Wahre Wunder geschehen manchmal: Arztroman Sammelband 4 Romane. A. F. Morland
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      Von da an sackten Roberts sportliche Leistungen in den Keller.

      Stefanie hatte sich mit ihm ausgesprochen. Er hatte gesagt, sie brauche sich nicht zu rechtfertigen, sie könne ihr Leben so gestalten, wie sie es für richtig halte, mit welchem Partner auch immer.

      Sie vertrugen sich danach wieder, aber nicht mehr so gut wie früher. Der Schmerz, den Robert diesmal hatte hinnehmen müssen, saß einfach zu tief.

      Deshalb ging er Stefanie auch tunlichst aus dem Weg, und wenn Erik Frings mit ihm über sie sprechen wollte, sagte er rau: „Wir können über jedes Thema reden, nur nicht über dieses. Das ist für mich erledigt, abgehakt, vergessen.“

      „Schade“, meinte der Trainer bedauernd.

      „Warum sagst du mir nicht, dass du mit meinen sportlichen Leistungen nicht mehr zufrieden bist?“

      „Jeder kann mal so eine Krise durchmachen“, erwiderte Erik Frings gelassen. „Man darf so etwas nicht überbewerten. Es wird schon wieder aufwärts gehen.“

      Robert schüttelte finster den Kopf. „Da kommt nicht mehr viel, Erik.“

      „Du musst an dich glauben.“

      „Ich bin vierundzwanzig“, wandte Robert ein.

      „Du hast noch ein paar gute Jahre vor dir.“

      Robert zog die Augenbrauen zusammen. „Ich glaube, ich sollte besser ans Aufhören denken.“

      „Du bist verrückt.“

      „Es ist deprimierend, der guten Form, die man mal hatte, nachzulaufen“, sagte Robert. „Ich sehe keinen Sinn mehr darin, so hart zu trainieren. Ich bin nicht mehr motiviert.“

      „Ich werde dich schon wieder auf Vordermann bringen, verlass dich drauf, Junge. Wenn du das Handtuch wirfst, nehme ich dir das persönlich sehr übel. Kannst du es dir leisten, den besten Freund, den du jemals hattest, der mit dir durch dick und dünn gegangen ist und für dich jederzeit durchs Feuer gehen würde, zu verlieren?“

      „Ach, Erik“, meinte Robert niedergeschlagen, „das Leben könnte so schön sein, wenn bloß ein paar Dinge anders wären, als sie sind.“

      27

      Drei Tage später ließen Stefanie Behrensen und Matthias Wylander eine sensationelle Bombe platzen: Sie teilten der Presse offiziell mit, dass sie die Absicht hatten zu heiraten. Nun ging Robert Rahner völlig in die Knie, denn bis jetzt hatte er noch einen ganz vagen Hoffnungsschimmer gehabt. Damit war es aber jetzt ein für allemal vorbei.

      Es fiel Robert unendlich schwer, Stefanie und Matthias Glück zu wünschen. Er brachte es fast nicht heraus. Eine eiserne Hand drückte seine Kehle schmerzhaft zu.

      Es tat verdammt weh, zu sehen, wie glücklich Stefanie war. Sie war bei Matthias’ Eltern gewesen und war von diesen sehr herzlich aufgenommen worden.

      Und ihre Glückssträhne ging weiter. Die Werbefirma, die mit ihr mehrere Fernsehspots drehen wollte, war von den Probeaufnahmen sehr angetan.

      Man bot ihr einen großzügigen Vertrag an, und sie unterschrieb. In zwei Monaten sollte das Projekt zügig realisiert werden. Stefanie freute sich schon sehr auf ihre ersten filmischen Gehversuche.

      Robert zog sich indessen mehr und mehr in sein Schneckenhaus zurück. Beim nächsten Meeting, es würde in München stattfinden, würde er krankheitshalber fehlen, das wusste er heute schon.

      Stefanie merkte nicht, wie schlecht es dem Freund ging. Sie schwebte im siebenten Himmel und verbrachte jede freie Minute damit, sich nach einem hübschen Brautkleid umzusehen. Man zeigte ihr die schönsten Kreationen, aber sie konnte sich für keines der Kleider entscheiden, denn sie hatte im Hinterkopf eine ganz bestimmte Vorstellung, und einem solchen Entwurf begegnete sie nirgendwo.

      Sie wollte als Braut so hinreißend aussehen wie ihre Tante Maria. Als sie der das sagte, fühlte sie sich natürlich sehr geschmeichelt. Tante Maria war Italienerin, heißblütig und schön. Stefanies Onkel, der Bruder ihres Vaters, hatte sie anlässlich einer Kunstauktion in Verona kennengelernt und sich Hals über Kopf in sie verliebt. Sechs Wochen später hatten sie geheiratet, und sie waren nach fünf Jahren Ehe noch immer so glücklich wie am ersten Tag.

      Nie hatte Stefanie eine schönere Braut gesehen, und mit diesem Bild vor Augen suchte sie ein Brautkleid für sich, ohne eines zu finden, das dem Ideal auch nur annähernd entsprochen hätte.

      „Man näht in München eben anders als in Verona“, sagte Maria Behrensen, die früher Scarlatti geheißen hatte, zu ihrer Nichte. Sie sprach sehr gut Deutsch mit einem aparten italienischen Akzent. Seit Tagen war sie mit Stefanie unterwegs.

      „Meinst du, es ist für eine erstklassige Schneiderin schwierig, dein Kleid zu kopieren, Tante Maria?“, fragte Stefanie.

      Maria Scarlatti Behrensen blieb mitten in der Fußgängerzone stehen und funkelte ihre Nichte aus dunklen Glutaugen an. „Warum willst du eine Kopie tragen, wenn du das Original haben kannst, Cara?“

      Menschen gingen vorbei. Nicht weit von ihnen entfernt saß ein Balalaikaspieler auf einem Klapphocker und spielte russische Weisen.

      „Das Original?“, fragte Stefanie.

      „Ja“, nickte Tante Maria.

      „Du meinst dein Brautkleid?“

      „Es liegt in einer Truhe und ist so gut wie neu“, erklärte die quirlige Tante mit der für Italiener typischen Gestik. „Ich habe es nur ein einziges Mal angehabt, und es würde mich sehr glücklich machen, wenn du es zu deiner Hochzeit tragen würdest. Ich weiß nicht, wie das bei euch ist, bei uns in Italien soll eine Braut am Tag ihrer Hochzeit etwas Gekauftes, etwas Geliehenes und etwas Geschenktes tragen.“

      Stefanie schüttelte den Kopf. „Hab’ ich noch nie gehört.“

      „Möchtest du mein Brautkleid mal probieren?“, fragte Tante Maria mit südländischem Temperament. „Nur probieren. Wenn du hinterher nein sagst und meinst, du möchtest lieber ein anderes Kleid tragen, bin ich nicht gekränkt.“

      „Einverstanden“, sagte Stefanie. Tante Maria nahm ihre Hand, verließ mit ihr auf dem kürzesten Wege die Fußgängerzone, hielt ein freies Taxi an und nannte dem Fahrer ihre Adresse.

      Das Haus von Onkel Othmar und Tante Maria war geschmackvoll eingerichtet. Ohne den geringsten Stilbruch war hier antik mit modern zu einem behaglichen Ganzen gemischt.

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