Sechs utopische Thriller. Conrad Shepherd
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Название: Sechs utopische Thriller

Автор: Conrad Shepherd

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783745202267

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      Er trank aus, stellte sein Glas hin und grinste auf einmal wieder. »Jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muss mich aufs Ohr hauen. Morgen wird es ein anstrengender Tag. Ich beginne ihn gern ausgeruht. Das verhindert unnötige Komplikationen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«

      »Selbstverständlich!«, versicherte Conroy.

      *

      Auf der Rückfahrt steuerte Conroy den Hover. Er fuhr schnell und konzentriert und verhielt sich auffallend schweigsam. Seine Stirn war leicht gefurcht. Er war mit seinen Gedanken schon bei dem bevorstehenden Treffen mit diesem Skorrow.

      »Stört Sie etwas?«, fragte Nomi mit einem raschen Seitenblick.

      Conroy zuckte die Achseln und meinte ausweichend: »Vermutlich ist es nur Einbildung, aber ich hatte den Eindruck dass Ray Haan sich bei der ganzen Geschichte bei weitem nicht so zuversichtlich zu fühlen scheint, wie er uns weismachen wollte.«

      »Da täuschen Sie sich sicher, Morton«, erwiderte Nomi.

      »Na, wenn Sie es sagen.«

      Conroy konzentrierte sich auf die Straße.

      Nomi schien intuitiv zu wissen, dass er nicht gestört werden wollte. Sie schwieg, dirigierte ihn zuweilen mit leiser Stimme, wenn er an Verteilerkreisel und Ausfahrten kam. Nach zwei Dritteln des Weges begann es plötzlich zu blitzen. Regen fiel. Das Verdeck des offenen Hovers schloss sich automatisch nach den ersten Tropfen. Als sie vor dem Maniloa International angekommen waren, goss es bereits in Strömen. Conroy lenkte den Hover unter die freischwebende Konstruktion des Vordaches und trat auf die Bremse. Dann drehte er sich zu Nomi um.

      »Danke für den Abend«, sagte er. »Sehen wir uns morgen noch, ehe ich abfliege?«

      »Möglich.« Sie lächelte.

      Eine Weile schauten sie sich schweigend an. Conroy war sich nicht sicher, aber er hatte das Gefühl, dass sie darauf wartete, geküsst zu werden.

      Er ließ sie nicht länger warten, küsste sie und war überrascht von dem Eifer, mit dem sie seinen Kuss erwiderte.

      Doch dann schob sie ihn von sich.

      »Du hast ab morgen ein paar anstrengende Tage vor dir. Lassen wir's gut sein. Vielleicht haben wir später mal Gelegenheit, zusammen zu frühstücken.«

      »Okay, Mädchen«, nickte er mit einem matten Grinsen. »Bis morgen.«

      Er stieg aus und trat einen Schritt zurück. Das Aggregat summte auf. Nomi hob noch einmal die Hand, um zu winken. Dann brauste sie auf die Straße und in den Regen hinaus.

      Conroy wartete noch eine Minute, tat, als würde er ihr nachschauen. Als sie nicht mehr zu sehen war, trat er ein paar Schritte vor. Eines der grell lackierten Citycabs scherte aus dem vorüberflutendem Verkehr, als er den Arm hob. Während sich Conroy in den Sitz fallen ließ, brachte der nepalesische Fahrer den Hover schon wieder auf Fahrt.

      Conroy gab die Adresse eines Tanzpalastes in der Innenstadt an; eine von den vielen, die ihm der Rezeptionschef genannt hatte. Er würde noch zweimal das Beförderungsmittel wechseln, um seine Spur zu Skorrow etwas zu verwischen. Irgendwo in seinem Hinterkopf spukte noch immer das Fahrzeug herum, das ihnen vom Hoverport gefolgt war.

      Rund eine halbe Stunde später hielt das dritte Taxi.

      »Die Mahin Road, Sahib.«

      Conroy stieg aus und zahlte. Als er einen Blick in die Runde warf, ging ihm auf, weshalb die Stimme des Fahrers abfällig und auch ein Spur ängstlich geklungen hatte, als er sich weigerte, ihn weiter zu befördern: Vor ihm lag ein Getto-Bezirk!

