Название: Arizona Gunfighter - 10 Western: Sammelband Januar 2018
Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745202731
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Dan Flemming hoffte, dass sich vor seinen Augen kein blutiges Drama abspielen würde. Er brauchte diese Hoffnung, um sein Gewissen zu beschwichtigen.
Die Entscheidung kam schneller, als Dan erwartet hatte, von einem der Kerle durch einen Schuss ausgelöst, dessen scharfer Knall die Stille des beginnenden Morgens zerriss. Die harte Detonation ließ Dan zusammenzucken. Der Stagecoachfahrer hob sich vor seinen Augen wie trunken vom Sitz. Die Zügel entglitten seinen Händen, die in die Luft griffen. Die Zügel klatschten auf die Rücken der Gespannpferde nieder. Im nächsten Augenblick war der Fahrersitz leer, und der Körper des Fahrers schlug dumpf auf den Boden auf. Gleichzeitig erklang ein zweistimmiger Schrei aus dem Inneren der Stagecoach, und ein Revolver spie heißes Blei. Aufzuckende Flammenlichter verrieten, dass jemand aus der Stagecoach heraus schoss und mit seinen Kugeln die hinterhältigen Kerle suchte, die den Stagecoachfahrer vom Bode geschossen hatten.
Führerlos geworden stiegen die vordersten Gespannpferde auf die Vorderhand und die Stagecoach kam zum Halt. Eines der Zugtiere hing mit der Vorderhand über der Deichsel. Das schrille Wiehern des Pferdes erhöhte die Verwirrung, in die hinein die Revolverschüsse krachten.
„Komm heraus, Frank Rüdiger!“, tönte eine tiefe Bassstimme aus der Deckung der Schufte heraus. „Komm nur und bringe deinen Sohn gleich mit! Du bist am Ende, Rüdiger!“
Der Mann, der diese Drohung aussprach, hatte nicht unrecht. Die Stagecoach konnte nicht mehr weiterfahren. Eines der vordersten Tiere lag, von einer Kugel getroffen, im Geschirr, das andere konnte seine Vorderhand nicht von der Deichsel lösen. Die beiden Zugtiere dahinter traten auf der Stelle. Nur die dünne Stagecoachwandung gaben Vater und Sohn Deckung. Die Kugeln der Schufte schlugen durch die Verkleidung hindurch. Sicherlich lagen Vater und Sohn auf dem Boden der Coach. Man konnte das aus dem Aufblitzen des Mündungslichtes aus einem Spalt der Coachtür heraus schließen.
„Hannigan“, tönte es aus der Coach heraus, „ich will mich euch stellen, aber lasst meinen Sohn aus dem Spiel. Er ist noch ein Kind. Lasst ihn auf einem der Gespannpferde zur Ranch zurückreiten. An einem Kind könnt ihr euch nicht rächen, Hannigan!“
Ein missstimmiges, heiseres Gelächter wurde hörbar. Als es abbrach, sagte der Mann mit der Bassstimme wieder: „Ich habe nie gewusst, dass du um etwas bitten könntest, Rüdiger. Als Anführer der Boomers hast du sogar der Kavallerie Trotz geboten. Du hast dir eine Zukunft aufbauen und Reichtümer erwerben können. Wir wollen nur dein Geld und nicht dein Leben. Wenn wir dein Geld haben, kannst du mit deinem Sohn zu Fuß zur Ranch zurücklaufen. Ich verzichte auf eine Abrechnung mit dir, Rüdiger!“
„Hannigan, wenn ich das nur glauben könnte!“, drang es erregt aus der Stagecoach.
„Behauptest du noch immer, dass ich zu den Schuften gehöre, die dir den Rappwallach von der Weide holten? By Gosh, Rüdiger, eine solche Lappalie würde mich niemals zufriedenstellen. In Virginia musste ich deinetwegen das Land verlassen und habe nicht zu hoffen gewagt, dass ich dir noch einmal begegne. Diese Welt ist sehr klein geworden, Rüdiger. Einmal hast du mich durch das Gesetz jagen lassen können, doch hier bin ich der stärkere Mann, und all deine Fähigkeiten und Schläue nützt dir nichts mehr. Ich bin nicht allein, wie du wohl schon gemerkt haben wirst, ich habe Freunde bei mir.“
„Banditen wie du, Hannigan!“
„Ehrenmänner, die etwas dagegen haben, wenn jemand so viel Geld wie du mit sich herumschleppt. Wir wissen genau, wie viel Geld du für den Einkauf einer neuen Zuchtherde mit dir führst. Wir wollen dich um den ganzen Betrag erleichtern. Komm heraus, Rüdiger!“
Dan Flemmings Ruhe war zu Ende. Zuerst wurde es ihm ganz heiß, dann jagte ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Dieser Schauer verstärkte sich, als er die Stimme des Jungen hörte, der seinem Vater zurief:
„Gehe nicht hinaus, Dad, ich habe Angst! Bleibe bei mir, sie werden dich erschießen!“
Dan atmete schwer. Die Tatsache, dass in der Stagecoach ein Junge war zählte mehr als die Tatsache, dass der Rappe unter ihm sicherlich Frank Rüdiger gehörte. Die beiden Millards hatten ihn gestohlen. Sein Auftauchen würde ihn, Dan Flemming, als Pferdedieb stempeln. Im ersten Impuls hatte er absitzen wollen und sein Pferd langsam fortzuführen beabsichtigt, heraus aus der Reichweite der Stagecoach und der Banditen, heraus aus der tödlichen Gefahr, in der der echte Besitzer des Rappen sich befand. Dann jedoch siegte das Gefühl des Helfenmüssens in ihm. Wenn er jetzt davonschlich wie ein Coyote, hätte er sein eigenes Urteil gesprochen. Alles in Dan wehrte sich gegen diese erbärmliche Feigheit.
