Der Tempel der Drachen. Frank Rehfeld
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Название: Der Tempel der Drachen

Автор: Frank Rehfeld

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Историческая фантастика

Серия: Die Legende von Arcana

isbn: 9783745201987

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СКАЧАТЬ entdeckte er nur das flackernde Licht der Fackel, das unruhig über die Wände leckte. Es brach sich an Felsvorsprüngen und schuf bedrohlich anmutende Schatten, denen ein unheimliches Eigenleben innezuwohnen schien. Und womöglich, dachte er, war es ja auch mehr als nur Einbildung.

      "Ist es noch weit?", hörte er sich fragen. Seine eigene Stimme klang dumpf, und obwohl er leise gesprochen hatte, hallte sie durch das Gewölbe und wurde als vielfach verstärktes Echo von den Wänden zurückgeworfen.

      "Nicht sehr", antwortete Maziroc. "Du bist mein bester Schüler, und ich würde nichts tun, was dir schadet", fügte er seufzend hinzu, als hätte er nur darauf gewartet, dass Aylon das Schweigen brach. "Ich habe dich von Kindheit an großgezogen, und du bist fast wie ein Sohn für mich."

      Verwundert - und auch etwas verärgert - über den plötzlichen Themenwechsel schaute Aylon ihn an. "Das ändert nichts daran, dass du nicht mein Vater bist. Warum erzählst du mir nicht endlich, was du über meine Eltern weißt?"

      "Alles zu seiner Zeit." Mazirocs Stimme wurde eine Spur abweisender. "Wie ich dir versprochen habe, wirst du die Wahrheit nach deiner Weihe zum Magier erfahren, nicht früher. Aber vielleicht dauert es bis dahin ja nicht mehr so lange, wie du glaubst."

      "Was meinst du damit?"

      "Der Innere Zirkel selbst hat entschieden, dass du reif genug dafür bist. Die Weihe wird bereits in zwei Monaten stattfinden."

      "In ... zwei Monaten?" Etwas in Aylon sträubte sich gegen das, was er gerade gehört hatte. So lange wartete er schon darauf, aber die Freude, mit der er gerechnet hatte, kam nicht. Vielleicht war die Vorstellung einfach zu fantastisch, um ihre Bedeutung sofort zu verarbeiten, vielleicht lag es auch einfach an der Umgebung. Von allen Orten die er kannte, war dies sicherlich der ungeeignetste, um zu erfahren, dass die Krönung seines bisherigen Lebens jäh in so greifbare Nähe gerückt war. Maziroc musste es wissen, und für einen Moment fühlte Aylon Zorn in sich aufsteigen, dass der Magier ihn so grausam um den Zauber betrogen hatte, der diesem Augenblick angemessen gewesen wäre.

      "Zunächst jedoch wartet eine Aufgabe auf dich, die noch viel bedeutungsvoller ist", sprach Maziroc weiter. "Und sie ist gefährlich. Es hätte keinen Sinn, dir etwas vorzumachen." Er deutete auf die Mauer vor ihnen. "Hinter dieser Wand liegt eine Kammer. Charalon selbst, der Gründer unseres Ordens, versiegelte sie vor langer Zeit, während des großen Krieges gegen die Damonen, damit kein Unbefugter sie betreten kann, denn sie birgt eine Kostbarkeit von unschätzbarem Wert. Anschließend machte er sich auf, um die Dämmerschmiede zu erforschen, doch er kehrte niemals von dort zurück. Die Götter bestraften ihn hart für seinen Frevel und verwehrten ihm die Rückkehr nach Arcana. Deshalb rief er zwölf seiner engsten Vertrauten zu sich und gründete den Inneren Zirkel. Sogar diese zwölf sind sich untereinander fremd und erscheinen zu ihren Zusammenkünften in den Masken von Tieren, sodass es niemals geheime Absprachen oder gar Intrigen gegeneinander geben kann."

      "Aber wenn niemand sie kennt, wie können sie dann Aufträge erteilen?", wandte Aylon ein.

      "Charalon schickt einen Ssiraq, ein künstliches, seelenloses Geschöpf aus Eis, das nur zu diesem Zweck geschaffen wird und sich anschließend wieder in Nichts auflöst. Wichtig ist jetzt nur, dass Charalon die Dämmerschmiede nicht mehr verlassen und so auch nie das Siegel entfernen konnte. Nicht einmal die Mächtigsten unseres Ordens vermochten es zu brechen. Du hingegen ..."

      "Ich?", stieß Aylon ungläubig hervor. "Wie sollte ich etwas schaffen, was nicht einmal du kannst?"

      "Charalon glaubt, dass es dir gelingen könnte. Er gab mir durch den Inneren Zirkel den Auftrag, dich hierherzubringen. Zwar wirst auch du das Siegel nicht brechen können, es aber vielleicht umgehen, denn es reagiert auf mentale Impulse. Selbst die eines normalen Menschen wären zu stark. Bei dir jedoch besteht die Chance, dass es dich überhaupt nicht wahrnimmt."