      Syndikatsgebiet!

      Conroy blieb noch einen Moment stehen, nachdem sich das Citycab entfernt hatte, und betrachtete das Geschehen auf der Straße.

      Der Regen hatte aufgehört.

      Um diese Zeit herrschte in diesem Teil Schrinagars kaum nennenswerter Verkehr, und er sah auch keine gepanzerten Polizeihover. Das beruhigte ihn, denn er wollte sich keine Kontrolle seiner Person leisten. Er wusste um die Zustände in derartigen Bezirken; die überforderten Beamten der städtischen Miliz fackelten nicht lange. Und immer wieder kam es vor, dass sie jemanden in eine Zelle sperrten, um ihn dort für eine ganze Weile einfach zu vergessen.

      Auch der ständige Krieg rivalisierender Syndikatsleute, die sich in sporadisch auflodernden Gewaltausbrüchen gegenseitig umbrachten, schien für den Augenblick eine Atempause zu machen.

      Conroy holte die Nachtsichtbrille von Matrox aus der Brusttasche und setzte sie auf. Die winzigen Dioden im oberen Rand wechselten von Grün auf Rot. Die Gläser passten sich den herrschenden Lichtbedingungen an; die Weitwinkellinsen wirkten wie Spiegel und erfassten alles, was hinter und seitlich von ihm vorging. Dann setzte er sich in Bewegung.

      Nicht zu langsam, als wäre er auf etwas ganz Bestimmtes aus. Aber auch nicht so eilig, um den Argwohn der Syndikatsleute zu erregen, welche die eigentlichen Herren der Stadt waren. Laute Musik kam aus den vielen Bars, an denen er vorüberkam. Zwischen Ladenpassagen und Apartmenthochhäusern duckten sich halbzerstörte Gebäude, wenn auch die Verwahrlosung weit weniger ausgeprägt war als in den Außenbezirken der Slums. Reklamelichter summten und blitzten, und vor den Geschäften und Apartmenthäusern standen unübersehbar schwerbewaffnete Syndikatsleute, die den Schutz dieser Einrichtungen übernommen hatten.

      Die Matrox-Brille verschafften ihm einen Blick nach hinten.

      Niemand hatte sich an seine Fersen geheftet.

      Niemand schien Notiz von ihm zu nehmen.

      Die Straße führte immer tiefer in den Slumbezirk.

      Die wenigen funktionierende Laternen trugen in der feuchten Nachtluft Lichthöfe, die ihren gespenstischen Schein über Gebäude und Straße warfen. Ein Fakir hockte mit seinem Kobrakorb in einem Torbogen und schlief mit auf die Brust gesunkenem Kopf und weit offenem Mund.

      Die Gehwege waren von Unrat übersät. Conroy versuchte, nicht zu tief zu atmen, als er durch verfaulte und stinkende Abfälle aus den billigen Garküchen watete; flappende Ventilatoren husteten den Mief ins Freie. Verwahrloste Gestalten lagen zusammengerollt unter Plastikplanen an den Mauern und in Eingängen.

      Irgendwo jaulte ein Hund.

      An den Häusern waren nur selten Nummern angebracht, aber der Fahrer hatte ihm zumindest gesagt, wonach er Ausschau halten sollte.

      Er kam dem Ufer des Dschilam näher; vom Strom verbreitete sich ein Geruchsgemisch von toten Fischleibern und süßlichem Jasmin.

      Kaum entzifferbar las er an einem Haus die Nummer: 243.

      Er sah eine Reihe kleinerer, halbzerfallener Häuser – ein Obdachlosenasyl, ganz so, wie ihm der Hoverfahrer den Weg beschrieben hatte. Ein bemaltes Hartplastikstück unter einer verrußten Öllaterne besagte, dass der Preis pro Lager und Nacht 50 Paise, eine halbe Rupie betrug.

      Seinen Berechnungen nach musste er jetzt fast am Ziel sein.

      Etwas СКАЧАТЬ