Название: De Temps en Temps
Автор: Jacqueline Hoffmann
Издательство: Автор
Жанр: Контркультура
isbn: 9783962298654
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„Oh man, Aurelie, jetzt greifst du aber nach jedem Strohhalm.“ Anna schaute etwas skeptisch „Ich denke, es ist aber ein Versuch wert“, gab Aurelie ihrer Schwester als Antwort. „Ja die Sache mit der Wiedergeburt will ich dir ja auch nicht ausreden, aber dass Max wiedergeboren wurde, glaube ich nicht. Er ist ein Welpe. Die sehen alle gleich aus.“ „Ja, vielleicht hast du recht. Aber ich muss es versuchen. Hilfst du mir? Unterstützt du mich?“ Anna ging um den Tresen herum und nahm ihre Schwester in die Arme. „Bei allem, was du tun willst. Bei allem, was wir tun müssen, um zu erfahren, was mit dir los ist.“
Am Abend hatte Aurelie unzählige Institute angerufen, um sich in Hypnose legen zu lassen. Leider hatten die aber, bis auf einen, monatelange Wartezeiten. „In Ordnung. Dann bis nächste Woche. Auf Wiederhören.“ Aurelie legte auf. Sie war erleichtert. „Und hast du was gefunden?“, fragte Anna und reichte ihr eine Tasse Tee, um sich dann neben sie auf die Balkonbank zu setzen. „Ja. Nächste Woche Donnerstag. Bei denen hat vorhin jemand abgesagt. Ansonsten müsste ich da auch ewig warten, ehe was frei ist.“
„Bist du nervös?“ Aurelie überlegt. „Etwas. Aber am meisten bin ich froh, wenn das alles ein Ende hat. Wenn ich wieder schlafen kann, ohne jede Nacht zu sterben.“ Eine Weile schwiegen sich die Schwestern an und schauten in den Sternenhimmel. „Warum bist du gestern Abend zu mir gekommen?“, unterbrach Anna die Stille mit ihrer Frage. Aurelie überlegte. Die Wahrheit sagen oder lieber etwas erfinden, was glaubwürdiger war? Nein, lieber die Wahrheit. Ihr Leben war eh schon viel zu kompliziert in letzter Zeit und Anna als ihre einzige Vertraute anzulügen, wäre falsch. „Ich hatte wieder diesen Traum. Ich konnte aber Gerüche wahrnehmen und ich habe sein Gesicht gesehen. Dann bin ich aufgewacht. Ich wollte nicht allein sein und bin deshalb zu dir gekommen.“
„Und warum hast du mich nicht geweckt? Solche Neuigkeiten musst du mir sofort erzählen. Wie sah er denn aus? Ich hoffe doch gut, denn bei den Typen, die du mir in diesem Leben mitgebracht hast, scheinst du in deinem ersten Leben einen echt heißen Typen gehabt zu haben.“ Da mussten beide lachen und das war ein gutes Gefühl. Endlich mal wieder lachen ohne Sorgen und ohne schlechte Gefühle. Einfach nur von ganzen Herzen laut lachen. „So schlimm waren die gar nicht. Sie waren besonders. Also jeder auf seine eigene Art“, sagte Aurelie lachend. „Besonders?! Ich erinnere mich noch an einen Typen, der nur schlafen konnte, wenn Maja mit im Bett lag. Oder der Typ, der immer ein unechtes Sixpack unter seinen Sachen hatte, damit du denkst, er geht ins Fitnessstudio. Und du hast noch einige von solchen komischen Typen gehabt.“ Dann wurde Annas Stimme wieder ernster. „Aber nie schien einer dabei zu sein, bei dem du dich glücklich und geborgen gefühlt hast. Nie war die große Liebe dabei. Vielleicht ist da ja wirklich was in deinem Kopf, was sagt, du brauchst keinen anderen Mann, du gehörst schon zu jemandem.“ Anna machte eine Pause, da sie bemerkte, wie schwer ihrer Schwester das alles fiel. Dann fuhr sie mit ruhiger Stimme fort. „Wer ist denn nun dein Unbekannter?“ „Finn“, kurz und knapp. Tat gar nicht weh.
„Finn, wie der Sänger Finn?“, fragte Anna etwas irritiert.
