Morgenroths Haus. Thomas Perlick
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Название: Morgenroths Haus

Автор: Thomas Perlick

Издательство: Автор

Жанр: Контркультура

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isbn: 9783962851590

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СКАЧАТЬ der drallen Tochter des Bürgermeisters, außerdem an Marion, die in käuflichem Ruf stand, und an Sebastians Mutter, Mitte dreißig schon, aber mit dem Körper einer Göttin gesegnet. Der Schöpfer hatte die Welt mit allerlei Reizvollem ausgestattet, unter anderem auch mit Lippen, Augenwimpern und Wölbungen unter engen Pullovern, die mehr versprachen als die Gleichberge bei Römhild. Die ganz Kecken unter uns behaupteten, alles schon zu wissen. Das waren die schlimmsten Lügenbolde.

      „Die Marion machts mit den Kerlen für Geld“, meinte Ulli mit einem leichten Schaudern in der Stimme.

      „Ja, das sagt man“, nickte Frank.

      „Wir könnten sie ja mal fragen“, sagte ich.

      Andreas war dagegen. Er war ja auch noch ein bisschen jünger als wir.

      „Man muss doch nur bis zur siebenten Klasse warten. Dann kommt das in Bio dran!“, sagte er trotzig.

      „Das geht doch nicht theoretisch.“

      „Wieso nicht?“

      „Weil mans machen muss, sonst hat es keinen Zweck.“

      „Mein Bruder sagt, man muss dabei an Urlaub denken“, sagte Frank.

      „Quatsch!“

      „Doch, an Palmen oder so was eben. Sonst geht es nicht.“

      „Große Brüder lügen bei solchen Themen immer“, behauptete Ulli.

      „Die tun wer weiß wie und dann haben sie noch gar keine Frau gehabt.“

      „Also, stimmen wir ab!“, sagte ich ungeduldig. „Wer ist dafür, dass wir Marion fragen? Wir können doch unser Taschengeld zusammenlegen, und wenn es nur für einen langt, dann gucken die anderen halt zu.“

      Andreas war dagegen, Ulli wollte nur zuschauen. Also mussten Frank und ich es ausknobeln. Es erwischte natürlich wieder mich. Ich hatte ja auch den Mund zu voll genommen.

      „Gut, und jetzt?“, fragte Frank.

      „Jetzt bringen wir uns erst einmal in Stimmung!“, sagte ich.

      „Was soll das denn nun wieder werden?“, fragte Andreas.

      „Wir gehen ins Waldbad und schauen durch die Löcher in die Umkleidekabinen!“

      „Das letzte Mal hast du uns den nackten Hintern unseres Mathematiklehrers gezeigt.“

      „Gut, das war halt Pech. Diesmal klappt es besser.“

      Wir liefen also in einem großen Bogen von hinten an das Themarer Waldbad heran. Dort, wo der Zaun am niedrigsten war, kletterten wir drüber und schlenderten auffällig sorglos über die große Liegewiese.

      „Guck mal, die Brigitte!“ hauchte Ulli aufgeregt.

      Tatsächlich, da lag die schöne Schlanke aus der neunten Klasse, ein Traumweib mit Beinen, so lang wie die heißen Gedanken daran.

      „Sie liegt auf dem Bauch und der Rücken ist frei!“, stammelte nun sogar Andreas.

      „Wenn die sich jetzt umdreht!“

      Sie drehte sich aber nicht um. Die aufregende Brigitte las gerade in einer Romanzeitung und lag rückenfrei vor uns.

      „Was glotzt ihr denn so?“, fragte sie unvermittelt, ohne auch nur einmal von ihrer Lektüre aufzublicken.

      „Wir wollten nur ...“, stotterte Frank, aber es fiel ihm nichts ein.

      „Macht die Mücke, Babys!“, sagte sie in hartem Befehlston, und wir gehorchten natürlich.

      „Die spinnt wohl. So spricht man nicht mit einem Mann!“, sagte Ulli, als wir in sicherer Entfernung waren.

      „Nee, mit einem Mann nicht“, spottete Andreas, „aber mit uns schon.“

      „Du hast genauso hingeglotzt!“, maulte Frank.

