Название: Des Rates Schreiber - Chemnitzer Annalen
Автор: Gerd vom Steinbach
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783969405161
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Als endlich das Haus des Tischlers erreicht ist, hallt laut das ungeduldige Klopfen der schwieligen Fäuste durch die Gasse. „He, Meister Prescher, macht auf! Ich bringe da ein stinkendes Stück Scheiße!“, dröhnt des Nachtwächters Stimme wenig feinfühlig, dass Mechthild sich genötigt fühlt, Einhalt zu gebieten. „Schweig, Schwachkopf! Wenn du solchen Lärm machst, dann hättest du ihn auch gleich auf dem Markt liegen lassen können! Ich frage mich, was du im Schädel hast. Wenn du nicht gerade isst, scheint er einfach nur leer zu sein!“
„Hö, hö, sieht so dein Dank für die Hilfe aus, Weib? Ich frag mich, wieso ich überhaupt geholfen habe!“ Nik scheint ernsthaft beleidigt, wer lässt sich gern – und wenn es auch gut umschrieben ist – dumm nennen und so lenkt die Alte ein: „Sei nicht zimperlich, bist keine Jungfer! Aber wenn du die ganze Stadt weckst, hättest du ihn gar nicht erst hierherbringen müssen. Kannst dir morgen vom jungen Prescher einen Krug Bier spendieren lassen für deine Mühe.“
Endlich kündet ein Rumoren im Haus an, dass sie zur Kenntnis genommen wurden. Eben gibt der Riegel die Tür frei und sie öffnet sich leise knarrend nach innen, als sich der Betrunkene auf dem Karren ächzend erhebt.
„Oh Gott“, stöhnt er röchelnd, „was habe ich angestellt? Wer kann die Maß Bier zählen, die ich in mich hineingeschüttet habe! Nie wieder werde ich auch nur einen Tropfen von dem Gesöff trinken. Wenn mich so mein Marthel sieht, die jagt mich von dannen!“
„Und sie täte recht daran!“, erklingt die Stimme des Tischlermeisters, der kein bisschen schlaftrunken scheint „Jedenfalls war dir in der Gastwirtschaft offensichtlich dein Weib völlig egal, genauso wie auch die Schreibstube des Rates und die Gunst deiner Gönner! Aber glaube nicht, dass du in meiner Werkstatt wieder ein Auskommen findest! Eigentlich sollte ich dich gleich aus dem Haus jagen!“
Unter den Worten des Vaters duckt sich Ruprecht immer weiter. Der Meister hat recht! Wie konnte er alles vergessen und sich so gehenlassen?
„Genug geschimpft“, ertönt die besorgte Stimme der Mutter aus der Dunkelheit, „gib nun den Weg frei, dass er endlich ins Haus kommt. Oder meinst du vielleicht, dass die Nachbarn dies als Geschäftsempfehlung für den Tischlermeister Prescher ansehen?“
Entschlossen schiebt die Meisterin ihren Mann weg und stemmt die Arme in die Seite, um das elende Bündel zu betrachten, das sich im schwachen Widerschein als ihr Sohn darbietet. „So sieht also ein rechter Suffkopf aus! Möchte wissen, wie du morgen den Griffel über die Tafel führst.“
Endlich bückt sie sich, um ihren Sohn gemeinsam mit Mechthild von der Karre zu heben. Dabei entgeht ihr, wie sich der Tischler und der Nachtwächter gegenseitig anrempeln und grienen. Letzterer kann sich nicht verkneifen zu brummen: „Lass nur die Weiber schleppen, deswegen wird dem Kerl lange nicht die Lust am guten Schluck vergehen. Nur muss er das rechte Maß erkennen.“ Entschlossen tippt er an den Hut und wendet sich ab, seinen Rundgang fortzusetzen.
Einsam klingt sein Schritt durch die Nacht, vermittelt den Bürgern sichere Geborgenheit.
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