Название: Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745205053
isbn:
"Ist es zu dem Essen gekommen?"
"Nein. Jemand rief an und Eilert war danach wie ausgewechselt. Er meinte, er müsste noch mal kurz weg."
"Und dann ist er weggefahren?"
"Ja."
"Sie haben keinen Schimmer, wohin die Fahrt ging?"
"Nein." Frau Eilers seufzte hörbar. "Das hat ein Theater gegeben, kann ich Ihnen sagen. Meine Schwiegertochter war alles andere als begeistert davon, dass Eilert noch mal weggefahren ist. Wie ein Rohrspatz hat sie herumgeschimpft. Ich habe mich da rausgehalten. Ist das Beste so. Zwischen den beiden ging's ja manchmal hoch her, aber ich glaube, wenn ich noch dazwischengegangen wäre, wäre es nur noch schlimmer gewesen."
"Hat Eilert Ihrer Tochter gesagt, wer ihn angerufen hat?"
"Das weiß ich nicht."
"Ich meine, er muss seiner Frau doch eine plausible Erklärung darüber abgegeben haben, wieso er das gemeinsame Essen am Hochzeitstag quasi geschmissen hat!"
"Ja, wo Sie das jetzt so sagen, klingt das sehr einleuchtend, Herr Kommissar."
"Bitte versuchen Sie sich zu erinnern! Jede Kleinigkeit könnte wichtig sein..."
Fra Eilers machte ein ziemlich angestrengtes Gesicht. "Ihre Kollegen haben uns das alles ja schon gefragt und soweit ich weiß, hat Eilert auch meiner Schwiegertochter nicht gesagt, wer da angerufen hat."
"Sie kannten Ihren Sohn doch am besten."
Du sprichst in der Vergangenheit von ihm und diese Frau hofft vielleicht noch, dass er lebt!, rief sich Lorant ins Gedächtnis.
Aber diese Feinheiten entgingen Frau Eilers. Sie war in Gedanken. In ihrem Hirn schien es zu arbeiten. Sie kratzte sich am Kinn, ihr Blick ging ins Nichts.
Dann schüttelte sie den Kopf. "Ich wüsste nichts, was Ihnen weiterhelfen könnte. Tut mir leid."
"Hat Ihr Sohn irgendetwas Besonderes mitgenommen auf diese Fahrt?"
"Nicht, dass ich wüsste. Er sagte nur: Soo'n Schiet, jetzt muss ich noch tanken."
"Könnte man so auffassen, als ob er eine längere Fahrt vor sich hatte."
"Möglich. Ich meinte noch: Mutt dat denn sein, so spät noch? Und er meinte: Dat mutt! Für tausend Euro mutt dat!"
"Tausend Euro für einen einzigen Abend? Muss ein toller Job gewesen sein..."
"Jau, ich hatte ja auch kein gutes Gefühl dabei." Sie seufzte. "Dat war sicher nich alles in Ordnung, was er gemacht hat, aber ein schlechter Junge war deshalb auch nich!"
"Ist es schon zuvor mal vorgekommen, dass er sich nach einem Anruf in den Wagen gesetzt hat und mit unbekanntem Ziel losgefahren ist?"
"Ja, höchstens wenn sein Arbeitgeber irgendwelche Aufgaben für ihn hatte."
"Tom Tjaden? Sprechen Sie von dem?", fragte Lorant
"Ja, so war der Name! Tjaden!"
"Ihr Sohn war doch Barmann im X-Ray."
"Ja, aber Tjaden hat ihn wohl auch darüber hinaus für andere Aufgaben angestellt."
Aufgaben!, dachte Lorant. Ein harmloser Ausdruck, für das, was vermutlich dahintersteckte.
Lorants Erffahrung als Ex-Polizist sagte ihm, dass Eilers wahrscheinlich von Leuten wie Tjaden für die Drecksarbeit rekrutiert wurde: missliebigen Konkurrenten oder säumigen Schuldnern die Beine brechen, vielleicht auch Dienste als Drogenkurier.
