Sechs utopische Thriller. Conrad Shepherd
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Название: Sechs utopische Thriller

Автор: Conrad Shepherd

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783745202267

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СКАЧАТЬ gekämpft habe. Ich schätze Ihren Tee.«

      Tsamcho schob den Wandteppich an der Tür beiseite.

      Sie traten in einen viel größeren Raum mit hoher Decke und winzigen, schießschartenähnlichen Fenstern, die sehr hoch angebracht waren.

      Die modernen Schnellfeuerwaffen lagen auf einem großen Holztisch. Fünf kurzbeinige Tibetaner waren mit viel Eifer und Sachkenntnis dabei, sie zu reinigen und zusammenzusetzen.

      »Sie scheinen etwas davon zu verstehen«, bemerkte Conroy zu Tsamcho, »Ihre Leute.«

      Der Dolpo-Pa nickte. »Es sind qualifizierte Waffentechniker.«

      Auf dem großen, steinernen Feuerplatz brannte getrockneter Jakdung mit heller Flamme. Conroy sah zu, wie Tsamcho eine Handvoll zerbröselten Ziegeltee in ein Gefäß mit kochendem Wasser gab und anschließend Butter und eine Prise Salz hinzufügte.

      »Wo haben Sie eigentlich meine Ausrüstung hingetan?«, fragte er, während ihm Tsamcho den fertigen Tee reichte. Er leerte den Becher bis zum letzten Tropfen.

      »Dort nach hinten!« Der tibetanische Adlige deutete in die entfernte Ecke des langen Raumes. »Wozu brauchen Sie übrigens den Flugdrachen?«

      Conroy ließ sich den Becher noch einmal füllen und erkundigte sich, ohne auf Tsamchos Frage zu antworten: »Wie weit ist es von hier zum Thok Po?«

      »Etwas mehr als zweihundert Kilometer. Mit dem Pferd ist man in drei Tagen dort, wenn man sich beeilt.«

      »Und mit dem Buggy?«

      »Ausgeschlossen«, sagte Tsamcho mit Nachdruck. »Dort sind große Einheiten stationiert, die ständig Manöver abhalten. Seit einigen Tagen werden diese Truppen noch verstärkt, wie mir meine Späher berichteten. Rings um den Passeingang errichtet man ausgedehnte Stellungen. Wir kämen jetzt nicht mal in die Nähe des Passes, ohne nicht sofort verhaftet zu werden. Schlagen Sie sich das aus dem Kopf. Die chinesische Armee lässt nicht mal eine Maus durch den Pass.«

      »Und wenn ich drüberfliege?«

      Tsamcho zog verwirrt die Stirn in Falten. Die Hartnäckigkeit Conroys irritierte ihn.

      »Wie wollen Sie das anstellen?«

      »Mit dem Drachen. Er ist lautlos, unsichtbar in der Nacht. Von keinem Radar zu erfassen. Ich brauche nur einen entsprechend hohen Startplatz, um in das Tal einfliegen zu können.«

      »Sie sind verrückt!«

      »Nicht mehr als jeder andere. – Na ja, vielleicht doch ein kleines bisschen mehr. Aber nicht viel«, gestand Conroy grinsend.

      Langsam nickte Tsamcho, dann lächelte er, und seine Augen blitzen auf einmal.

      »Sie wollen das wirklich durchziehen, nicht wahr? Na gut, ich bin dabei. Ich kenne da einen Berg. Wir müssten allerdings einen ziemlichen Umweg machen, um weit im Rücken der Armee den Aufstieg zu wagen.«

      »Dann brechen wir am besten gleich auf«, versetzte Conroy.

      Wieder schüttelte der Dolpo-Pa den Kopf.

      »Sie sind wirklich ein verrückter Kerl, Conroy«, bekannte er.

      *

      Tsamcho hatte mit seinen Unterführern noch einiges zu bereden. Conroy ging hinaus ins Freie. Er blieb auf dem oberen Ende einer langen Steintreppe stehen und schaute in den Klosterhof hinunter.

      Er war leer bis auf ein paar Mönche, die mit dem Rücken zur Mauer nebeneinander saßen und beteten. Das monotone Murmeln drang bis zu ihm herauf.

