Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga. Pete Hackett
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Читать онлайн книгу Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga - Pete Hackett страница 25

Название: Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga

Автор: Pete Hackett

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Вестерны

Серия:

isbn: 9783745213249

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СКАЧАТЬ Der Colonel unterbrach ihn kein einziges Mal. Doch seine Miene verfinsterte sich mehr und mehr, und als Whitlock geendet hatte, grollte die Stimme des Fortkommandanten: »Wie konnten Sie Ihre Truppe verlassen, Lieutenant? Sie haben Billinger und die Männer sich selbst überlassen und dem Untergang preisgegeben. Welcher Teufel hat Sie geritten, als Sie sich entschlossen, die Skalpjäger zu jagen und zu stellen?«

      »Da waren die toten Indianer, Sir. McAllister starb im Kampf mit den Banditen. Und dann töteten Wilburn und seine beiden letzten Kumpane Cameron und Mahoney aus dem Hinterhalt. Ich musste diese Schufte zur Rechenschaft ziehen, Sir, ich konnte nicht anders, ich war es meinen Männern schuldig.» Er hob die Schultern, straffte sie. »Nun, es ist uns gelungen, die Bande aufzureiben. Wilburn und Farley sitzen in Fort Bliss hinter Schloss und Riegel. Und wenn der Winter vorbei ist, wird der Kommandant von Fort Bliss die beiden Banditen nach New Mexiko ausliefern, wo die Kerle vor Gericht gestellt werden können.«

      »Ihrem persönlichen Erfolg haben Sie mehr als zwei Dutzend Männer geopfert, Lieutenant.«

      Whitlock schwieg. Es war die dritte Patrouille, die verheizt worden war. Irgendwann aber musste man einen Schuldigen präsentieren. Er, Whitlock, kam wie gerufen. Man würde ihm Befehlsmissachtung und Unfähigkeit vorwerfen, ihn degradieren und mit Schimpf und Schande aus der Armee entlassen. Der Magen krampfte sich ihm beim Gedanken daran zusammen. Sein Gesicht hatte sich verschlossen. Trübe lag die Zukunft vor ihm. Er stand sozusagen vor den Scherben einer Illusion, die ihn einst bewogen hatte, den blauen Rock anzuziehen, der Illusion, mitzuhelfen, diesem Land Frieden zu geben.

      Er beschloss, die Flinte nicht ins Korn zu werfen, zu kämpfen und sich nicht wie ein Hammel zur Schlachtbank führen zu lassen.

      Colonel McIntosh schaute zerknirscht drein. »Warum sagen Sie nichts?«

      Whitlock fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen und befeuchtete sie. »Sir«, sagte er dann mit klarer, präziser Stimme, »ich räume ein, vielleicht einen Fehler gemacht zu haben. Ja, mein Zorn auf diese Banditen war wohl stärker als das Verantwortungsbewusstsein für meine Männer. Wobei ich nach wie vor der Meinung bin, ihr Schicksal in die Hände eines erfahrenen und erprobten Unteroffiziers gelegt zu haben. Ich glaube auch nicht, dass ich durch meine Anwesenheit die Patrouille hätte retten können.«

      Der Colonel kniff die Lippen zusammen, nickte und sagte. »Das sehe ich auch so. Dennoch... Nun, es wird mir obliegen, zu entscheiden, ob ich Sie vor das Kriegsgericht stelle oder nicht, Lieutenant. Ich bin ziemlich zwiegespalten. Einerseits haben sie verhängnisvolle Fehler gemacht, andererseits aber...«

      McIntosh starrte Whitlock an. Der Lieutenant erwiderte den Blick. »Vielleicht fehlt es mir am Unrechtsbewusstsein, Sir«, murmelte er. »Aber ich sah es schon als meine Aufgabe an, diesen Kerlen, die die Unruhe unter den Apachen schürten, das blutige Handwerk zu legen. Selbst wenn ich bei der Patrouille geblieben wäre – es hätte nichts an ihrem Schicksal geändert. Der einzige Unterschied wäre gewesen, dass Sie einen weiteren Namen auf die Liste der Toten hätten setzen müssen, Sir, nämlich den Namen Tyler Whitlock.«

      »Ich werde darüber nachdenken, Lieutenant.« McIntosh beugte seinen Oberkörper etwas weiter über den Schreibtisch. »Es gibt, Victorio betreffend, gravierende Neuigkeiten, Lieutenant. Er hat einen Unterhändler geschickt und sich bereit erklärt, aufzugeben, wenn die Armee den Familien der Warm-Springs-Apachen erlaubt, San Carlos zu verlassen und nach Ojo Caliente zurückzukehren.«

      Es war, als hätte jemand Whitlock mit einem glühenden Draht berührt. Sein Mund klaffte auf, er musste zweimal ansetzen, dann stieß er hervor: »Victorio hat angeboten, zu kapitulieren?«

