Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015. A. F. Morland
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СКАЧАТЬ noch flach gegen das Podium gepresst schob ich den Vorhang beiseite. Zersplitterte Holzdielen ragten bizarr aus dem Bühnenboden, Rauch stieg aus einem klaffenden Loch, die Schauspieler drängten sich auf der anderen Bühnenseite hinter den Vorhang. Einige zerrten eine Frau in einem weißen Umhang mit sich. Ich sah Blutflecken im Weiß des Stoffes.

      Aus dem Zuschauerraum Schrei und Getrampel vieler Schritte.

      „Bleiben Sie ruhig!‟, schrie jemand. „Keine Panik, Herrschaften!‟ Jays Stimme. Ich konnte nicht erkennen, was sich dort unten abspielte. Noch immer prallte das Licht der Bühnenscheinwerfer auf die Bühne herab. Keine Chance, hinter diese Wand aus blendendem Licht zu sehen. Kurz entschlossen legte ich meine Waffe an und zielte auf die Scheinwerfer.

      Der Schuss dröhnte durch den Saal, Funken sprühten, Glas splitterte – die grelle Beleuchtung erlosch.

      Ein Notlicht erhellte den Saal dürftig. Die vordere Hälfte war schon fast leer. Hinten Menschen über Menschen. Helleres Licht fiel durch die weit geöffneten Saaltüren.

      „Ruhe! Beruhigen Sie sich! Keine Panik! Wir haben alles im Griff!‟ Jay, Leslie und ein paar Cops brüllten dahinten durcheinander. Und aus dem künstlichen Baum noch immer Rockmusik.

      Und dann sah ich ihn. Heller Trenchcoat, dicke Brille, schwarzes Haar – rückwärts bewegte er sich auf die Bühne zu. Vor sich hielt er eine Frau fest. Wie einen Schutzschild schleifte er sie mit sich zur Bühne. Offenbar erwartete er keinen Angriff von dort. Aber was, um alles in der Welt, hatte dieser Wahnsinnige vor?

      Ich robbte auf die Bühne. Der Seitenvorhang bewegte sich. Milo tauchte auf. Der Kerl unten holte eine zweite Handgranate aus der Manteltasche. Und ich begriff, was er vorhatte. Er wollte die Granate in die panisch flüchtende Menge werfen.

      Ich sprang auf. Wenn es dem Wahnsinnigen gelang, die Granate scharf zu machen, war alles zu spät. Ein Schatten flog an mir vorbei. Milo – er warf sich in den Zuschauerraum. Unter dem Aufprall seines Körpers stürzte der Terrorist mitsamt seiner Geisel zu Boden. Die Handgranate kullerte unter eine Sitzreihe.

      Schon war ich neben Milo. Er lag auf dem Wahnsinnigen. Und unter beiden die kreischende Frau. Zwei Griffe, und die Handschellen schlossen sich um die Handgelenke des Mannes. Milo riss ihn von der Frau herunter und drückte ihn auf den Boden. Für einen Moment trafen sich unsere Blicke. Es war, als wollten sich jeder vergewissern, dass der andere noch am Leben war.

      Ich wandte mich der Frau zu. Sie weinte wie ein kleines Kind.

      „Ist gut, Ma′am.‟ Ich streichelte ihren Hinterkopf und half ihr hoch. „Ist gut. Der Albtraum ist vorbei ...‟

      12

      „Was sollte ich tun, verdammt!‟ Der Polizeisergeant fuchtelte mit den Armen in der Luft herum. „Ich seh′ den Scheißkerl zur Bühne marschieren ...‟ Er schoss einen bösen Blick auf den Mann in Handschellen ab. „... ich seh′ die gottverdammte Granate in seiner Hand! Was hätten Sie getan?!‟

      „Schon okay, Sergeant Castle.‟ Ich klopfte ihm auf die Schulter. „Schon okay.‟ Der Mann hatte ja Recht. Wahrscheinlich hätte ich ähnlich gehandelt wie er.