      "Und ... wenn doch?"

      Maziroc zögerte mit der Antwort. "Dann wirst du sterben. Ich sagte ja, dass es nicht ungefährlich ist. Die Entscheidung, ob du es wagen willst, liegt allein bei dir. Ich werde dir weder dazu raten, noch dich davon abzubringen versuchen."

      Aylon schluckte schwer. "Was befindet sich denn überhaupt in der Kammer, das so wertvoll sein soll?", erkundigte er sich.

      "Charalons Reif, ein Skiil, dem gewaltige Kräfte innewohnen. Es ist mächtiger als alle Runen, Amulette und Kristalle, die ich dir je vererben könnte. Wenn es dir gelingt, den Reif zu holen, so gehört er gemäß Charalons Willen dir."

      Aylon senkte den Kopf. Widersprüchliche Empfinden stritten in seinem Innern. Erst Skiils verliehen einem Magier besondere Fähigkeiten, doch es gab nur eine begrenzte Zahl von ihnen, und die meisten besaßen nur eine geringe Kraft. Sie wurden sorgsam gehütet und von den Eltern auf ihre Kinder vererbt. Solange er aber nicht einmal wusste, wer seine Eltern waren, ob sie noch lebten oder ihm etwas hinterlassen hatten, war seine Chance gering, jemals eines zu erhalten, denn Maziroc, der mehrere derartige Kleinode besaß und sie ihm möglicherweise vererben würde, war zwar alt, doch das hatte nicht viel zu besagen. Nicht umsonst war er ein Magier, und allem Anschein nach besaß er ein Skiil, das ihn vor dem Altern schützte.

      Umso aufgeregter war Aylon aufgrund der sich ihm nun überraschend bietenden Aussicht, schon jetzt nicht nur irgendein Skiil von geringerer Macht zu bekommen, sondern sogar eines, das einst dem legendären Charalon gehört hatte.

      "Ich gehe", sagte Aylon er nach nur kurzem Zögern. "Sag mir, was ich zu tun habe."

      Mit keiner Reaktion gab Maziroc zu erkennen, wie er die Entscheidung aufnahm. "Du brauchst nur durch diese Wand zu treten."

      "Aber sie besteht aus massivem Stein!"

      "Das scheint nur so. Geh einfach hindurch. Wenn es dir gelingt, wirst du im Inneren der Kammer eine Schatulle sehen. Öffne sie und nimm ohne zu zögern den Reif. Streif ihn über dein Handgelenk, und kehr so schnell wie möglich zurück."

      Zweifelnd trat Aylon bis dicht vor die Mauer. Er atmete noch einmal tief durch, schloss dann die Augen und tat einen beherzten Schritt nach vorne. Das Gefühl war ähnlich wie beim Betreten der verbotenen Zone. Erneut verspürte er ein Kribbeln und meinte, in einen mit brodelnder Schwärze angefüllten Schacht zu stürzen, doch auch diesmal verging das Schwindelgefühl so schnell, wie es gekommen war.

      Als er die Augen wieder öffnete, befand er sich innerhalb der Kammer. Erleichterung überwältigte ihn, gepaart mit einem wilden Triumphgefühl. Er war durch das Siegel gegangen, und er lebte noch.

      Die Kammer war klein und bis auf einen roh zusammengezimmerten Tisch leer. Darauf stand die Schatulle, von der Maziroc gesprochen hatte. Es handelte sich um ein schlichtes Holzkästchen ohne die geringste Verzierung oder irgendetwas, das ihrem Inhalt angemessen schien. Mühelos klappte Aylon den Deckel auf. Der Behälter war mit rotem Samt ausgeschlagen, auf dem der Reif lag. Fast war Aylon bei seinem Anblick ein wenig enttäuscht. Der Reif bestand aus Gold, und in seine Oberfläche waren ihm unbekannte, vielfach ineinander verschlungene Runenzeichen eingraviert, ansonsten sah er jedoch wie ein ganz gewöhnliches Schmuckstück aus.

      Wie befohlen nahm Aylon ihn an sich und streifte ihn über sein Handgelenk. Er passte, als wäre er eigens für ihn angefertigt worden. Das Metall fühlte sich warm an und schien von innen heraus sanft zu pulsieren, als würde es leben. Vor Überraschung vergaß Aylon für einen Moment die Mahnung des Magiers und verharrte erstaunt, um das seltsame Phänomen zu ergründen. Einige Sekunden lang versuchte er, den Reif an seinem Gelenk zu drehen, doch dieser saß so fest, als wäre er mit seiner Haut verwachsen.

      Gleich darauf erschütterte ein СКАЧАТЬ