Название: Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745205053
isbn:
„Das mach ich. Aber für dich heißt der Kerl Kommissar Dietrich.“
„Ach, Robert! Jetzt hör doch mit diesem Spießerquatsch auf. Ich glaube, dein Ex-Kollege ist eigentlich ganz locker. Könntest du dir eine Scheibe von abschneiden.“
„Danke, so etwas hört man immer gern, wenn man es gerade geschafft hat, die Augen für fünf Minuten am Stück offen zu halten.“
„Spaß beiseite: Auch Gerath hat angerufen. Aber er hat nicht gesagt, was er von dir will.“
„Ich kann es mir schon denken.“
„So?“
„Der Auftrag ist erfüllt. Wer seinen Geschäftsführer Frank Severin umgebracht hat, interessiert ihn nicht.“
„Vielleicht mit gutem Grund“, meinte Vanessa.
„Warum?“
„Meiner Ansicht nach scheidet er als Auftraggeber des Mordes an Severin keineswegs aus“, sagte sie. „Eifersucht ist eines der ältesten und häufigsten Mordmotive. Und dazu eines der stärksten. Das passt perfekt!“ Berringer rieb sich mit einer Hand durchs Gesicht und murmelte: „Wir unterhalten uns später darüber.“
Er wollte die Verbindung schon unterbrechen, da sagte sie hastig: „Ach, noch was.“
„Ja?“
„Soll ich mit den Nachforschungen über diesen Matthias Gerndorf fortfahren? Ich meine, Golf fahren ist weder strafbar noch für Herrn Gerath lebensgefährlich, also kann auch niemand etwas dagegen haben, dass Gerndorf auf einer öffentlichen Straße in seinem Wagen sitzt.“
„Ich möchte alles über den Kerl wissen.“
„Bezahlt uns auch jemand diese Nachforschungen? Du weißt, dass ich immer auch ein bisschen darauf achte, dass genug Geld reinkommt, sonst bin ich meinen Arbeitsplatz im Handumdrehen wieder los, wenn du pleite machst.“
„Das passiert schon nicht. Keine Sorge.“
„Trotzdem ...“
Berringer unterdrückte ein Gähnen, bevor er schließlich antwortete: „Ruf einen gewissen Fernholz an. Seine Nummer steht im Adressenverzeichnis unseres Rechners, falls ich schon dazu gekommen sein sollte, die Daten nachzutragen. Sonst liegt ein Zettel in der Nähe des Bildschirms.“
„Da liegt ein Zettel“, stellte Vanessa etwas ernüchtert fest.
„Sag ihm, dass ich alles daran setzen werde, Gerndorf ausfindig zu machen. Ein Betrüger ist er nämlich ganz unabhängig davon, ob er vielleicht noch irgendwelche schlimmeren Dinge im Schilde führt.“
Berringer machte sich fertig. Zum Frühstücken war keine Zeit. Er zog sein gefüttertes Longjackett an, ging durch eiskalte Luft zu seinem Wagen, den er in der Nähe des Hafens abgestellt hatte, stieg ein und startete. Wenig später hatte er sich in den Verkehr eingefädelt.
Von unterwegs rief er Dietrich über die Freisprechanlage an. Der war wie elektrisiert.
Wie berauscht vom Erfolg seiner Ermittlungen redete er drauflos wie ein Wasserfall.
„Der Kerl, den du auf der BOOT geschnappt hast, ist schließlich umgefallen und hat uns wertvolle Hinweise geliefert“, berichtete er. „Commaneci hat das Rollkommando für die Messe angeheuert. Es geht dabei um hohe Spielschulden, die Andreas Gerath bei Commaneci hat. Wir vermuten, dass er die Schuldscheine, die Andreas Gerath unterschrieben hat, gezielt von einigen anderen Unterweltgrößen zusammengekauft hat, um ein Druckmittel gegen den alten Gerath zu haben. Offenbar will Commaneci auf diese Weise erreichen, dass seine Geschäfte über Avlar Sport auch nach dem Tod des Geschäftsführers reibungslos weiterlaufen.“
„Ihr glaubt, dass diese Bande auch für die Schüsse auf Gerath beziehungsweise den Tod seiner Pferde verantwortlich ist?“
„Wir gehen davon aus“, bestätigte Dietrich. „Du klingst irgendwie so skeptisch.“
„Ich weiß nicht. Was ist mit dem Mord an Frank Severin? Commaneci und seine Leute müssten doch bescheuert sein, wenn sie ihren treuen Vasallen aus dem Weg räumen.“
„Er war wohl in letzter Zeit nicht mehr so treu, wie er hätte sein sollen. Aber wir sind mit unseren Ermittlungen ja schließlich auch noch nicht am Ende.“
„Klar.“
„Du musst übrigens auch noch zu uns kommen. Schließlich bist du ein wichtiger Zeuge – vor allem hinsichtlich der Ereignisse auf der BOOT.“
„Hat sicher noch ein bisschen Zeit, oder?“
„Ein bisschen schon. Aber denk dran.“
„Ich werde es nicht vergessen.“
„Wenn du die Aussage schon mal vorformulieren würdest, wäre das nicht schlecht und würde uns einiges an Arbeit ersparen. Du weißt ja, wie so ein Zeugenprotokoll auszusehen hat.“
„Sicher.“
„Gerath ist übrigens in groben Zügen bereits informiert.“
„Dann wird er sich ja freuen.“
Etwa eine Dreiviertelstunde später traf Berringer bei der Villa der Geraths ein. Einer Villa, in der mittlerweile niemand mehr außer dem Unternehmer selbst lebte. Die Familie war in alle Winde verstreut, und Peter Gerath war dafür - zumindest nach Berringers Ansicht - der Hauptverantwortliche.
Die Wachmänner von SAFE & SECURE, die im Garten patrouillierten, wirkten wesentlich lockerer als sonst.
Gerath empfing Berringer in der Eingangshalle. „Ich hatte eine Nachricht von Ihnen auf der Mailbox“, sagte Berringer. „Es geht um Ihren Sohn.“
„Ja. Aber das war gestern. Inzwischen ist diese Angelegenheit zu meiner vollsten Zufriedenheit geregelt. Die Schurken sitzen hinter Gittern, und jetzt kommt es nur noch darauf an, dass die Justiz sie nicht gleich wieder laufen lässt.“
„Das wird sie schon nicht“, gab sich Berringer zuversichtlich.
In diesem Moment kam ein junger Mann die Freitreppe herab. Er sah Till Gerath ähnlich, dem unverwüstlichen Künstler, der außer der Kunst des Bildermalens noch die Kunst beherrschte, Unmengen von Alkohol zu trinken, ohne dabei zittrig zu wirken oder die Bewegungen nicht mehr kontrollieren zu können. Das, was ihn –
abgesehen von seinen Klamotten – von seinem jüngeren Bruder unterschied, war vor allem der Umstand, dass Andreas einfach einige Jahre jünger war.
Er trug einen kobaltblauen Anzug. Die Krawatte saß locker und hing ihm wie ein Strick um den Hals. Berringer fielen die roten Nasenlöcher auf. Entweder, der hatte Heuschnupfen, oder er zog sich mit dem Riechzinken öfter mal 'ne Line rein, überlegte er. Und da es für Heuschnupfen einfach noch etwas zu früh im Jahr war, blieb eigentlich nur die zweite Möglichkeit.
„Das ist mein Sohn Andreas. Wir haben uns ausgesprochen“, behauptete Gerath СКАЧАТЬ