Sommer Roman-Paket Unterhaltungsromane und Erzählungen: In Paris und andernorts. Sandy Palmer
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СКАЧАТЬ Wir hatten abgemacht: Kein Kind, erst noch das Leben genießen, all die Dinge tun, die später, wenn Kinder da sind, nicht mehr möglich sind. Antje sagte zu allem ja und amen - und plötzlich ist sie schwanger.«

      »Was soll sie denn machen, wenn es passiert ist?«, fragte der Mediziner.

      »Kommen Sie mir doch nicht damit, Doktor Anders. Sie als Arzt wissen doch am besten, dass so etwas heute nicht mehr einfach passiert. Man muss ein Kind wollen, um eines zu bekommen. Antje hat die Pille heimlich abgesetzt, damit sie schwanger wird. Sie dachte wohl, mich damit herumzukriegen. Wenn ein Kind unterwegs ist, wird in den meisten Fällen schnell geheiratet. Aber diese Rechnung geht in meinem Fall nicht auf. Wenn es sein muss, werde ich für das Kind zahlen, aber ich werde Antje Büchner niemals heiraten. Würden Sie ihr das bitte bestellen?«

      »Wenn Sie mich fragen«, erwiderte der Chefarzt kühl, »können Sie Fräulein Büchner keinen größeren Gefallen tun, als ihr für immer fernzubleiben. Ich bin davon überzeugt, dass sie es ohne Sie besser hat als mit Ihnen»

      25

      Der nächste Tag war ein Samstag. Dr. Anders suchte Antje Büchner zu Hause auf. Um ihr eine Freude zu machen, brachte er ihr einen Strauß Frühlingsblumen mit. Sie überfiel ihn nicht gleich mit Fragen, sondern ließ ihn ein und bot ihm Platz an.

      Auf dem Tisch lag ein angefangener Brief. Mehrere Papierknäuel lagen im Papierkorb.

      »Die schönen Blumen«, sagte Antje und stellte sie mit der Vase auf den Tisch. »Wie komme ich zu der Ehre?«

      »Mir war einfach danach, Ihnen Blumen zu schenken«, antwortete Dr. Anders.

      Die werdende Mutter lächelte. »Was würde Ihre Frau sagen, wenn sie davon erführe?«

      »Die bekommt natürlich auch einen Strauß, damit sie keinen Grund hat, sich zu beklagen«, gab der Chefarzt zur Antwort.

      »Sie sind bestimmt ein sehr guter Ehemann und Vater.«

      »Das kann ich selbst nicht beurteilen«, erwiderte der Chefarzt bescheiden. »Ich gebe mir jedenfalls Mühe.«

      Antje wies auf den Briefumschlag. »Ich bin gerade dabei, an meine Eltern zu schreiben. Sie leben in Hamburg. Ich habe seit einer Ewigkeit nichts von ihnen gehört. Die erste Fassung tippte ich mit der Schreibmaschine. Sie gab ihren Geist auf, und nun mache ich mit der Hand weiter.

      »Fällt es Ihnen schwer, Briefe zu schreiben?«, fragte der Arzt.

      »Normalerweise nicht«, gab die Frau zur Antwort.

      »Den eigenen Eltern zu schreiben, müsste Ihnen dann doch eigentlich noch leichter fallen«, sagte Dr. Anders.

      »Nicht dieser Brief«, erklärte Antje. »Es ist der erste, seit ich mein Elternhaus verlassen habe. Wir trennten uns nicht im Guten.« Sie erzählte dem Chefarzt die Geschichte.

      »Ich werde Sie nicht lange aufhalten«, sagte Dr. Anders.

      »Ich habe nicht vor, diesen Brief schon Montag einzuwerfen. Sie stehlen mir nichts von meiner Zeit«, meinte Antje.

      Dr. Anders kam auf den Grund seines Besuches zu sprechen. Er hatte den Eindruck, dass Antje Büchner nicht hören wollte, was er ihr zu sagen hatten.

      Ihre Nase war leicht gekräuselt, ihr Blick hatte sich verdüstert. In ihrer Haltung war Ablehnung zu erkennen. Anscheinend schützte sie sich so vor der unangenehmen Nachricht, die sie offensichtlich erwartete.

      Der Chefarzt seufzte. »Leider kann ich Ihnen nichts Erfreuliches berichten, Fräulein Büchner.«

      Antje senkte den Blick und betrachtete ihre Hände. »Die Kolbert gibt Gideon nicht frei, sie will ihn behalten«, sagte sie leise.

      Mit dieser Nachricht hatte sie gerechnet, doch die Wahrheit sah für Antje noch schlimmer aus. Dr. Anders versuchte sie ihr so schonend wie möglich beizubringen.

      Er wählte seine Worte sehr vorsichtig und sprach nie direkt aus, was er meinte. Er umschrieb die Dinge, die zu schmerzlich für Antje gewesen wären, und gab nicht haargenau wieder, was Gideon Arendt gesagt hatte, sondern schwächte dessen Äußerungen nach Möglichkeit ab.

      An der Tatsache, dass Gideon Arendt von Antje trotz des Kindes nichts mehr wissen wollte, konnte Dr. Anders jedoch nichts ändern, die blieb bestehen, und sie bohrte sich wie ein Stachel in Antje Büchners Fleisch.

      Der Blick der jungen Frau irrte wie hilfesuchend durch den Raum. »Er will mich nicht mehr... Es ist nicht Kitty Kolbert, die ihn mir vorenthält ... Er hat genug von mir... Ich kann es nicht verstehen. Ich habe ihm alles gegeben - meine ganze Liebe: Wir waren so glücklich... Ich schränkte seine persönliche Freiheit nicht ein, zeigte für alles Verständnis, Wir hätten eine so wunderbare Zukunft vor uns haben können... Warum ... Doktor Anders? Warum?«

      »Wir können dem Leben keine Vorschriften machen, Fräulein Büchner. Selbst wenn wir uns noch so sehr dagegen auflehnen, wenn wir es absolut nicht verstehen können oder wollen - es kommt, wie es kommt, und wir können es nur hinnehmen. Die Orientalen haben dafür ein bestimmtes Wort. Sie zucken ergeben mit den Schultern und sagen: >Kismet<.«

      Antje schaute den Chefarzt unglücklich an. »Ich danke Ihnen dafür, dass Sie sich soviel Mühe gemacht haben.«

      »Ist nicht der Rede Wert«, entgegnete Dr. Anders.

      »Würden... würden Sie mich jetzt bitte allein lassen?«, fragte Antje Büchner mit Tränen in den Augen.

      26

      Antje Büchner schleppte sich durch die Wochen. Sie hatte an nichts Freude, aß wenig. Die Kollegen versuchten sie aufzuheitern, ihr zu neuem Lebenswillen zu verhelfen, doch sie sprach auf nichts an.

      Grau und trist war ihr Alltag. Grau und trist war ihre Erscheinung. Sie arbeitete lustlos, und sie bekam nur noch Aufträge zugewiesen, bei denen keine Ideen erforderlich waren.

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