Название: De Temps en Temps
Автор: Jacqueline Hoffmann
Издательство: Автор
Жанр: Контркультура
isbn: 9783962298654
isbn:
Dann drehte sie sich zu ihrer Schwester um. „Warum hast du nicht eher mit mir geredet? Ich habe die letzten Jahre gedacht, dass dir was fehlt oder dass es dir nicht gut geht, aber ich dachte, so schlimm kann es nicht sein, du würdest ja sonst zu mir kommen und mit mir reden. Ich hatte den Gedanken, dass dir das mit dem Café vielleicht zu viel wird. Oder dass du genervt bist von mir und meinem Chaos, was ich immer hinterlasse. Aber ich hätte nie gedacht, dass es etwas ist, das dich so sehr belastet.“ Sie setzte sich wieder neben ihre Schwester und nahm sie kurz in die Arme, dann schaute sie ihr ins Gesicht. „Aurelie, du kannst mit mir über alles reden. Egal, wie merkwürdig oder verrückt es klingt. Ich bin für dich da.
Ich höre dir zu, egal, um was es geht oder wie verrückt es sich anhört. Ich werde dir helfen, herauszufinden, was dieser Traum oder auch deine Gefühle zu bedeuten haben.“ Aurelie nahm ihre Schwester erleichtert in die Arme. Wie groß war ihre Angst vor diesem Gespräch. Wie oft ist sie in Gedanken das hier schon durchgegangen, aber nie hätte sie mit dieser Reaktion gerechnet. Gehofft ja, aber nie gedacht, dass es so kommt. Hatte sie sich also in ihrer kleinen Schwester getäuscht? „So, jetzt lass uns lieber reingehen. Sonst erfrieren wir, bevor wir herausgefunden haben, was dein Franzose von dir will.“
3
Aurelie schlief tief und ruhig in ihrem Bett. Das Gespräch tat ihr gut. Endlich konnte sie wieder einschlafen, ohne lange wach zu liegen. Sie hatte ein gutes und friedliches Gefühl als sie sich ins Bett legte. Maja lag auf ihr und wühlte manchmal im Schlaf mit ihren Pfoten an der Decke herum. Scheinbar fing sie im Traum gerade die eine oder andere Maus. Doch dann kam er, der Traum. Wie jede Nacht fing er so schön an. Harmonisch und mit so viel Liebe und Zärtlichkeiten. Sie spürte, wie viele liebevolle Gefühle von diesem Menschen ausgingen, der sie da so fest in seinen Armen hielt. Nie wieder wollte sie ihn gehen lassen, am liebsten für immer weiterschlafen, damit dieser Traum nie endet.
Doch dieses Mal war irgendetwas anders als sonst. Sie konnte einen Geruch, einen Duft wahrnehmen, der sonst nie da gewesen war. Es duftete nach frisch gebackenen Croissants, Marcarons und Crêpes. Das Wichtigste aber war, dass sie ihn plötzlich riechen konnte, als er sie an sich zog, und ihr Gesicht mit seinen Händen umschloss, um ihr einen zärtlichen Kuss auf den Mund zu geben. Sie spürte seine weichen Lippen auf ihren. Ihr Herz raste wie wild. Tausend Gefühle schossen ihr durch den Kopf. Geborgenheit, Vertrautheit, Zuhause, Wärme aber am wichtigsten, Liebe.
Ihr wurde heiß und kalt gleichzeitig. Sie spürte, wie ihr Körper sich unter den Berührungen seiner Lippen anspannte. Im nächsten Moment schaute sie ihm in die Augen. Seine Augen, seine tiefen braunen Augen, strahlten sie mit so viel Wärme an. Sie kannte diese Augen so gut und doch verlor sie sich jedes Mal aufs Neue in ihnen. Sie trat einen kleinen Schritt zurück und konnte ihm so besser ins Gesicht schauen. Er lächelte sie an und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Dieses Lächeln kannte sie. Dieses Gesicht kannte sie. Es war Finn. Finn Martinez. Aurelie wurde wach. Sie schreckte auf. Was war das? Baut ihr Unterbewusstsein jetzt sein Gesicht in den Traum ein, weil sie vorhin mit Anna über ihn geredet hatte? Aber selbst wenn, woher kam plötzlich dieser vertraute Geruch? Und warum lief der Traum ein Stück weit anders ab als sonst?
Nie hatte sie sein Gesicht gesehen. An der Stelle, wo er sie küsste, ging sonst immer die Ladentür auf und die Männer kamen herein, um sie zu holen. Gut, vielleicht wäre dies ja auch als Nächstes passiert, wenn sie sein Gesicht nicht gesehen hätte. Aurelie warf die Decke zur Seite und sprang aus dem Bett heraus. Maja kam sofort miauend unter der Decke hervor und war gar nicht begeistert, dass sie geweckt wurde. Aurelie ging in das Zimmer ihrer Schwester und öffnete leise die Tür. „Anna bist du wach?“, flüsterte sie leise in den dunklen Raum hinein. Doch es kam keine Antwort. Leise schlich sich Aurelie ans Bett ihrer Schwester. Sollte sie Anna jetzt wecken und ihr erzählen, was sie gesehen hatte? Nein, besser nicht. Lass sie schlafen. Sie kann nichts dafür, dass du beginnst, Gespenster zu sehen. Aurelie legte sich mit zu Anna ins Bett. Sie kuschelte sich an ihre Schwester heran. Sie wollte nicht allein sein. Einfach nur schlafen und nicht mehr weiter über all das nachdenken. „Wehe du klaust mir die ganze Decke“, sagte Anna mit einem Lächeln, welches man nicht sah, aber hörte. „Nein mach ich nicht, versprochen.“ Dann schliefen die Schwestern, mit dem Gefühl von tiefer Verbundenheit, ein.