      Es hatte drei Tote gegeben. Die Handgranate unter der Bühne hatte einen Bühnentechniker getötet. Ich durfte gar nicht daran denken. Bei der panikartigen Flucht der Zuschauermenge waren zwei Frauen zu Tode getrampelt worden. Außerdem hatten die Ambulanzen fünfundzwanzig, zum Teil Schwerverletzte, in die Krankenhäuser gefahren.

      Sergeant Castle packte den Attentäter. „Komm mit, du Mistkerl ...‟

      Die Augen des Mannes versprühten Hass. „Es wird euch nichts nützen‟, zischte er. „Mich habt ihr, aber das gerechte Urteil des Allmächtigen könnt ihr nicht rückgängig machen!‟

      Vier Cops zerrten ihn über den Mittelgang des Saales zu einem der Ausgänge. Es knirschte, als er auf seine Brille trat. Sie war aus Fensterglas.

      „Klingt überzeugend, was?‟, knurrte Milo.

      „Klingt wahnsinnig‟, sagte ich.

      Das Saallicht war inzwischen eingeschaltet worden. Hinten, in der letzten Reihe, saßen zwei Frauen und ein Mann. Eine der Frauen weinte leise vor sich hin, eine zierliche, rothaarige. Der Attentäter stemmte sich gegen den Cop, der hinter ihm ging. Für ein paar Sekunden blieb die Gruppe stehen. Ich sah, wie der Fanatiker die drei Leute fixierte.

      Er schrie etwas in einer fremden Sprache. Es klang persisch und hörte sich nach einem Fluch an. Die größere der beiden Frauen sprang auf.

      „Du verdammter Idiot!‟, schrie sie. „Fahr zur Hölle!‟ Die Cops zerrten den Mann aus dem Saal.

      Milo und ich gingen zu den drei Leuten. Der Mann hielt die Rothaarige in seinen Armen und versuchte, sie zu trösten. Er hatte langes, strähniges Haar und ein hartes, knochiges Gesicht. Ich schätzte ihn etwas älter, als fünfundvierzig.

      „Entschuldigen Sie, Gentlemen‟, sagte die Frau, die den Attentäter angebrüllt hatte. „Ich hab eine Stinkwut! Kommt hier rein und schmeißt mit Bomben um sich! Diese Fanatiker! Irgendeiner sieht die Welt anders als sie – und sie stimmen ein gehässiges Gebrüll an und bringen Tod und Verderben!‟ Sie stemmte die Fäuste in die Hüften. „Das darf doch nicht wahr sein, oder?!‟

      Sie hatte rotblondes Haar, und einen großen Mund mit vollen Lippen. Ziemlich groß war sie und eher kräftig gebaut. Im Rückblick würde ich nicht sagen, dass Sharon eine Schönheit war. Aber sie hatte das gewisse Etwas. Schon die Art, wie sie mit ihren großen, blaugrauen Augen funkelte.

      „Ich kann ihre Wut verstehen‟, sagte ich.

      „Wir sind auch wütend, glauben Sie uns das.‟ Milo ließ sich auf einem der Klappstühle nieder. „Leider sind solche Leute nicht vom Aussterben bedroht.‟

      „Ja, leider.‟ Sie kam näher. „Ich bin Sharon Lewis. Sie waren Klasse, Sie beide! Einfach toll! Vielen Dank!‟ Sie drehte sich nach den anderen beiden um. „Das arme Mädchen da heißt Eve O′Sullivan. Sie hat dieses Theaterstück geschrieben. Und jetzt ist sie ziemlich fertig.‟

      Das „Mädchen‟ war ein paar Jahre älter Sharon. Mitte bis Ende dreißig schätzte ich. Ihre schwarze Lederkleidung und ihr kurzes, feuerrot gefärbtes Haar wollten nicht recht zu dem heulenden Elend passen, dass sie bot. „Und das ist mein Kollege Mike Valezki.‟ Der Mann brummte irgendetwas Unverständliches und nickte kurz.

      Meine Augen wanderten immer wieder zu Sharon. Sie war nicht besonders auffällig gekleidet – eine enge, bunte Hose, ein seidenes, schwarzes T-Shirt – und trotzdem: Sie gehörte zu der Sorte Frauen, die selbst mit einem schmierigen Overall noch etwas Edles und Elegantes ausstrahlen. Das T-Shirt war СКАЧАТЬ