Название: Einführung in die germanistische Linguistik
Автор: Karin Pittner
Издательство: Автор
Жанр: Языкознание
isbn: 9783534741083
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2.3 Phon, Phonem, Allophon
Phoneme
Bisher haben wir die Laute oder die Phone nach bestimmten artikulatorischen Merkmalen beschrieben. Damit ist aber noch nichts über ihre Funktion in einer Sprache gesagt. Die Sprachen unterscheiden sich u. a. darin, welche Laute sie zur Bedeutungsunterscheidung nutzen. In bestimmten Varianten des Chinesischen macht es z.B. keinen Unterschied, ob [r] oder [l] gesprochen wird, die Wörter bedeuten in jedem Fall dasselbe. Im Deutschen dagegen gibt es Wörter, die sich nur durch diese Laute unterscheiden, z.B. laufen
Während bestimmte Laute frei gegeneinander austauschbar sind, weil sie nie ein anderes Wort ergeben (z.B. [r] und [
Minimalpaartest
Phoneme können mithilfe des Minimalpaartests ermittelt werden. Bei diesem Test werden Wörter gegenübergestellt, die sich nur in einem Laut unterscheiden. Die bedeutungsunterscheidenden Laute in solchen Minimalpaaren gehören zu verschiedenen Phonemen. Phoneme werden in Schrägstrichen notiert.
Beispiele für Minimalpaare
Gasse – Kasse | /g/ – /k/ | |
dir – Tier | /d/ – /t/ | |
reisen – reißen | /z/ – /s/ | |
biete – Bitte | /i:/ – / | |
Masse – Maße | /a/ – / | |
Falter – Halter | /f/ – /h/ |
Durch den Minimalpaartest kann also nachgewiesen werden, dass zwei Laute zu unterschiedlichen Phonemen gehören.
Allophone
Unterschiedliche Laute, die jedoch nie bedeutungsdifferenzierend wirken, heißen Allophone. Allophone sind unterschiedliche Realisierungen des gleichen Phonems. Ein Allophon ist also ein Laut, der als Variante eines Phonems klassifiziert wurde. Bei den Allophonen eines Phonems kann es sich entweder um kombinatorische Varianten handeln, die in einer bestimmten lautlichen Umgebung auftreten oder aber um freien Varianten, die unabhängig von der lautlichen Umgebung vom Sprecher frei gewählt werden können.
kombinatorische Varianten
Nehmen wir ein Beispiel: Möchte man z.B. untersuchen, ob [x] und [ç] im Deutschen verschiedene Phoneme repräsentieren, so gilt es, Wörter zu finden, die sich nur in diesem Laut unterscheiden. Betrachtet man Wörter mit diesen Lauten, so zeigt sich, dass diese Laute jeweils in einer bestimmten Umgebung auftreten. Sie treten in Abhängigkeit von der lautlichen Umgebung auf, wobei [ç] nach vorderen Vokalen steht (z.B. bei ich, daher auch „ich-Laut“ genannt) und [x] nach nicht-vorderen Vokalen, z.B. in ach, weswegen er auch „ach-Laut“ genannt wird. Man spricht hier daher auch von komplementärer Distribution (Distribution bezeichnet die Umgebungen, in denen ein Element auftreten kann). Je nach lautlicher Umgebung kann nur das eine oder das andere Allophon auftreten. Die Laute [ç] und [x] sind somit ein Beispiel für kombinatorische Varianten eines Phonems.
freie Varianten
Als Beispiele für freie Varianten werden häufig die verschiedenen Möglichkeiten der Aussprache von /r/ im Deutschen genannt. Ob man ein gerolltes [r], ein uvulares [
Phoneme als Bündel distinktiver Merkmale
Phoneme sind abstrakte Einheiten, die als Bündel von Merkmalen dargestellt werden können. Sie unterscheiden sich jeweils durch mindestens ein Merkmal von anderen Phonemen. In dem folgenden Beispiel ist die Rundung das distinktive Merkmal der Phoneme, die in Opposition stehen:
Biene | Bühne |
/bi:n | /by:n |
/i:/ | /y:/ |
[+hoch] | [+hoch] |
[+vorn] | [+vorn] |
[+lang] | [+lang] |
[+gespannt] | [+gespannt] |
[-rund] | [+rund] ← distinktives Merkmal |
Nicht in allen Fällen ist klar, ob ein Laut oder eine Lautkombination als ein Phonem zu werten sind. Problemfälle sind hier die Affrikaten und Diphthonge, die entweder als ein oder als zwei Phoneme gewertet werden können.
Wertung von Diphthongen
Betrachten wir zunächst die Diphthonge. Wendet man die Minimalpaarmethode an, so lassen sich die Lautverbindungen in Diphthongen als separate Phoneme nachweisen: Es gibt Minimalpaare zu Wörtern mit Diphthongen, die sich nur in einem Segment unterscheiden, wie kaute