      „Hab ich nicht!“, behauptete Andreas.

      Immerhin, es war ein richtiger Festtag für uns. Auf der linken Seite lag nämlich die Schwarzhaarige aus der Eisdiele, Waltraut, die Weiche. Ein bisschen zu füllig, aber immer an den richtigen Stellen.

      „He, die Waldi ist auch da!“, sagte Frank.

      „Ja, schon!“, erwiderte ich. „Aber wenn alle hier draußen rumliegen, dann kann ja nur noch der Magerquark in den Kabinen sein.“ Das war unser Wort für die Kleinen und Dürren, an denen man überhaupt keine vernünftigen Sichtstudien betreiben konnte.

      „Jetzt sind wir einmal hier, da versuchen wir es auch!“, sagte Ulli.

      „Klar“, meinte Frank, „wir verteilen uns. Wer einen Treffer hat, gibt Zeichen.“

      Es war gar nicht so einfach, im Freibad einen Treffer zu landen. Es zogen sich ja nicht alle Damen gleichzeitig um, und die Auserwählten schon gar nicht. Man musste viel Glück haben.

      Wir verteilten uns und schlichen von hinten an die Holzkabinen heran. Ulli hatte wieder Pech. Seine war leer. Andreas durfte den Bauch eines Klempners aus Reurieth bewundern, aber Frank hob den Daumen, während ich gerade vorsichtig mein rechtes Auge an einen ordentlich breiten Spalt legte. Man musste nämlich höllisch aufpassen. Die Damen konnten ausgesprochen brutal zu Werke gehen, wenn sie sich ertappt fühlten. Einmal war der kleine Bodo Binsenstein schreiend auf die Wiese gelaufen, das rechte Auge wild reibend. Ein Mädchen aus der Achten hatte ihm durch das Guckloch Shampoo in die Pupille gespritzt und der Bademeister spülte das Auge lange, bis die Schmerzen nachließen. Binsenstein musste nach Meiningen zum Augenarzt und war noch einige Tage der Dumme in der Schule mit seinem feuerroten Auge.

      Frank hatte in seinem Sichtfenster eine halbnackte Mutter mit Kleinkind erwischt und die anderen wollten sie auch mal sehen. Reden durfte keiner, nur Zeichen geben oder Winken.

      Ich blieb, wo ich war und spähte durch den Spalt. Als ich mich an das Dämmerlicht gewöhnt hatte, traute ich meinen Augen nicht: Patrizia Weihmann, die Mutter aller unzüchtigen Knabenträume, splitterfasernackt! Ich wollte die anderen herbeiwinken. Sie würden mir nachher sowieso nicht glauben bei all dem, was ich immer erfunden habe. Endlich kam wenigstens der Ulli angerannt und sah durch den Spalt. Ich dachte schon, er würde wieder sein blödes

      „Sau, noch mal!“ herausbrüllen, aber er nahm sich glücklicherweise zusammen. Patrizia Weihmann rieb sich mit Sonnenöl ein. Das dauerte glücklicherweise eine ganze Weile. Sie fuhr mit ihren Fingern über alle möglichen Erdteile. Als die anderen endlich begriffen hatten, dass wir nicht schummelten, entbrannte ein mörderischer Kampf um den Durchblick zum Paradies. Selbst Andreas mischte nun mit. Das Ungestüme aber ist in solchen Momenten immer das Falsche. Und dann war es auch schon passiert.

      „Saubande, elende!“, schrie Patrizia, die Göttliche, von innen. Dummerweise hatten wir nicht bemerkt, dass auf der anderen Seite Patrizias Beschützer wartete, fast zwei Meter groß und von entsprechenden Kräften. Der kam nun um die Ecke geflitzt. Frank floh nach hinten, Ulli und ich nach links, und so erwischte es Andreas, der wie versteinert stehen blieb. Er musste es nun ausbaden. Wir warteten in sicherer Entfernung. In solchen Fällen gibt es nur eine begrenzte Solidarität. Da muss jeder selbst klarkommen.

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