Fest stand wohl, dass jemand Eilers einen Bombenjob angeboten hatte.
"Was waren das für Aufgaben?"
"Genau hat Eilert sich da nicht drüber ausgelassen. 'Ma, du bist einfach zu neugierig', hat er immer gesagt. Ich glaube, einmal hat er mitgeholfen, in Tjadens Villa in Leer Parkett zu legen. Da hat Eilert noch so geflucht, weil seine Knie ganz durchgescheuert waren. Er hatte nämlich den ganzen Tag darauf herumrutschen müssen. Ich weiß, nach dem Krieg, da habe ich mal mitgeholfen einen..."
Lorant unterbrach sie.
"Haben Sie ein Foto Ihres Sohnes, das Sie mir für Fahndungszwecke zur Verfügung stellen könnten?"
Frau Eilers wirkte im ersten Moment etwas erstaunt, dann nickte sie.
"Ja, sicher! Warten Sie einen Moment..."
Wenig später brachte sie einige Fotos ihres Sohnes herbei. Lorant nahm sich das jüngste. Ein Passfoto, das laut Aufdruck des Fotolabors keine zwei Jahre alt war. "Sie bekommen es zurück", versprach er.
"Darum möchte ich auch gebeten haben!"
"Noch eine Frage."
"Aber bitte, Herr Kommissar!"
"Hat Ihr Sohn eigentlich auch geboßelt?"
"Ja und wie!"
"War er in einem Verein?"
"Bei den Söipkedeelern! Früher hatten wir nämlich einen Hof in der Nähe von Forlitz-Blaukirchen. Wissen Sie, wo das Große Meer ist?"
"Weiß ich."
"Ja, da ganz in der Nähe. Aber als mein Mann starb, da konnten wir den Hof nicht mehr halten. Und unser Eilert, der ist ja nun gar nicht so für die Landwirtschaft zu haben. Natürlich hätten wir den Hof auch umbauen können, aber Swantje hat damals gesagt, ich heirate den Eilert nur, wenn wir in ein richtiges Haus ziehen, wo man nicht gleich in den Kuhfladen tritt, wenn man bei der Tür rausgeht, und es überall nach Gülle riecht." Die alte Dame seufzte. "Ja, so sind sie die jungen Dinger! Wollen keinen Bauern mehr heiraten! Aber ganz im Vertrauen: Dass der Eilert kein Bauer wird, das habe ich schon gewusst, bevor er die Schule fertig hatte. Der hatte einfach kein Geschick dafür. In so einem Nachtclub hinter der Bar stehen, das war wohl das Richtige für ihn. Gut, dass mein Mann das nicht mehr erleben musste, der hätte sich im Grabe umgedreht, wenn er das noch hätte erfahren müssen! 'Ne Zeitlang hat der Eilert ja im Emder Außenhafen gearbeitet. Ist ja auch nix Dolles, aber immerhin konnten wir da noch in die Kirche gehen, ohne dass sich alle nach uns umgedreht haben. Aber jetzt!" Sie seufzte zum Steinerweichen. Die Last eines langen Lebens schien darin zu leben. "Gut, dass wir den Hof verkauft haben und umgezogen sind, kann ich da nur sagen."
"Aber seinem Boßel-Klub hat Eilert auch nach Ihrem Umzug die Treue gehalten?"
"Das hat er. Kickers Emden hat Eilert nach der letzten Saison den Rücken gekehrt und seine Fahne im Garten verbrannt. Aber wenn die Söipkedeeler auf Tour gehen, dann war er bis heute immer dabei." Sie beugte sich etwas vor. "Hier in Twixlum sind wir ja eigentlich auch nur Zugezogene!", verriet sie Lorant dann im gedämpften Tonfall der Vertraulichkeit.
––––––––
29.
СКАЧАТЬ