„Ja. Also es waren seine Augen. Es ist wieder nicht ganz er gewesen. So wie ich nicht immer ich bin. Er sah ihm sehr, sehr ähnlich. So wie das bei mir auch ist. Ich war wieder in diesem Café und der Traum fing auch wie immer an. Ich hatte eine Torte in der Hand und stellte sie in die Auslage. Da kam er von hinten, umarmte mich und zog mich an sich. Er küsste mich und dann sah ich sein Gesicht. Dann wurde ich wach. Nur konnte ich dieses Mal auch frische Backwaren riechen. Französische Backwaren. Ich denke aber, mein Verstand spielt mir einen Streich. Wir hatten kurz vorher von ihm geredet. Mein Unterbewusstsein hat sein Gesicht bestimmt nur deshalb eingebaut.“ Anna überlegte kurz und meinte dann: „Ja oder du hast mit dem Gefühl recht, dass er auch eine Rolle in diesem Chaos spielt.“
Einen Moment lang herrschte Ruhe auf dem Balkon der Schäfer-Schwestern. Dann stand Aurelie auf. „Ich werde jetzt schlafen gehen. Danke fürs Zuhören, aber ich muss ins Bett. Wir wollen doch nicht, dass du morgen wieder mit der bösen Kaffeemaschine allein kämpfen musst.“Dann ging sie kurz rein, nur um dann noch einmal kurz zurückzukommen. Sie umarmte Anna und sagte: „Aber recht hast du, wenn es so wäre, wie du sagst, hätte ich im letzten Leben wirklich einen Traum von einem Mann an meiner Seite gehabt.“
Sie lächelte ihre Schwester an und ging ins Bett. Anna blieb lächelnd sitzen und ging einige Minuten später auch ins Bett. Aurelie schlief die Nacht gut. Endlich ohne jegliche Träume.
4
Eine Woche später wurde Aurelie dann doch langsam nervös. Sie saß mit Anna zusammen im dezent gelb gestrichenen Wartezimmer der Praxis und hoffte, bald hereingerufen zu werden. „Da, der vor uns ist gerade raus. Jetzt müsstest du gleich dran sein“, sagte Anna zur Aurelie, um sie etwas zu beruhigen. Und dann war es so weit. „Frau Schäfer?“
„Ja, ich.“ Aurelie stand auf und reichte der netten Frau die Hand. Sie war, wie Aurelie auch, um die 1,65 m groß und hatte dunkles kurzes Haar und trug eine schwarze Brille vor ihren grünen Augen. „Hallo, ich bin Ilona. Wenn es okay ist, würde ich gerne Du sagen? Das stärkt die Vertrauensbasis und Vertrauen ist das, was hier und heute am wichtigsten ist.“
„Ja natürlich.“
„Sehr schön. Dann hier entlang, Aurelie.“ Aurelie winkte ihrer Schwester noch mal zu und ging dann mit Ilona ins Behandlungszimmer. Es war ein schönes Zimmer. Ruhig, und vom Fenster aus konnte man einen kleinen Park sehen. Die Wände waren in Erdfarben gestrichen. Orange, Gelb und ein wenig Terrakotta. Man fühlte sich gleich warm und wohl in diesem Raum.
An der einen Wand ohne Fenster stand ein kleines Sofa mit einigen kuscheligen Kissen, aber man konnte es bestimmt auch als Gästebett nutzen. Es sah auf jeden Fall gemütlich aus. In der Mitte des Raums standen 2 weiße Sessel. „Komm, Aurelie, setzen wir uns erst mal. Möchtest du etwas trinken? Vielleicht ein Wasser?“ Aurelie nahm dankend an. Sie war froh, etwas in den Händen zu haben. Sie war so nervös und aufgeregt. Das Glas in den Händen zu halten, beruhigte sie etwas. „Tut gut oder?“, fragte Ilona.
„Was?“ Aurelie wurde durch Ilonas Frage aus ihrer Nervosität und ihren Gedanken gerissen „Das Glas Wasser. Es tut gut, etwas in den Händen zu halten. Beruhigt und man fühlt sich nicht mehr so nervös, aufgeregt und hilflos.“
„Ja“, Aurelie lächelte „Ich bin wirklich ziemlich nervös. Es hat mich auch viel Überwindung gekostet, herzukommen. Und ohne die Unterstützung meiner Schwester würde ich heute bestimmt auch nicht hier sitzen.“
„Es ist immer gut, wenn man sich jemandem anvertraut. Dann hat man oft nicht so eine große Blockade bei der Hypnose, da man bereit ist, sich zu öffnen. Am Telefon haben wir schon mal kurz geredet.
Aber ich bitte dich, mir noch einmal von deinem Traum zu erzählen und welche Antworten du suchst.“ Aurelie nahm einen Schluck und begann zu erzählen. „Ich habe seit 10 Jahren immer wieder diesen Traum, in dem ich erst glücklich bin und dann qualvoll sterbe. Und dann ist da noch dieses Geschäft. Ich will wissen, ob es dieses Café, oder was es auch darstellen mag, gab oder gibt und wenn ja, wo es ist. Warum mich diese Männer mitnehmen und mir so etwas Schreckliches antun. Und ich möchte herausfinden, wer dieser Mann ist, der mir scheinbar so viel bedeutet.“
Dann machte sie eine kurze Pause und nahm einen Schluck aus dem Glas. „Na ja oder vielleicht erfahren wir gleich auch nur, dass ich nicht zur Hypnose gehöre, sondern in die Psychiatrie.“
„Also ich verspreche dir, egal, was wir gleich herausfinden, dass du nicht in СКАЧАТЬ