Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung - Alfred Bekker страница 49

СКАЧАТЬ Indizienkette wird jedes Gericht überzeugen", entgegnete Lorant ironisch.

      Diese Ironie entging Steen allerdings komplett.

      "Ich weiß Ihr Kompliment zu schätzen."

      "Ich nehme an, Sie sind nicht nur hier, um mir von Ihren Erfolgen zu berichten und mich mit einer Zeitung zu versorgen, Herr Steen."

      "Das ist richtig."

      Lorant hob die Augenbrauen.

      "Also?"

      "Heute Morgen hat die Polizei in Aurich die Leiche einer jungen Frau namens Frauke Oltrogge gefunden. Sie lag seit mindestens zwölf Stunden tot in ihrem Wagen, den der Täter in einen Graben hineinrollen ließ. Sie wurde vermutlich erschlagen."

      "Und es hat mehr als einen halben Tag gedauert, bis das jemand bemerkt hat?"

      "War eine einsame Stelle. Und Autos, die einfach irgendwo in der Gegend abgestellt anstatt ordnungsgemäß entsorgt werden, gibt es ja leider öfter mal."

      Lorant zuckte die Achseln. Noch wusste er nicht richtig, worauf Kriminalhauptkommissar Meinert Steen eigentlich hinauswollte.

      "Und was habe ich mit all dem zu tun?", fragte der Detektiv.

      "Frauke Oltrogge hatte eine Ihrer Visitenkarten bei sich."

      "Beruflich nannte sie sich nicht zufällig 'Melinda' und arbeitete im X-Ray?"

      "Genau das."

      "Mehr weiß ich leider auch nicht über Sie."

      "Ach, kommen Sie schon, Lorant. Tragen Sie wenigstens ein bisschen zur Aufklärung dieser Sache bei!"

      Lorant atmete tief durch, trank seinen Kaffee leer, schob dann den Teller mit dem Mohnhörnchen ein Stück von sich weg.

      "Frauke alias Melinda wollte sich mit mir in einem Emder Lokal treffen. Ich hatte sie im X-Ray getroffen. Sie hat mich auf dem Klo abgepasst und mir die Karte fast entrissen!"

      "Sie Ärmster."

      "Zum Treffpunkt ist sie leider nicht gekommen, und ich habe nicht die geringste Ahnung, was sie mir vielleicht sagen wollte." Lorant machte eine kurze Pause. Dann fragte er: "Lag in Fraukes Wagen eine Boßel-Kugel?"

      "Weiß ich nicht. Ich habe die Kollegen nicht gefragt."

      "Dann tun Sie's jetzt."

      "Wieso?"

      "Weil es wichtig ist! Ich sage Ihnen anschließend, warum."

      Steen runzelte die Stirn. Dann holte er sein Handy hervor, tippte eine Kurzwahltaste und war wenig später mit seinen Auricher Kollegen verbunden. Das Gespräch war nur kurz. Aber Lorant wusste einen Augenblick später, was er wissen wollte.

      "Es war tatsächlich eine Boßel-Kugel im Wagen."

      Lorant griff in die Jackettinnentasche und holte die Mitgliederliste der Söipkedeeler hervor. Er überflog sie, suchte einen bestimmten Namen.

      Oltrogge, Erich.

      Oltrogge, Wiard

      Oltrogge, Jan

      Oltrogge, Frauke.

      Sie war also dabei.

      "Was haben Sie da?", fragte Steen.

      "Die Mitgliederliste eines Boßel-Vereins."

      Lorant reichte seinem Gegenüber die Liste. Steen betrachtete sie stirnrunzelnd, während Lorant fortfuhr: "Gretus Sluiter, Frank Purwin, Eilert Eilers und Frauke Oltrogge -—all diesen Mordopfern wurde eine Boßel-Kugel beigelegt. Und außerdem stehen sie auf dieser Liste. Ich glaube Ihnen ja gerne, dass dieser Tom Tjaden ein paar krumme Geschäfte gemacht hat und dafür hinter Gitter gehört."

      "Krumme Geschäfte? Er hat die Leute aus dem Weg geräumt, die ihm gefährlich wurden, Lorant! Sie beschönigen da einiges ganz schön."

      "Und Gretus Sluiter? Was hatte er mit Tjaden zu tun?"

      "Was weiß ich? Vielleicht hat er heimlich auch bei Tjaden gezockt und hatte Schulden. Das kriegen wir alles heraus, verlassen Sie sich darauf."

      Lorant schüttelte den Kopf.

      "Nein, der Mörder wollte etwas anderes. Er wollte niemanden verschwinden lassen, ausknippsen, wie man im Mafia-Jargon sonst gesagt hat. Er wollte jemanden bestrafen, etwas demonstrieren. Diese Boßel-Kugeln, das ist doch wie eine Art Grabbeigabe!"

      Meinert Steen blickte Lorant mit einem Gesichtsausdruck an, in dem sich Befremden mit einem Zug mischte, der fast wie Mitleid wirkte.

      "Ach, Lorant. So einen Mist können Sie vielleicht Ihren Klienten erzählen..."

      Er erhob sich, tickte dabei auf die zusammengefaltete Zeitung.

      "Lesen Sie, was passiert ist, Lorant!", lachte Steen und zwinkerte dem Detektiv zu. "Ich hab's Ihnen ja gesagt."

      Als Steen die Tür erreicht hatte, rief Lorant: "Herr Steen!"

      "Ja?"

      "Wenn ich den Täter habe, soll ich dann Sie anrufen oder Ihre Kollegen aus Aurich?"

      ––––––––

      36.

      Lorant fuhr nach Emden, suchte ein Geschäft, in dem man Farbkopien erstellen konnte, und ließ dort ein paar Duplikate des Fotos von Eilert Eilers machen.

      Am späten Vormittag machte sich Lorant auf den Weg Richtung Oldenburg. Mit dem Foto von Eilert Eilers wollte er in der Raststätte Huntetal hausieren. Schließlich war es ja möglich, dass sich jemand an Eilers erinnerte.

      Etwa eine Stunde brauchte Lorant, bis er die Raststätte erreichte. Es begann, wie aus Eimern zu regnen. Vor dem Restaurant war nur noch ein Behindertenparkplatz frei.

      Was nun?, ging es ihm durch den Kopf. Politisch korrekt bleiben oder nass werden?

      Lorant suchte sich einen Parkplatz im Windschatten eines Zwanzigtonners, stieg schnell aus, riss sein Longjackett an sich und zog es so schnell wie möglich an. Er schloss den Wagen ab, rannte dann zum Restaurant-Eingang. Das Wasser tropfte ihm von der Nase.

      Das hast du nun davon, dass du den rechtschaffenen Polizisten in dir immer noch nicht losgeworden bist!, dachte er.

      Lorant ging am Salatbüffet vorbei. Es herrschte drangvolle Enge im Lokal. Das lag vielleicht an dem Stau, der auf der A1 gemeldet worden war. Da dachte sich der eine oder andere wohl: Besser erst einmal was essen und abwarten, ob sich der Stau nicht in einer Stunde in Wohlgefallen aufgelöst hat!

      Lorant stellte sich in die lange Schlange, nahm sich auch ein Tablett. Er überlegte noch, СКАЧАТЬ