Übergewicht und Krebs. Prof. Dr. Hermann Delbrück
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СКАЧАТЬ stellt sich bei der Operation als gutartig heraus (falsch positive Befunde). Ein nicht geringer Prozentsatz der Karzinome wird nicht erkannt (falsch negative Befunde) (Smith 2018). Ein weiterer Nachteil des CT-Screenings ist das erhöhte Krebsrisiko durch die Strahlenbelastung. Mehr als die Hälfte der in den USA mit „niedrig dosierten Computertomografien“ untersuchten Patienten soll effektiven Dosen (EDs) oberhalb der empfohlenen Grenzwerte ausgesetzt sein, heißt es.

       Bei einer feingeweblichen Untersuchung verdächtiger Herde durch eine Feinnadelbiopsie besteht das Risiko einer „Abklatschmetastase“ am Brustfell besonders dann, wenn der biopsierte Herd sich nahe am Brustfell befindet.

       Blasenkrebs

      Risiken für Blasenkrebs, im Vergleich zur Normalbevölkerung (X = wahrscheinlich erhöht, XX = doppelt so hoch, XXX = mehr als doppelt so hoch, XXXX = sehr hohes Risiko):

Genträger von BRCA2, MSH2, BRCA1, CHEK2:XXX
Starker Tabakkonsum:XXXX
Passivrauchen:X
Aromatische Amine, wasserlösliche Azofarbstoffe:XXX
Exposition mit krebsfördernden Schadstoffen:X
Medikamente (z. B. Cyclo-phosphamid, Phenazetin):XX
Strahlenbehandlung im kleinen Becken:XXX
Chronische Blasenentzündung:XX
Frühere Strahlentherapie im kleinen BeckenX
Bilharziose (Risiko für Plattenepithelkarzinom):XX
Risiken am Arbeitsplatz: früher XXX, heuteX
Verbrennungsprodukte in Gaswerken, Großfeuerungsanlagen, im Straßenbau: früher XXX, heute X

      Die bisherigen Erfahrungen sprechen gegen einen signifikanten Einfluss von Übergewicht.

      Der wichtigste Risikofaktor ist das Rauchen. Experten schätzen, dass sich etwa 30 bis 70 % der Tumore auf Tabakkonsum zurückführen lassen. Im Tabakrauch befinden sich etliche chemische Kanzerogene, die über die Lunge ins Blut gelangen und über die Niere in die Blase ausgeschieden werden. Männer sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Frauen; wahrscheinlich eine Folge des unterschiedlich häufigen Zigarettenkonsums, aber auch der stärkeren Exposition von Schadstoffen am Arbeitsplatz. Bei Männern kommt als Erkrankungsrisiko auch der drohende Harnrückstau einer vergrößerten Prostata in Frage, da dieser zu einer chronischen Blasenreizung führen kann.

      Eine potentielle Gefahrenquelle in Afrika und Asien ist die Bilharziose, eine dort vorkommende endemische Wurminfektion in der Blase. Der Erreger, ein Parasit begünstigt die Entstehung eines Plattenepithelkarzinoms.

      Als besonders krebsverursachend gelten die sogenannten „aromatischen Amine“. Zwar sind sie inzwischen aus der Produktion der chemischen Industrie (sowie der Gummi-, Leder-, Textil- und Farbstoffverarbeitung) verbannt worden, doch noch immer werden in Regionen der ehemaligen Farben- und Chemikalienherstellung vermehrt Blasenkarzinome festgestellt.

      Zwischen der Krebsentstehung und dem Eintritt der Beschwerden können bis zu vierzig Jahre liegen, denn der Blasenkrebs gehört zu den Tumoren, die zu Beginn sehr langsam wachsen. Erwachsene, die in der Kindheit übergewichtig waren, sollen ein erhöhtes Risiko haben (Sorensen et al 2020).

      Kommentar und Empfehlungen: Nichtraucher erkranken seltener an Blasenkrebs. Nach einem erfolgreichen Raucherentzug wachsen Blasenpolypen langsamer, das Wiedererkrankungsrisiko nach einer Krebsoperation sinkt.

