Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015. A. F. Morland
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СКАЧАТЬ gab sich deshalb aber noch nicht geschlagen. Im Gegenteil. Er bekam einen richtigen Wutanfall. Das, was ihm eben passiert war, hatte ihm wahrscheinlich noch keiner gemacht.

      Er stürmte auf mich los, nahm den Kopf zwischen die Schultern und drehte seine mächtigen Fäuste wild. Ein Treffer hätte genügt, um mich neben Ernie zu werfen.

      Ich steppte nach links und hackte mit der Handkante nach seinem wulstigen Hals. Das ließ ihn in die Knie gehen.

      Um sich schneller aufrichten zu können, hielt er sich am Wagen fest. Ich erkannte sofort meine Chance, fasste nach der Tür und schleuderte sie zu. Er hatte die Finger dazwischen. Sein Geheul war weithin hörbar. Es weckte sogar Ernies Lebensgeister wieder.

      Der Gorilla rollte sich auf die Knie und sprang mich knurrend an, während Eddie um seine Finger jammerte. Irgendwie schaffte es Ernie, in meinen Rücken zu gelangen. Noch ehe ich es verhindern konnte, fasste er mich fest von hinten.

      Jetzt wollten sie jenes Spiel wiederholen, das sie heute schon einmal gespielt hatten, und zwar mit Daniel Rackin in dessen Bar.

      Eddie stellte sich mit blutunterlaufenen Augen vor mir auf.

      Doch mein Name war nicht Daniel Rackin. Ich war nicht nur um viele Jahre jünger als dieser, ich war auch härter im Nehmen, war erprobter im Kampf und hatte mit mehr Finten aufzuwarten als dieser.

      Eddie brachte keinen einzigen Schlag an. Ich ließ Ernie die Freude, mich festzuhalten, stemmte mich an ihm hoch und knallte Eddie beide Schuhabsätze gleichzeitig ins Gesicht.

      Ich sah ihn fallen. Dann landete ich mit den Beinen wieder auf dem Boden, nutzte diesen Schwung sofort aus, krümmte den Rücken, und Ernie flog in hohem Bogen über mich hinweg.“

      Es war ein hässliches Geräusch zu hören, als er mit dem Schädel hart auf dem Asphalt landete.

      Nun war ich am Zug.

      Ich schenkte ihnen keine Sekunde. Meine Hand glitt mit einer fließenden Bewegung zum Schulterholster. Im nächsten Moment hatte ich meine Knallfackel blankgezogen.

      Eddie und Ernie konnten es einfach nicht fassen. Meine Schnelligkeit verwirrte sie nicht nur, sie verblüffte sie sogar. Zögernd richteten sie sich auf. Ihre Augen waren starr auf die Mündung meiner Waffe gerichtet. Dass ich sie nicht erschießen würde, das wussten sie. Aber konnten sie damit rechnen, dass ich überhaupt nicht abdrücken würde? Eine Kugel im Bein oder in der Schulter tut auch ganz schön weh.

      Keuchend glotzten sie auf mein Krawalleisen. Ihre beiden Gesichter waren große Fragezeichen. Was würde nun kommen? Was würde Calder nun mit ihnen tentieren?

      „So, ihr Lumpensammler“, schnaubte ich drohend. Sie hatten mir gehörig eingeheizt, die beiden. Ich schwitze mächtig. Mein Atem rasselte in der Kehle und machte mich darauf aufmerksam, dass ich in Zukunft weniger rauchen sollte, wenn ich länger fit bleiben wollte. Wie wichtig es war, dass man fit blieb, hatte das eben erst überstandene Erlebnis gezeigt.

      „Jetzt mal 'raus mit der Sprache!“, bellte ich die Schläger an.

      Ihre Köpfe waren puterrot. Es war der Zorn, die Überanstrengung, der Hass und die Scham darüber, dass sie es zu zweit nicht geschafft hatten, mich fertigzumachen.

