Stolps Reisen: Damals und heute, von den Anfängen bis zum Massentourismus. Jürgen Dittberner
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СКАЧАТЬ Hotel bringen.

      Es dauerte, bis alle Gäste eingetroffen waren. Dann fuhren die Ankömmlinge lange durch „Playa del Inglés“ und schließlich durch „Maspalomas“. Mit Bettenburgen, schäbigen Einkaufszentren und unattraktiven Kneipen machte „Playa del Inglés“ einen abschreckenden Eindruck. Aber Massen von Urlaubern zogen frohgemut durch die Straßen, und die Stolps hofften heimlich, dass die Sitznachbarn vom Flugzeug hier Ferien machen müssten.

      Das zu Hause gebuchte Hotel in „Maspalomas“ entpuppte sich als Familienhotel. Es wimmelte von kleinen Kindern. Abends im Speisesaal war es entsprechend laut, und die Servierer mit ihren Helfern trugen das ihre zum Lärm bei, indem sie Geschirr und Besteck mit „Karacho“ transportierten. Zum Glück war an der Rezeption eine nette Dame, und die besorgte ihnen eine ruhige Suite, Bademäntel und einen Safe. Am dritten Tag mieteten die beiden einen Heizlüfter, denn in der Suite wurde es abends lausig kalt. Auch in welcher Ecke man halbwegs ruhig essen konnte, wurde immerhin verraten: Alles wurde nach und nach besser.

      Der Veranstalter lud zu einer „Kennenlerntour“ ein. Dazu fuhr ein Bus am Hotel vor. Silke und Andor stiegen ein und klapperten etliche Hotels in „Maspalomas“ und „Playa del Inglés“ ab. Dann fuhren sie ein Stückchen in die Berge zu einem angeblichen „Bauernhof“, der sich als Touristenschänke erwies. Alles sah so aus, als würden hier Reisende abends mit Sangria reichlich abgefüllt. Das „Anwesen“ lag über den Urlaubsorten, so dass man die gesamte Urlauberanlage einschließlich der Dünen von oben sehen konnte. Dann wurde jedem Gast ein Gläschen Honigrum gereicht – angeblich eine kanarische Spezialität. Auf den vielen Reisen zu den Inseln hatten die Stolps davon zuvor noch nie gehört.

      Aber: „Salute!“ Es folgte eine Powerpoint-Präsentation, die etwas verunglückt war, weil sie dauernd stockte. Der Sinn war dennoch klar: „Kaufen, kaufen, kaufen!“ In diesem Fall ging es um Ausflüge, die verhökert werden sollten. Die Anmache war sogar erfolgreich, denn die Leute buchten und buchten, derweil die anderen auf einem Schotterplatz warten mussten und „Maspalomas“ und „Playa del Inglés“ von oben betrachten durften.

      Gran Canaria hatte etwa 800.000 Einwohner. Die Hälfte davon lebte in „Las Palmas“, der Hauptstadt auch von „Lanzarote“ und „Fuerteventura“, die zusammen mit „Gran Canaria“ die spanische Provinz Gran Canaria bildeten. 1492 war Christoph Kolumbus von hier nach Indien gestartet, kam aber in Amerika an.

      Einst hatte die Insel vom Zuckerrohranbau gelebt. Der wurde in die Karibik verlagert, wo man mit schwarzen Sklaven billige Arbeitskräfte hatte. Dann machte man mit Wein gute Geschäfte, bis die Reblaus kam. Die Portugiesen versorgten den Weltmarkt fortan mit ihrem Wein. Später baute man auf „Gran Canaria“ Bananen und Tomaten an. Aber der richtige Wohlstand kam erst mit dem Tourismus, der ab 1959 florierte. Hier auf „Gran Canaria“ waren Engländer wieder einmal Vorreiter.

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      Canarische Landschaft

      Das Hotel der Stolps „Dunas Suites & Villen“ lag nicht an den berühmten Dünen und schon gar nicht am Meer. Dorthin musste man an einem ausgetrockneten Flussbett entlang laufen, dann kam man zum „Faro“ von „Gran Canaria“. Das sei der südlichste Punkt der Europäischen Gemeinschaft, hieß es. Rund um den „Faro“ gab es Restaurants und Geschäfte. Die Pizza kostete zwölf Euro: Alles für die Gäste!

      Hier begannen die Dünen, hier war das Meer, und hier gab es was zu sehen. Urlauber zu Hauf wanderten entweder von Ost nach West oder umgekehrt. Es gab viele Dicke dabei und wenig Dünne, jede Menge Alte und weniger Junge. Von den Jungen wandelten viele wie lebende Poster durch die Gegend; sie waren manchmal geschmackvoll, meistens jedoch hässlich tätowiert.