      »Ja. Allerdings stellt er Bedingungen. Wir aber wollen die bedingungslose Kapitulation.«

      »Was mag ihn dazu veranlasst haben?«

      »Der harte Winter. Den Patrouillen aus Fort Wingate haben die Apachen trotzen können. Die Natur jedoch ist stärker als sie. Der erneute Wintereinbruch hat Victorio und seinen Renegaten den Rest gegeben.«

      »Weiß Victorio, was ihm blüht?«

      »Für den Fall, dass er sich ergibt, habe ich ihm Straffreiheit zugesichert. Aber er bleibt dabei, nur aufzugeben, wenn die Familien seiner Krieger und natürlich auch die Krieger nach Ojo Caliente zurückkehren dürfen. Andernfalls will er den blutigen Krieg weiterführen, und er wird Boten nach San Carlos und Tularosa ins Mescalero-Reservat schicken, die junge Krieger bewegen sollen, sich seinem Freiheitskampf anzuschließen.«

      »Wird man sich gegebenenfalls in Washington an Ihr Versprechen halten, Sir?«

      »Das weiß ich nicht. Und letztendlich ist es mir auch egal. Mir ist wichtig, dass dieser verdammte Krieg beendet wird. Was aus Victorio wird, berührt mich nicht. Mein Versprechen hat er. Wenn andere, kompetentere Leute, es brechen, so soll das nicht mein Gewissen belasten.«

      »Warum gehen Sie nicht auf die Forderung Victorios ein?«

      »Ich habe einen Boten nach Santa Fe geschickt, damit er nach Washington telegrafiert. Er ist noch nicht mit der Antwort eingetroffen. Bis er eintrifft, ist es mir wichtig, mit Victorio und seinen Getreuen wenigstens so etwas wie einen Waffenstillstand zu bewahren.«

      »Ich glaube nicht, dass Washington zustimmt«, knurrte Whitlock.

      »Um Victorio zur Aufgabe zu überreden werde ich ihn notfalls mit Lügen bedienen. Wenn wir ihn erst einmal haben, sieht die Sache ganz anders aus. Wir können ihn vielleicht sogar als Druckmittel gegen seine Warm-Springs-Gruppe einsetzen.«

      Whitlock verzog das Gesicht. Es gefiel ihm offensichtlich nicht, was der Colonel von sich gab. Es sah so aus, als wäre Colonel McIntosh bereit gewesen, Victorio auch unter Vorspiegelung falscher Tatsachen zur Aufgabe zu bewegen. Der Lieutenant erhob sich. »Damit könnte ein neuer Indianeraufstand provoziert werden«, murmelte er. »Und Blut, denke ich, ist genug geflossen.«

      »Halten Sie sich zur Verfügung, Lieutenant«, gebot der Colonel. »Ich weiß noch nicht, ob ich Ihr Verhalten ahnde. Ich werde mich mit meinen Kompaniechefs beraten, und sobald wir zu einem Ergebnis gekommen sind, erhalten Sie Bescheid.«

      »Ich denke, Sir, sie haben sich bereits entschieden«, stellte Whitlock fest.

      Die Wangenmuskulatur des Colonels vibrierte. Er stemmte sich am Schreibtisch in die Höhe, ließ die Hände liegen und stützte seinen Oberkörper mit beiden Armen ab. »Sie machen es einem nicht leicht, Lieutenant. Sie sind ein hervorragender Offizier. Männer wie Sie braucht die Armee so notwendig wie das Salz, gerade in unruhigen Zeiten wie diesen. Sie kennen die Apachen wie kein zweiter. Da ist aber auch die Tatsache, dass sie Ihre Patrouille verloren haben. Die Frage, was gekommen wäre, wenn Sie bei Ihren Männern geblieben wären, stellt sich nicht. Fakt ist, dass Sie Ihre Männer verlassen haben und sie ohne die Führung eines Offiziers mitten im feindlichen Gebiet sich selbst überließen.«

      »Darf ich gehen, Sir?«

      »Ja. Begeben Sie sich in Ihre Unterkunft. Sie stehen vorläufig unter Stubenarrest. Sobald eine Entscheidung gefallen ist, werden Sie das Ergebnis erfahren.«

      Whitlock salutierte, dann schwang er herum und ging zur Tür. Ehe er sie öffnen konnte, holte ihn die Stimme des Colonels ein. McIntosh sagte: »Ich will es nicht alleine entscheiden, Lieutenant. Und es wird im Endeffekt nicht meine Entscheidung sein. Wenn Sie denken, dass ich mich bereits entschieden habe, dann irren Sie sich. Ich möchte Sie nicht verlieren.«

      Whitlock wandte sich noch einmal um. »Bitte, Sir, ich appelliere an Ihren gesunden Menschenverstand.« СКАЧАТЬ