Gesammelte Erzählungen und Gedichte. Joachim Ringelnatz
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Название: Gesammelte Erzählungen und Gedichte

Автор: Joachim Ringelnatz

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Историческая литература

Серия:

isbn: 9783958555174

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      Das Schlüsselloch

      Das Schlüsselloch, das im Haupttor saß,

      Erlaubte sich nachts einen Spaß.

      Es nahten Studenten

      Mit Schlüsseln in Händen.

      Da dachte das listige Schlüsselloch:

      Ich will mich verstecken,

      Um sie zu necken!

      Worauf es sich wirklich seitwärts verkroch.

      Alsbald nun tasteten die Studenten

      Suchend,

      Fluchend;

      Mit Händen

      An Wänden.

      Und weil sie nichts fanden, zogen sie weiter.

      Schlüsselloch lachte heiter.

      (Die Herren erreichten ihr Zimmer nimmer.

      Eigentlich war die Sache noch schlimmer.

      Ich selbst war nämlich bei den Studenten –

      Doch lassen wir es dabei bewenden.)

      Die Frau mit der Reiherfeder

      Ich weiß nicht genau,

      Warum ich so oft an die bleiche Frau

      Mit der weißen Reiherfeder denke,

      Mich immer in den Gedanken versenke:

      Wie könnte es werden, wie würde es sein,

      Wäre sie dein. – –

      Ich weiß es nicht und frage vergebens.

      Sie ist auf dem bunten Wege des Lebens

      Irgendwo still an mir vorüber gegangen,

      Die schöne Frau mit den bleichen Wangen.

      Sie hat mich mit kalten Blicken gemessen;

      Wir haben kein einziges Wort getauscht,

      Doch sie hat mich mit fremdem Zauber berauscht,

      Dass ich sie nimmer werde vergessen.

      Etwas wie sehnende, nagende Glut

      Will mir das pochende Herz zerreißen;

      Denk ich der bleichen Frau mit der weißen,

      Wehenden Reiherfeder am Hut.

      Ein Pflasterstein, der war einmal

      Ein Pflasterstein, der war einmal

      Und wurde viel beschritten.

      Er schrie: „Ich bin ein Mineral

      Und muss mir ein für allemal

      Dergleichen streng verbitten!”

      Jedoch den Menschen fiel’s nicht ein,

      Mit ihm sich zu befassen,

      Denn Pflasterstein bleibt Pflasterstein

      Und muss sich treten lassen.

      Ferngruß von Bett zu Bett

      Wie ich bei dir gelegen

      Habe im Bett, weißt du es noch?

      Weißt du noch, wie verwegen

      Die Lust uns stand? Und wie es roch?

      Und all die seidenen Kissen

      Gehörten deinem Mann.

      Doch uns schlug kein Gewissen.

      Gott weiß, wie redlich untreu

      Man sein kann.

      Weißt du noch, wie wir’s trieben,

      Was nie geschildert werden darf?

      Heiß, frei, besoffen, fromm und scharf.

      Weißt du, daß wir uns liebten?

      Und noch lieben?

      Man liebt nicht oft in solcher Weise.

      Wie fühlvoll hat dein spitzer Hund bewacht.

      Ja unser Glück war ganz und rasch und leise.

      Nun bist du fern.

      Gute Nacht.

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      Joachim Ringelnatz

      11 Novellen

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      ISBN: 978-3-95855-227-2

      fabula Verlag Hamburg, 2016

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