      Es war kaum vorstellbar, dass er noch vor weniger als zwei Wochen auf dem Mond im Straflager gesessen hatte und erst vor zwei Tagen nach Schrinagar gekommen war. Und schon war er wieder mitten drin in einem Geschehen, das ihn jederzeit das Leben kosten konnte.

      Er hob den Kopf und blickte in die Richtung, in der der Thok Pa-Pass lag.

      Das Tor zur Hölle, wie sich Tsamcho geäußert hatte.

      Ob sich dort sein Schicksal erfüllte? Conroy schauderte unwillkürlich.

      Vor über fünftausend Jahren hatte ein biblischer Prophet es viel vollkommener ausgedrückt, als er es konnte:

      »Der Zeit und dem Schicksal sind alle Menschen unterworfen!«

      Er setzte sich auf die oberste Treppenstufe, zündete sich eine Zigarette an und sah sich merkwürdigerweise damit beschäftigt, über Boris Andrej Chakatow nachzudenken, der so unerwartet wieder in seinem Leben aufgetaucht war, nur um gleich darauf den Tod zu erleiden. An einem Ort, wo er ihn zuallerletzt erwartet hätte. Und auf eine Weise, für die eigentlich er und seine Leute berüchtigt und gefürchtet waren.

      Nannte man so etwas nicht Ironie des Schicksals?

      Conroy war versucht zu lachen, aber es wurde nur eine Grimasse daraus. Es war schon ein sehr ernüchternder Gedanke, dass er dem eigenen Tod nur durch einen Zufall entgangen war.

      Plötzlich schmeckte ihm die Zigarette nicht mehr. Er warf den Rest weg und stand auf, als ihm ein Gedanke kam. Hatte Chakatow ihm gegenüber nicht erwähnt, er sei hinter der gleichen Sache her? Auf Grund welcher Informationen?

      »Sie haben nicht zufällig so etwas Ähnliches wie die persönlichen Habseligkeiten Chakatows?«, fragte Conroy, als er zu Tsamcho zurückkehrte.

      Der Tibetaner deutete auf einen Tisch in der Ecke. »Einer meiner Männer hat dem Toten die Taschen geleert. Dort liegen die Sachen.«

      Conroy trat an den Tisch. Nicht viel, was von einem Menschen übrigbleibt, dachte er, als er die wenigen Stücke betrachtete. Ein Hand-Kom mit integriertem Holoprojektor, eine angebrochene Packung Zigaretten – Jehejuan Filter und keine Papyrossi! – und eine altmodische Brieftasche. Er nahm die Dinge an sich und setzte sich damit auf die durch jahrzehntelangem Gebrauch polierte Holzbank. Die Brieftasche enthielt ein paar Banknoten sowie eine Kodekarte für ein Hotel in Tschiba. Nichts Privates, wofür Conroy irgendwie dankbar war. Trotzdem war er enttäuscht, dass sich seine Vermutung als Fehlschlag herausstellte. Er wollte die Brieftasche schon wieder aus der Hand legen, als er etwas Hartes in einer Ecke spürte. Nach kurzem Kramen brachte er eine runde Scheibe in einem transparenten Etui zum Vorschein.

      »He, was haben wir denn da?«, murmelte er.

      Er hielt einen Holo-Datenträger in Münzengröße in der Hand.

      Conroy starrte ihn an. Sekundenlang – dann aktivierte er kurz entschlossen Chakatows Hand-Kom und schob die Minidisc in den Eingabeschlitz. Ein fünfzig mal fünfzig Zentimeter großes Holo entfaltete sich über dem Abstrahlpunkt.

      Das Innere eines Labors wurde sichtbar. Männer und Frauen liefen hektisch durchs Bild. Unverständliche Gesprächsfetzen waren zu vernehmen. Dann kam die fast flüsternde, abgehackte Stimme eines unsichtbaren Sprechers, der auf Russisch sagte: »... habe noch immer keine Gelegenheit gefunden, Professor Atabek zu kontakten... wird zu sehr abgeschirmt... bin auch nicht berechtigt, in den inneren Bereich zu gelangen... verdammt schwierig alles... noch keinen СКАЧАТЬ