      „Was wollt ihr von mir?“, schnauzte ich sie an. Sie schwiegen. „Wer schickt euch?“

      Sie sagten keinen Ton. Ich hätte es vielleicht aus ihnen herausprügeln können, aber ich wollte nicht, dass der ganze Rummel noch mal von vorn losging.

      „Wohin sollt ihr mich bringen?“

      Ein Grab hätte nicht besser schweigen können als die beiden.

      Trotzdem war ihnen anzusehen, dass sie Angst vor mir hatten. Angst vor mir und meinem Ballermann ...

      9

      Mary Scott ließ die Jalousie vor dem Fenster herunterrasseln. Dann begann sie nach einem genauen Plan den Schmuck abzunehmen. Die Brosche wanderte in die ohnedies schon zu reichlich gefüllte Schatulle, in der kostbare Juwelen glitzerten, die Perlenkette, die James ihr abgenommen hatte, wanderte hinterher. Dann streifte die alte Frau die beiden Brillantringe von den dürren Fingern, nahm hinterher das Armband ab. Als sämtlicher Schmuck in der Schatulle verstaut war, schloss sie den Deckel und trug das mit Schweinsleder überzogene Köfferchen zum Wandsafe, wo sie es sorgfältig einschloss.

      Nun begann sie sich zu entkleiden. Sie zog den Reißverschluss ihres altmodischen Kleides auf und streifte es von ihren hageren Schultern. Das Gebilde aus teurem Stoff raschelte an ihrer mageren Figur nach unten. Sie stieg aus dem Kleid und warf es auf das Bett.

      Dann begab sie sich ins Bad. Die Wanne war bereits bis an den Rand gefüllt. Sie drehte den Warmwasserhahn ab. Der Spiegel des Schrankes war vom Dampf beschlagen. Sie konnte sich darin nicht sehen. Das störte sie. Deshalb nahm sie ein Handtuch und wischte so lange über den Spiegel, bis ihr faltiges Gesicht darin wieder zu erkennen war.

      Ein riesiger Schaumberg türmte sich in der Wanne. Mary Scott prüfte die Temperatur und war damit zufrieden. Wenn auch der Arzt immer wieder vor zu heißen Bädern warnte — sie liebte ein heißes Bad.

      Sie kehrte ins Schlafzimmer zurück und streifte das Unterhemd ab. Es hatte die Farbe von blassem Flieder. Es passte nicht zu dem rehbraunen Kleid, das sie darüber getragen hatte, doch das störte sie nicht. Außer ihr bekam dies ja niemand zu sehen.

      Nun stand sie vor dem Wandspiegel. Sie betrachtete sich nachdenklich, während sie sich weiter entkleidete. Alles war runzelig, alt, eingetrocknet, schlaff. Sie war kein schöner Anblick mehr.

      Dabei war sie einmal eine schöne, attraktive Frau gewesen.

      Einmal! Gott, wie lange war das schon her. Die Männer, die ihr damals den Hof gemacht hatten, lebten heute nicht mehr. Keiner von ihnen lebte mehr. Nur sie lebte immer noch.

      Immer noch! Sie war neunundsiebzig. Neunundsiebzig und allein. Sehr allein.

      James? Der zählte nicht. James war Chauffeur. Ihn zählte sie nicht zu ihresgleichen.

      Mary Scott trug einige Illustrierte ins Bad. Sie las gern, wenn sie in der Warme saß. Sie las gern und hörte gern Musik dazu. Deshalb trug sie auch das Radio ins Bad. Sie hatte extra dafür ein langes Kabel gekauft, denn die strengen Sicherheitsvorschriften gestatteten keine Steckdose im Badezimmer.

      Sie stellte das Radio an.

      „Mozart“, sagte sie nach den ersten Takten, die sie vernahm. Sie lauschte kurz. Dann nickte sie. „Konzert für Klavier und Orchester, Es-Dur, Köchelverzeichnis ...“ Das wusste sie СКАЧАТЬ