Название: Gesammelte Erzählungen und Gedichte
Автор: Joachim Ringelnatz
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783958555174
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Doch ich habe mir selber mein Glück zerstört.
Das war im Englischen Garten.
Da gab mir’s der Teufel ein,
Daß ich – um auf Gustav zu warten –
In der Nase bohrte, ich Schwein.
Gustav hat alles gesehn.
Er sagte: Das sei kein Benehmen.
Was hilft es nun, mich zu schämen.
Gewitter
Oben in den Wolken krachte der Donner.
Am Ufer des Indischen Ozeans balzte ein Kind.
Würde der Mond noch monder, die Sonne noch sonner,
So würden die Menschen vielleicht noch drehlicher, als sie schon sind.
Tausend Menschen lachten und weinten;
Sechs von dem Tausend wußten, warum;
Zwei von den sechsen aber meinten
Von sich selber, sie seien eigentlich dumm.
Breite Straße filmte mir vorbei,
Links und rechts mit Lichtern und Reflexen
Fechtend und mit Worten und Geschrei.
Helle Nacht ergoß sich brausend.
Und ich grüßte ehrfurchtsvoll die zwei,
Und ich beugte staunend mich den sechsen,
Kniete, echt und bettelnd, vor dem Tausend.
Vor dem Grand Hotel zu den Drei Mohren
Kreiste jämmerlich ein Hund und schiß.
Nebenbei, von irgendwem verloren,
Lag ein künstliches Gebiß.
Doch ich räusperte und spie,
Und ich rotzte,
Bis ich einer weichen Phantasie
Würdig trotzte.
Und zur gleichen Zeit mag ein Kommis
(Elegante Kleidung – sauber – Schaf)
Auf dem Teppich heiß gestammelt haben,
Einer, der vom lieben Gott was wollte,
Der Zahnfleischkranke
Was geht mich der Frühling, was geht mich dein dummes Gesicht,
Dein Leben an. Aber nur weine nicht.
Geh, Mädchen! Geh! Geh!
Mir tun meine Zähne,
Deine Knietschträne tut noch mehr weh.
Eine entzündete Wurzelhaut
Kennt keine Braut,
Noch Kunst noch Konstabler.
Wer mir jetzt eins in die Fresse haut,
Oder ein Kinnladenschuß
Wären immerhin diskutabler.
Sterben jetzt, wäre Genuß.
Siehst du den gelben Schaum?
Das Fleisch ist ganz weich.
Selbst wenn ich schliefe,
Blähen versäumte Präservative
Sich Luftschiffen gleich
In meinen Traum.
Stochern muß ich; gib eine Gabel!
Aus dem Tagebuch eines Bettlers
Ich klingelte. Ich bettelte um Brot.
Um alte Sachen.
Ich beschrieb anschaulich die Not.
Ich kann so eine jämmerliche Miene machen.
Meine Familie sei teils hungrig, teils tot.
Nur ein kleines, hartes, verschimmeltes Restchen Brot,
Womit ich eigentlich Geld meinte.
Der Herr verneinte.
Ich versuchte diverse Gebärden.
Ich kann so urplötzlich ganz mager werden.
Ich taumelte krank.
Ich – stank.
Da wurde ich gepackt.
Fünf Minuten später war ich nackt.
In einer Wanne im Bad
Bei dreißig Grad.
Ich weinte. – Ich wußte:
Hier half kein Beteuern.
Man fing an, meine Kruste
Herunterzuscheuern.
Dieser Herr war ein Schelm.
Ich wurde auf die Straße gestoßen.
Ich fand mich in schwarzen Hosen,
Lackschuhen, СКАЧАТЬ