Название: Krimi Sammelband 4005: Frohes Mörderfest - 4 Thriller in einem Band
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Триллеры
isbn: 9783745210514
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Nachdenklich runzelte sie die Stirn und kam zu dem Schluss, dass es besser sei, unverzüglich zu handeln. Katharina stieß die Tür auf und wagte sich entschlossen in den Flur der Wohnung, der nur durch einen schwachen Lichtstrahl erhellt wurde, der durch einen Türspalt am anderen Ende des Ganges drang. Vorsichtig ging sie weiter, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und der heimliche Besucher heftig mit ihr zusammenstieß. Er taumelte rückwärts und fiel zu Boden.
„Gewöhnlich entschuldigt man sich, wenn man andere Leute anrempelt, Herr Colditz“, bemerkte sie gelassen.
Der Mann musste sich auf dem Boden abstützen, um sein Gleichgewicht wiederzufinden. Verdutzt musterte er die Detektivin.
„Sie?“, stieß er schließlich hervor. „Was machen Sie hier?“
„Ich glaube, das müsste ich eher Sie fragen“, gab Katharina entrüstet zurück und stützte die Hände in die Hüften.
Dietrich Colditz war das, was man allgemein als schön bezeichnete. Er hatte blonde Haare und große schwarze Augen, die etwas ungemein Verführerisches ausstrahlten. Sein Kinn wirkte fest und energisch. Die schmalen Wangen unter den geschwungenen Backenknochen zeugten davon, dass sich der Mann erfolgreich an seine Diät hielt. Lediglich die kleine, etwas zu breit geratene Nase tat der Regelmäßigkeit seiner Züge Abbruch. Trotzdem wirkte er auf Frauen unwiderstehlich. Er trug einen Smoking mit weißer Weste. Eine rote Krawatte gab seinem Anzug den letzten Pfiff.
Katharina bemerkte, dass er krampfhaft nach einer passenden Antwort suchte, aber das einzige, was ihm einfiel, war ziemlich banal.
„Das geht Sie gar nichts an.“
Er stand auf, klopfte sich den Staub von der Kleidung und baute sich trotzig vor Katharina auf. Sie lächelte.
„Jetzt werde ich mal einen Blick in das Zimmer da drüben werfen“, kündigte sie an.
Sie machte einen Schritt nach vorn. Er beobachtete sie mit finsterer Entschlossenheit, während sie ihn ganz sanft zur Seite schob. Als sie sich wieder zu ihm umdrehen wollte, schlug er mit einer Vase zu, die er von dem kleinen Schrank genommen hatte. Er hatte auf ihren Hinterkopf gezielt, aber ihre abrupte Bewegung rettete sie. Die Vase sauste an ihrem rechten Ohr vorbei. Es gelang ihr, einem weiteren heimtückischen Schlag auszuweichen, dann verpasste sie ihm einen kräftigen Schlag an die Schläfe. Seine Hand öffnete sich und die Vase polterte zu Boden. Der Mann sackte zusammen. Gedankenvoll betrachtete Katharina ihr Opfer.
Dietrich Colditz befand sich im Land der Träume und würde wohl auch noch einige Zeit dort verweilen. Seufzend ging sie auf den Salon zu. Das breite Atelierfenster gab den Blick auf die Spree frei. Widerstrebend wandte sie ihre Augen von der herrlichen Aussicht und blickte auf den leblosen Oberkörper, der über dem großen Metalltisch hing. Der Mann saß auf der äußeren Kante des Stuhls. Die eigenartig abgewinkelten Arme hingen an den Seiten herunter. Jede Hand umklammerte den Griff einer Schublade. Die linke Wange des Toten ruhte auf der Schreibtischplatte. Seine Augen waren weit geöffnet. Er bot keinen sympathischen Anblick. Seine kleinen schwarzen Augen lagen eng nebeneinander. Die Nase war platt, und der riesige Mund, reichte beinahe von einem Ohr zum anderen. Die Stirn des Mannes war von Falten durchzogen, während der kahle Kopf wie poliert aussah. Nur im Nacken und über den Ohren sprießten noch spärliche Haare.
Die Todesursache war nicht zu übersehen. Der Hinterkopf wies eine blutverkrustete Wunde auf. Katharina bückte sich, um die Mordwaffe näher zu untersuchen. Es handelte sich um die etwa zwölf Zentimeter große Statue einer jungen Frau. Der Bronzesockel war blutverschmiert. Langsam richtete sich Katharina wieder auf.
„Fröhliche Weihnachten“, murmelte sie.
2
Jedes Mal, wenn Katharina einer Leiche gegenüberstand, stürzten sämtliche Probleme, die sich bei einem gewaltsamen Tod erheben konnten, gleichzeitig auf sie ein. Die Lage erforderte es dringend, dass sie sofort die Polizei verständigte. Mit schnellen Schritten entfernte sie sich vom Schreibtisch. Nachdem sie ein Taschentuch um ihre Hand gewickelt hatte, drückte sie die Klinke der Tür herunter, die in den Nebenraum führte. Es handelte sich um das Schlafzimmer. Hier herrschte eine heillose Unordnung. Das Bett war nicht gemacht, und die beiden Schränke standen offen. An der Innenseite einer Tür hingen mehr als drei Dutzend Krawatten in allen möglichen Farben. Wahllos zog Katharina ein ganzes Bündel heraus und kehrte rasch zu Dietrich Colditz zurück, der noch immer am Boden lag. Mit einigen geschickten Griffen fesselte sie den Mann. Schließlich vollendete sie ihr Werk damit, dass sie die auf den Rücken gebundenen Hände ihres Opfers mit den Füßen so eng verband, dass er dalag wie ein Paket. Sie drehte ihn seitwärts. Infolge dieser unbequemen Lage würde Colditz wahrscheinlich unter Krämpfen zu leiden haben, aber wenigstens konnte er nicht mehr bewegen.
Mit Befriedigung betrachtete sie ihre Arbeit, dann machte sie sich auf die Suche nach einem Telefon. In der ganzen Wohnung fand sie keinen Apparat. Schließlich musste sie ins Treppenhaus hinausgehen und ihr Glück bei den Nachbarn versuchen. Der zweite Mieter, den sie störte, war ein schüchterner und höflicher Mann, dessen hochrotes Gesicht bereits die drohende Leberkrise ankündigte, die unweigerlich am nächsten Morgen auf den üppigen Festbraten folgen musste.
„Das Telefon ist dort“, sagte er und deutete auf einen kleinen Tisch im Flur. Dann fragte er mit plötzlicher Besorgnis: „Ist es ernst?“
Katharina schüttelte den Kopf.
„Er leidet nicht mehr.“
„Das ist gut. Ich lasse Sie allein, sonst wird mein Essen ganz kalt. Wenn Sie gehen, brauchen Sie nur die Tür hinter sich zuzuziehen.“
Im ersten Moment war Katharina versucht, die Nummer der Polizei zu wählen, doch dann kam ihr eine bessere Idee.
„Hallo?“, fragte sie, als am anderen Ende abgenommen wurde. „Ist dort Kommissar Reese?“
„Sind Sie es, Frau Ledermacher?“
„Ja.“
„Was gibt es denn?“
„Sie müssen sofort kommen.“
Er lachte.
„Von wegen. Ich esse gerade und denke nicht daran, meine Mahlzeit zu unterbrechen.“
„Es geht um Mord. Sie können sich Ihren Pflichten nicht СКАЧАТЬ