Mit Killern muss man teilen: Thriller Sammelband 11 Krimis. A. F. Morland
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      „Kennt jemand die Stimme?“, fragte Katharina.

      Joswig zuckte mit den Schultern „Wüsste nicht.“

      Rudolf Thielke blickte auf seine Armbanduhr und erhob sich. „Offenbar geht alles schneller, als wir erwartet haben“, sagte er. „Ich werde jetzt in mein Hotel fahren. Sieht ganz so aus, als wäre ich morgen Abend wieder zuhause.“

      Katharina war anderer Ansicht, doch sie schwieg. Irgendetwas an dieser Geschichte kam ihr merkwürdig vor. Aus Erfahrung wusste sie, dass eine Erpressung aus Sicht von professionell vorgehenden Tätern ein Projekt war, das lange vorbereitet werden musste. Man brauchte außerdem organisatorisches Geschick und Kreativität. Von der Zielauswahl bis zum späteren Geldausgeben durfte nichts dem Zufall überlassen werden, wenn das Geschäft „Ware gegen Geld“ aufgehen sollte. Somit gab die Planungsqualität sofort einen ersten Aufschluss über deren Professionalität.

      7

      Am nächsten Vormittag meldete sich der Anrufer wieder. Rudolf Thielke hatte auf Anweisung seines Chefs eine halbe Million D-Mark in gemischten Scheinen bereitstellen lassen. Die pralle Tasche hielt er wie ein Baby auf den Knien.

      „Eine Frage“, begann der Anrufer. „Wer ist die Frau, die den VW-Golf fährt? Und wer ist der Kleine in dem BMW?“

      Katharina nickte anerkennend. Die Männer hatten also die Umgebung von Joswigs Haus beobachtet.

      „Das sind die Leute von der Versicherung“, beantwortete Joswig die misstrauische Frage des Anrufers.

      „Keine Polizei?“, vergewisserte sich der Mann.

      „Ich bin doch nicht verrückt“, erwiderte Joswig. „Kommen wir zur Sache. Wo kann sich die Frau von der Versicherung mit Ihnen treffen?“

      „Sie kommen nicht selbst? Haben wohl Angst, was? Sagen Sie ihr, sie soll allein kommen und das Geld in einer Tasche bereithalten. Treffpunkt ist der Rüdersdorfer Kalkberg. Haben Sie das?“

      „Ja. Und um welche Zeit soll die Übergabe stattfinden?“

      „Gegen zwölf Uhr“, antwortete der Mann. „Wir müssen sichergehen, dass sie nicht verfolgt wird.“

      „In Ordnung. Die Frau von der Versicherung wird sich natürlich davon überzeugen, dass die Filmdosen unversehrt sind, bevor sie Ihnen das Geld übergibt.“

      „Dagegen haben wir nichts einzuwenden. Die Dosen sind immer noch versiegelt. Aber vergessen Sie eins nicht: Sobald wir nur einen einzigen Bullen sehen, gehen die Filme in Flammen auf.“

      „Sie haben mein Wort.“

      „Ach ja, noch etwas. Sollten sich in der Tasche alte Zeitungen befinden, wird es mir ein Vergnügen sein, die Filme zu verbrennen. Haben wir uns verstanden?“

      „Vollkommen.“

      Der Anrufer legte auf. Katharina spulte die Kassette zurück und ließ das Band noch einmal ablaufen. Die Anweisungen waren klar und unmissverständlich. Offenbar hatten die Täter viel Zeit mit der Planung verbracht.

      „Ich fahre natürlich mit Ihnen“, sagte Thielke. „Ich bin für das Geld verantwortlich und muss mich von der Echtheit der Ware überzeugen.“

      „Ich habe nichts dagegen einzuwenden“, entgegnete die Detektivin.

      8

      Gegen elf Uhr starteten Katharina Ledermacher und Rudolf Thielke in ihrem VW-Golf die Fahrt zum Rüdersdorfer Kalkberg östlich von Berlin.

      Thielke hatte sich auf dem Rücksitz in eine Ecke gedrückt und presste die Tasche mit dem Geld fest an sich. Ein besorgter Ausdruck lag auf seinem Gesicht.

      „Die Sache gefällt mir nicht“, meinte er. „Wir hätten uns auf einen anderen Treffpunkt einigen sollen. Das ist eine ideale Gegend, um uns auszurauben.“

      „Dazu gehören immer zwei“, gab Katharina gelassen zurück.

      Es herrschte nicht viel Verkehr. An einer Kreuzung fuhr ihr ein anderer Wagen, der die Vorfahrt missachtete, beinahe links in die Seite. Bremsen quietschten. Katharina ließ das Fenster herunter. Der andere Fahrer ebenfalls.

      „Tut mir leid“, sagte er. „Ich habe Sie nicht gesehen.“

      Zwischen die beiden Fahrzeuge passte kaum noch eine Zeitung.

      „Schlafen Sie immer hinterm Lenkrad?“, erkundigte sich Katharina. „Passen Sie nächstes Mal besser auf, verdammt noch mal.“

      Er entschuldigte sich wortreich. Katharina ließ den Motor wieder an und fuhr weiter. Glück gehabt, dachte sie. Es gab Zeitgenossen, die bei so einem Vorfall aus dem Wagen sprangen und den anderen Fahrer am Kragen packten; aber zu denen gehörte sie nicht. Trotzdem hatte sie sich ziemlich erschreckt, und sie fuhr langsamer. Immer wieder schaute sie in den Rückspiegel. Einmal glaubte sie, von einem Wagen verfolgt zu werden. Es war ein gelber Mercedes. Nach einigen Minuten merkte Katharina, dass sie sich getäuscht hatte. Der Wagen verschwand in einer Seitenstraße. Sie warf einen Blick in den Innen- und Außenspiegel, warf sogar einen Blick zurück über die Schulter. Thielke blieb das natürlich nicht verborgen.

      „Irgendetwas nicht in Ordnung?“, fragte er.

      „Ich weiß es nicht“, antwortete Katharina.

      Hinter ihnen fuhr ein dunkelblauer Wagen. Es ließ sich leicht feststellen, ob es der Fahrer auf sie abgesehen hatte. Sie brauchte nur den nächsten Block zu umrunden. Wenn das dunkelblaue Fahrzeug dann immer noch hinter ihnen war, hatte sie Gewissheit. Sie blinkte rechts. Der blaue Wagen ebenfalls. Katharina behielt das Fahrzeug im Auge und bog um die Ecke. Der Wagen folgte ihnen. Sie blinkte abermals rechts. Der Insasse des anderen Wagens tat es nicht. Aber das musste nicht unbedingt bedeuten, dass er geradeaus weiterfahren würde.

      Katharina bog ab und verringerte die СКАЧАТЬ