       Prostatakrebs

      Risiken für Prostatakrebs (im Vergleich zur Normalbevölkerung) (X = wahrscheinlich erhöht, XX = doppelt so hoch, XXX = mehr als doppelt so hoch, XXXX = sehr hohes Risiko)

Ein Angehöriger mit Prostatakrebs < 50 Jahre:XXX
Zwei oder mehr Angehörige ersten Grades < 55 Jahre, die an Prostata- oder Brustkrebs erkrankt sind/waren:XXXX
Genveränderungen auf den Chromosomen 8q24, 17q12:XXXX
Angeborene Genveränderungen (z. B. HPC1, MSR1, ELAC2):XXXX
Träger einer BRCA1-Mutation:XX
Träger einer BRCA2-Mutation:XXX
Fusionsgen TMPRSS2/ERG:XX
Ein eineiig erkrankter Zwillingsbruder:XXXX
Ein zweieiig erkrankter Zwillingsbruder:XX
Afroamerikaner:XX
Hochgradige „Prostatische Intraepitheliale Neoplasie“:XXXX
Atypische „Acinare Proliferation“ (ASAP):XXXX
Steigender PSA-Spiegel > 2,5 ng/ml bei 40 bis 49jährigen:XXX
Steigender PSA-Spiegel > 3,5 ng/ml bei 50 bis 59jährigen:XX
Steigender PSA-Spiegel > 4,5 bei > 60jährigen:XXXX
Zufällige Entdeckung eines (latenten) Prostatakarzinoms:XX
Chronische Prostatitis:XX
Adipositas (BMI > 30):XX
Übergewicht (BMI 27 bis 30 bei gleichzeitiger Insulinresistenz)X?
Ausgeprägtes Bauchfett:XX
Fleisch- und fettreiche Ernährung:XX
Scharf gewürzte Speisen:X?
Nahrungsergänzungsmittel mit hoch dosiertem Vitamin E:XXX
Starker Alkoholkonsum:X
Hoher Konsum von Milchprodukten:X?
Körperliche Inaktivität und Bewegungsarmut:XX
Frühere Bestrahlung des Enddarms:XX
Häufige Ct- oder PET-Untersuchung des kleinen Beckens:X
Tabakabusus:X
Niedriger sozioökonomischer Status:X
Zeugungsunfähigkeit:X
Erhöhter PSA-Wert in der 5. Lebensdekade:XX

      Zusammenhänge von Übergewicht mit der Entstehung von Prostatakrebserkrankungen sind nicht eindeutig bzw. umstritten. Eindeutig ungünstige Einflüsse gibt es nur bei ausgeprägtem Bauchfett sowie bei sehr starkem Übergewicht in der Jugend (BMI > 32) (Richter 2008).

      Vieles spricht allerdings für einen ungünstigeren Verlauf bei einer Gewichtszunahme während des Krankheitsverlaufs (Troesdel et al 2020). Auch das Wiedererkrankungsrisiko soll bei einer Gewichtszunahme höher sein (Khan et al 2017, Pischon et al 2008, Brown et al 2009, Hayashi, N et al 2014, Richter 2008).

      Je häufiger direkte Angehörige – etwa die Brüder oder der Vater – erkrankt sind, desto höher ist das eigene Erkrankungsrisiko. Eindeutige, auf eine Vererbbarkeit hinweisende, molekulargenetische Abweichungen gibt es allerdings nur für das mutierte BRCA2-Gen. BRCA2-Träger erkranken häufig an einem aggressiven Prostatakrebs (Chakraborty et al 2019).

      Der Anteil jugendlicher Prostatakrebspatienten (< 40 Jahre) hat in den letzten Jahren signifikant zugenommen. Angeborene „Krebsgene“ könnten der Grund hierfür sein. Möglicherweise werden bei zusätzlichen Einflüssen (etwa genitalen Infektionen, Übergewicht und Bewegungsarmut) diese angeborenen und latenten Krebsgene und -zellen aktiviert.

      Mäßiger Alkoholkonsum hat scheinbar eher einen schützenden als krebsfördernden Einfluss (Downer et al 2019). Starker Alkoholkonsum gilt hingegen als Risikofaktor.

      Überraschend und schwer erklärbar sind die Ergebnisse mehrerer Beobachtungsstudien, wonach Typ-2-Diabetiker seltener an Prostatakrebs erkranken (Khan et al 2017, Baradaran et al 2009, Hemminki et al 2010). Dies steht völlig im Gegensatz zu den Erfahrungen bei anderen Krebserkrankungen.

      In prospektiven Kohortenstudien zeigte СКАЧАТЬ