagte.
Hastig ging ich in die Hocke und suchte unter dem Schrank nach besagter kleiner Schachtel, die dort von meiner Schwester deponiert worden war.
Volltreffer.
Ich stellte die Lampe auf dem Schrank ab und schob den Deckel vom Karton. Einige Honigpastillen kamen zum Vorschein, eine Handvoll Plätzchen lag obenauf. Gierig griff ich danach und schob sie mir allesamt in den Mund. Noch nie hatten vertrocknete Plätzchen so himmlisch geschmeckt.
Während ich genüsslich kaute, fiel mein Blick auf die Truhe im Wohnraum, die dort stand und auf ihren Einsatz wartete.
Mutter überließ nichts dem Zufall, das tat niemand in unserem Dorf.
Doch die Truhe war natürlich, wie sollte es auch anders sein, verschlossen.
Selbst die Tür, die im zweiten Stock zu unseren Zimmern führte, war versperrt, weshalb ich auch nicht an meine anderen Sachen oben in meinem Kleiderschrank herankommen würde.
Da ich dort ohnehin nur Sommerkleider und leichte Blusen aufbewahrte, machte es für mich jedoch keinen Sinn, das Schloss an der Tür aufbrechen zu wollen.
Die richtig interessanten Kleidungsstücke lagen in der Truhe.
Wild entschlossen stopfte ich mir noch eine Honigpastille in den Mund, behielt ein paar für später zurück, schob den Deckel auf die Schachtel und stellte die kleine Kiste zurück in ihr Versteck. Bewaffnet mit einem Messer aus der Küche und meiner Lampe, die meinen Pfad nur spärlich ausleuchtete, machte ich mich auf den Weg in die Wohnstube.
Dort stellte ich die Lampe auf den Kamin, kniete mich vor die Truhe und inspizierte genauestens das alte, leicht verrostete Schloss. Vorsichtig setzte ich das Messer an und drückte die Klinge in den Spalt, der für den Schlüssel bestimmt war. Nach einigen Schwierigkeiten, ich wollte schon aufgeben, klickte es plötzlich und das Schloss sprang auf.
Erfreut jauchzte ich. Dann zuckte СКАЧАТЬ