Nur einen Augenblick lang zögerte er noch, doch als er die drei Gestalten sah, die vor ihm zur Stagecoach hin lauerten, wusste er, dass Rüdiger ein toter Mann sein würde, sobald er das Gefährt verließ. Alle drei hatten ihre Waffen schussbereit im Anschlag. Sie würden ihr Versprechen nicht einhalten. Sie mussten befürchten, dass, wenn sie ihr Opfer davonkommen lassen würden, eine gnadenlose Jagd anheben würde, und dachten nicht daran, ein solches Risiko auf sich zu nehmen. Zum Glück zögerte Frank Rüdiger, denn die Worte des Jungen bannten ihn. Aber wie lange würde es noch dauern?
Dan konnte nicht länger warten, er musste handeln! Auf ihn allein, auf sein Auftreten kam es an. Er schwang sich aus dem Sattel und ließ den Rappen mit lang hängenden Zügeln stehen. Lautlos, wie der Schatten eines fliegenden Vogels bewegte er sich vorwärts. Er brauchte keine zehn Schritte zu machen, um im Rücken der Kerle zu sein. Er hätte jetzt ohne Anruf schießen können und den Kampf durch die Überraschung für sich entscheiden können, aber er brachte es nicht fertig, die Gegner aus dem Hinterhalt anzufallen. Er wusste, dass die Kerle nicht zimperlich waren und wohl an seiner Stelle nicht gezögert hätten, ohne Anruf zu schießen.
„Hoch mit den Händen!“, kam es fast schrill von Dans Lippen.
Nun, Dan rechnete nicht damit, dass sie diesem Befehl nachkommen würden, im Gegenteil, er hatte sich ausgerechnet, dass durch seine überraschende Aufforderung der Kampf erneut ausbrechen würde. Zwei Kugeln gingen dicht an ihm vorbei und hätten ihn getroffen, wenn er nicht sofort nach dem Befehl den Standort gewechselt hätte. Er hatte einen Sprung zur Seite gemacht und jagte noch in der Bewegung seine erste Kugel heraus. Er schoss auf den Mann, der als erster herumgeschnellt war und auf ihn feuerte. Er schickte sofort eine zweite Kugel hinterher, ohne in der Bewegung zu stocken. Noch bevor er einen festen Standort hatte, verließ die dritte Kugel den Lauf.
Drei Schüsse waren es, abgefeuert in schneller Bewegung, doch alle drei Schüsse trafen. Dem ersten Gegner wurde die Waffe aus der Hand geschleudert, dem zweiten zerschmetterte seine Kugel die Schusshand und die dritte Kugel drang dem letzten Banditen in die rechte Schulter. In wilden Sprüngen versuchten die drei nun aus ihrem Versteck zu entkommen.
Dan ließ sich zu Boden fallen. Nicht einen Moment lang hatte er die Übersicht verloren. Er wusste nur zu gut, dass der Kampf, wenn er ihn weiter austrug, sich jetzt zu seinen Ungunsten entscheiden konnte. Die Deckung der Büsche erwies sich für die Gegner zum Vorteil. Es war nicht zweckmäßig, ihnen zu folgen. Es war besser sie mit ein paar in die Luft gefeuerten Schüssen glauben zu machen, dass sie es mit einem starken Rudel von Gegnern zu tun hatten. Das wirkte mehr als der Versuch, sie an der Flucht hindern zu wollen.
Aufbrechender Hufschlag ließ Dan aufatmen. Jetzt schoss Rüdiger ebenfalls hinter den fliehenden Banditen her, die mit ihren Pferden in der Deckung der Büsche blieben. Hannigan und seine Kumpane gaben die Partie verloren.
„Dan, diesmal brauchst du keine Kerbe in deinen Colt zu schneiden“, sagte er im Selbstgespräch, dann rief er mit heiser schwingender Stimme zur Stagecoach СКАЧАТЬ