      Zwei Burschen hatten das Abendmahl Christi aus feuchtem Sand modelliert, ein Messi saß hinter einer Aufschrift: „Auch Landstreicher haben Hunger und Durst.“: Auf Deutsch!

      Am Uferweg saßen schwarze Gestalten. Afrika ist eben nicht weit. Manche von ihnen verkauften „Krims-Krams“, andere taten gar nichts. Am Strand waren noch mehr „Touris“ – ältere Frauen trugen ihre BHs häufig mit nur einem Träger, damit sie oben herum schön braun wurden. „Warme“ Pärchen stolzierten einher, und Nackte gab es in allen Farbschattierungen: weiß, rot-verbrannt, braun und schwarz. Die meisten waren Männer; manchmal waren sie schon ziemlich runzelig.

      Einer dieser Nackten stand im seichten Wasser und rauchte gemütlich eine Zigarette. Die Polizei überwachte alles von einem stabilen Auto aus, und die Boys vom „Roten Kreuz“ hatten die rote Fahne gehisst: „Nicht ins Meer gehen!“, hieß das. Fast alle hielten sich daran: O Wunder!

      Stolps machten einen Ausflug zum „Palmitos Park“. Das war eine in den Bergen gelegene Mischung aus Botanischem Garten und Zoo. Der Eintritt kostete neunundzwanzig Euro fünfzig. Man sah tropische und subtropische Pflanzen sowie viele Tiere: lustige Erdmännchen (einer hielt Wache), bunte Papageien, laute Affen, elegante Adler, komische Marabus, sportliche Delphine und viele andere.

      Am lustigsten war eine Delphinschau. Delphine sind große Tiere, die durch das Wasser zischen. Hier waren sie dressiert und führten allerhand Kunststücke vor. Sie sprangen aus dem Wasser in beeindruckende Höhen, winkten, fingen Bälle, ließen auf sich reiten und vieles mehr. Für jedes ihrer Kunststücke bekamen sie am Beckenrand einen Fisch: „Schwapp!“

      Silke und Andor waren sich einig: „Die tun was für ihre Gäste auf ‚Gran Canaria“. „Maspalomas“ und „Playa del Inglés“ waren überzogen mit „Supermercados“. Hier konnte man Wein, Cracker, Schinken und überhaupt alles kaufen. Der den Stolps nächste Supermarkt befand sich übrigens direkt in der Hotelanlage. Die Bewohnerin des Nachbarbungalows riet jedoch, zu „Faro 2“, ein Stück inseleinwärts, zu gehen. Als Silke und Andor, dem Rat folgend, dort ankamen, sahen sie eine Investitionsruine.

      „Faro 2“ war einmal ein riesiges Einkaufszentrum und war nun von den meisten seiner Mieter verlassen. Über leere Flächen dröhnte laute Musik, ein paar Geschäfte und Restaurants waren noch da. Aber der Supermercado war wie so vieles andere weg. Es war ein Bild des Jammers! Das „Tourigeschäft“ schien ziemlich schnelllebig zu sein!

      Zum Wetter: Auf „Gran Canaria“ ist natürlich immer Wetter. Oft aber ist es in den Bergen anders als an der Küste, wo es selten regnet. Auf der Insel war es nur geringfügig wärmer als daheim in Deutschland. Das lag daran, dass es zu Hause für die Jahreszeit zu warm und auf „Gran Canaria“ eben zu kalt war.

      Zur Mandelblütenzeit (Mitte Februar) konnte man nach „San Bartolomé de Tirajana“ fahren. Das liegt achthundertfünfzig Meter hoch in den Bergen, und wenn man „Glück“ hatte, stürmte und regnet es dort wie in den Alpen. Dann bestieg man am besten den Bus wieder, der über eine serpentinenreiche Strecke das schöne Bergdorf gerade erklommen hatte und rumpelte zurück nach „Maspalomas“, wo es warm war und die Sonne schien. Alles in allem kam man so zu einem dreistündigen Ausflug.

      Auf „Gran Canaria“ ließen sich manche Erinnerungen auffrischen. Am Ostende von „Playa del Inglés“ konnte man auf einer Promenade wandeln und dabei – wenn man Richtung „Faro“ ging, auf der linken Seite das Meer und rechts schöne Bungalows oder Hotels bewundern. Hier hatten Silke und Andor einst mit ihren Kindern Urlaub gemacht! Das Hotel von damals („Euro Palace“) stand noch. Am Strand war mittlerweile eine Mole nach der anderen aufgeschüttet worden, und dazwischen befanden sich wunderbare Badebuchten. Es war auch gar nicht voll.

      Auch „Puerto Rico“ sahen sie wieder. Hier hatten sie einst ein Ferienhäuschen gehabt. Damals standen an einer Stelle dort ein paar Reihenhäuschen, mittlerweile waren Riesenhotels die Berge „emporgeklettert“, und der Strand war aufgeschüttet СКАЧАТЬ