Am nächsten Morgen wurde Aurelie durch das laute Kratzen an der Tür geweckt. Anna lag nicht mehr neben ihr. Maja mauzte laut vor der Zimmertür. Aurelie stand auf und ging durch Annas chaotisches Zimmer zur Tür, um sie Maja zu öffnen. Die kleine, dicke Katze kam sofort ins Zimmer gerannt und sprang aufs Bett. Aurelie setzte sich verschlafen zu ihrer Katze und griff nach ihrem Handy, um zu schauen, wie spät es war. „Oh Gott, schon so spät.“ Sofort war sie hellwach. Das Café hatte bereits seit einer Stunde geöffnet und sie lag immer noch im Bett. Schnell sprang sie unter die Dusche, gab Maja ihr Futter und machte sich auf den Weg. Sie hoffte nur, dass Anna den Laden schon geöffnet hatte und dass die Kaffeemaschine heute Morgen nicht schon wieder rumzickte, und Anna somit Schwierigkeiten bereitete. Sie zog die weiße Wohnungstür hinter sich zu und wäre dabei fast mit Frau Meier, im Treppenhaus, zusammengestoßen. „Immer langsam Kindchen“, lachte Frau Meier. “Du hast es aber eilig heute Morgen.“
„Guten Morgen Frau Meier. Entschuldigen Sie bitte. Ich habe verschlafen und bin ziemlich spät dran. Deshalb muss ich mich jetzt etwas beeilen, falls Anna Hilfe im Café braucht.“ „Da musst du dir keine Sorgen machen, da waren wir eben kurz. Anna macht das ganz toll. Sie arbeitet doch auch schon lange genug für dich.“ Da bemerkte Aurelie die Transportbox in der Hand der Nachbarin. „Wen haben Sie denn da drin? Geht es ihrem Max wieder besser? War der Termin gestern doch erfolgreich?“ Frau Meier schaute erst kurz traurig auf die Box, ehe sie Aurelie eine Antwort gab. „Nein leider nicht. Der Tierarzt musste meinen Liebling gestern einschläfern. Kurz danach, ich war gerade zu Hause angekommen, rief mich eine Freundin an. Ihre Hündin bekam Welpen.
Leider geht es der Hündin nicht gut und sie produziert auch keine Milch für die Kleinen, sodass meine Freundin jetzt 4 Welpen mit der Flasche aufzieht und ich helfe ihr dabei. Wir waren eben beim Tierarzt und wollten auch gleich zurück zur Hundemama. Ich habe aber meine Lesebrille heute Morgen zu Hause vergessen, deshalb sind wir noch mal kurz reingekommen.“ Dann fügte Frau Meier noch lächelnd hinzu. „Aber schau mal, einer der Welpen sieht aus wie mein Max. Vielleicht ist er ja gestern wieder geboren, Aurelie. Wäre das nicht schön? Wenn jemand, den wir über alles lieben und so vermissen, wiedergeboren werden würde? Wenn er groß genug ist, werde ich ihn auf jeden Fall zu mir nehmen. Max wird er dann aber nicht heißen. Ich denke, da fällt mir bestimmt ein genauso schöner Name ein. So Kindchen, ich muss weiter. Die Kleinen müssen nach Hause.“ Frau Meier verabschiedete sich von Aurelie. Wiedergeburt. Da war es wieder, dieses Wort, an welches sie nicht glauben wollte. Wiedergeburt, was heißt das schon?! Geht die Seele wirklich nach dem Tod in einen anderen Körper über? Bekommt man wirklich die Chance, noch einmal zu leben? Aber wenn ja, warum? Weil man noch etwas erledigen muss oder weil man ein schlechtes Leben hatte und so eine zweite Chance auf sein Happy Life bekommt? Für Aurelie stand immer fest, nach dem Tod ist aus die Maus. Da kommt nichts mehr. Doch jetzt wusste sie nicht, wie sie sich sonst so manches erklären sollte.
Sie parkte ihr kleines blaues Auto auf dem Parkplatz vor ihrem im Vintage Stile gestalteten Café und ging hinein. „Guten Morgen Schlafmütze. Na gut geschlafen?“ Anna lächelte sie an, während sie ihrer Schwester einen starken Kaffee machte. „Hier du siehst aus, als ob du den gebrauchen kannst.“ „Danke, Anna.“ Aurelie ließ sich auf einem der Barhocker nieder, welche am Tresen standen.
Dann nahm sie einen großen Schluck aus der roten Kaffeetasse und sagte dann mit entschlossener Stimme: „Ich mache es!“ Anna schaute sie verwundert an. „Was machst du? Habe ich etwas verpasst?“ „Ich geh zu einer Rückführung. Ich meine, wenn Max wiedergeboren wird, warum dann nicht auch ein Mensch, und sonst bekomm ich СКАЧАТЬ