Название: Sammelband 6 Krimis: Die Konkurrenten und andere Krimis für Strand und Ferien
Автор: Walter G. Pfaus
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745203431
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„Kennt deine Frau die Carmen näher?“
„Das musst du sie schon selber fragen.“
„Und wo ist sie? Im Haus?“
„Meine Frau im Haus? Wo denkst du hin? Wo es so viel zu erzählen gibt, bleibt meine Frau doch nicht im Haus. Das solltest du eigentlich wissen.“
„Ja“, seufze ich. „Ich kann es mir denken. Hat sie gesagt, wo sie hin will?“
„Sie wollte zum Pfarrer. Aber ob sie da noch ist?“ Er zuckt mit den Schultern. „Vielleicht ist sie ja auch noch gar nicht bis zu ihm gekommen. Wenn sie heimkommt erfahre ich es.“
„Die Carmen ist doch damals mit irgend so einem Kerl abgehauen“, sagt Marina.
„Ja, ich weiß“, antworte ich. „Auf die Bitte ihrer Mutter habe ich den Kerl mal überprüfen lassen. Er heißt Fred Dobermann. Die Kollegen in Ulm haben dem Dobermann dann auch einen Besuch abgestattet. Eine junge Frau, die sich als Carmen Langer ausgewiesen hat, war bei ihm. Er hat den Kollegen versichert, dass er mit der Carmen seine große Liebe gefunden hätte. Richtig glauben konnten es die Kollegen in Ulm nicht. Aber nachdem die Carmen ihnen bestätigt hat, dass sie freiwillig bei dem Mann ist, mussten sie wohl oder übel abziehen. Dobermann ist in Ulm kein Unbekannter. Man verdächtigt ihn mit Rauschgift zu handeln. Außerdem soll er sich an Autoschiebereien beteiligt haben. Und er stand schon unter Mordverdacht. Er soll einen Autohändler umgebracht haben. Aber man hat ihm nie was nachweisen können.“
„Das klingt ja ziemlich beunruhigend“, sagt Max erschrocken.
„Das fand ich auch. Aber offensichtlich wurde er in den letzten Wochen und Monaten nicht mehr auffällig, sonst hätten mich die Kollegen informiert.“
„Ich frag mal die Barbara“, schlägt Marina vor. „Vielleicht weiß die mehr. Sie und die Carmen waren doch mal befreundet.“
„Gut, mach du das“, sage ich.
*
IN DIESEM MOMENT FÄHRT Pfarrer Gottwald mit dem Fahrrad in den Hof. Er lehnt das Rad an die Hauswand. Der Pfarrer ist ein großgewachsener, kräftig gebauter Mann mit dunkelblondem, schon etwas schütterem Haar und sympathischer Ausstrahlung. Er trägt eine schwarze Hose und einen hellgrauen Pullover.
„Ist das Kind da drin?“ fragt er Max und deutet auf das Garagentor.
„Da können Sie jetzt aber nicht rein“, halte ich ihn zurück. „Wegen der Spuren. Schließlich wollen wir ja herausfinden, wer das Kind da abgelegt hat. Und die von der Spurensicherung waren noch nicht da.“
„Das Kind ist tot, Herr Pfarrer“, sagt Marina. „Die letzte Ölung kommt da zu spät.“
„Haben Sie eine Ahnung, wer die Mutter des Kindes sein könnte?“ frage ich den Pfarrer.
„Ich könnte da jetzt das weitergeben, was mir die Frau Hufnagel erzählt hat...“
„Das wissen wir schon“, sage ich. „Sie kennen doch alle im Dorf. Wissen Sie, wer zurzeit schwanger ist?“
„Ich kenne nicht alle. Nur meine Schäfchen, also Katholiken. Und von denen sind nur die Helen Maurer und Christine Grassel schwanger. Die eine ist im sechsten, die andere im siebten Monat. Sonst wüsste ich im Moment keine. Sie kennen doch sicher mehr Leute, als Polizist.“
„Wir werden auf jeden Fall ein paar Besuche machen müssen“, sage ich.
„Könnte ich mich mal mit der Barbara unterhalten?“ wendet sich Marina an den Pfarrer. „Sie war doch mit der Carmen befreundet.“
„Ich weiß nicht“, zögert Pfarrer Gottwald. „Es geht ihr gerade nicht besonders. Sie hat wieder mal einen ihrer MigräneAnfälle. Das nimmt sie immer ziemlich mit.“
„Ich werde sie nicht lange aufhalten.“
„Gut, wenn ich hier ohnehin nichts tun kann...“ Er geht zu seinem Fahrrad. „Kommen Sie. Reden wir mit der Barbara. Ich fürchte nur, sie wird auch nicht mehr wissen.“
„Ich komme dann nach, wenn die von der Spurensicherung hier fertig sind“, sage ich.
Die beiden gehen weg. Pfarrer Gottwald schiebt sein Rad neben Marina her.
Max und ich stehen jetzt blöd vor dem Garagentor herum. Der Händelmate ist schon wieder ein Stück näher gekommen. Aber so richtig traut er sich doch nicht.
Dann kommen sie endlich. Erst zwei Autos. Dann kommt noch ein weiteres hinterher. Die drei Autos spucken vier Männer und eine Frau aus. Ich kenne nur den Joachim Großmann. Ich kläre ihn kurz auf und ziehe das Garagentor hoch. Der Kollege, der zuletzt gekommen ist, hat eine Kamera dabei. Er macht eine Menge Fotos von dem toten Kind. Dann setzt er sich wieder in seinen Wagen und fährt weg.
„Mit Spuren ist da wohl nicht viel“, sage ich zu Großmann.
„Nein, Betonboden gibt nicht viel her. Wir werden uns auf das Kind und das Tuch beschränken müssen.“
„Wie hoch sind die Chancen, dass man herausfindet, wer die Mutter ist?“
„Das ist Arbeit der Kollegen in Ulm und deine“, sagt Großmann.
„Vermutlich bleibt es an mir alleine hängen“, sage ich. „Die in Ulm haben im Moment Personalmangel.“
„Ich habe davon gehört. Aber ich denke, es ist ohnehin besser, wenn du das zunächst alleine machst. Du kennst doch die Leute hier. Und du weißt, wie du mit ihnen umgehen musst. Das hat sich doch bisher gut bewährt. Außerdem, so viele Schwangere wird es sicher nicht geben.“ Er deutet zur Garage. „Und in dem Fall, gegeben haben.“
„Könnte ja auch eine von auswärts sein“, vermute ich.
„Kann sein, kann auch nicht sein. Wenn du uns eine Verdächtige hast, können wir das an Hand von DNA schnell feststellen, ob sie die Richtige ist.“
„Was ist es denn? Mädchen oder Junge?“
„Mädchen. Vermutlich eine Frühgeburt. Näheres kann ich dir in zwei Tagen sagen.“
Ich sage nicht, dass ich eventuell schon jemanden habe. Ich will nicht voreilig sein. Das ist nicht meine Art. Außerdem glaube ich grundsätzlich nichts, was von der Hufnagel kommt. Damit bin ich bisher recht gut gefahren.
Eine halbe Stunde später war alles vorbei. Der Hof von Max Hufnagel war wieder frei. Selbst der Martin Händele hat sich verzogen.
Ich setze mich in meinen blauweißen DienstJaguar und fahre als erstes zu Carmens Mutter.
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